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Weihnachtskatze gesucht

Titel: Weihnachtskatze gesucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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einer fremden Gegend.
    Er schlappte ihr wieder über den Kopf.
    Kurz vor dem Eindösen fragte sie dann aber doch noch mal leise: »Was hast du mit Schleifen zu tun gehabt, weiser Ormuz?«
    »War oft zu Ausstellungen. Da kriegt man solche bunten Dinger. Das macht die Menschen dann stolz.«
    »Quatsch! Halsbänder und Schleifen sind blöd.«

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8. Besuch im Blumenladen
    D er Tag war klar gewesen, doch in den Abendstunden hatte es sich zugezogen, und als Salvia auf die Straße hinausschaute, fielen vereinzelte Flocken vom Himmel. Sie reckte sich und versuchte dann, ihre harzigen Finger zu reinigen. Es brannte ein wenig in den vielen kleinen Kratzern, die sie sich beim Arbeiten zugezogen hatte. Aber gelohnt hatte sich der Aufwand. Sogar das wuchtige Weiße mit Glitzer war gut gelungen, so dass die Kunden voll des Lobes gewesen waren. Einige Kränze hatte sie noch geflochten; obwohl der Advent schon die zweite Kerze erreicht hatte, fanden sie noch immer Abnehmer. Aber nun wollte sie Feierabend machen. Weshalb sie sich nicht besonders erfreut die Hände abtrocknete, als die Türglocke noch einmal anschlug. Doch als sie in den Laden zurückkehrte, hob sich ihre Laune wieder. Steve Novell stand da, begutachtete das Wurzelgesteck, das sie für ihn angefertigt hatte, und legte vorsichtig das in Blasenfolie gehüllte Paket auf die Theke.
    »Wir hatten einen Austausch von Objekten vereinbart«, erklärte er, und Salvia grinste ihn an.
    »Geheime Informationen in Bienenwachs gegossen und in Rinden geritzt.«
    »Gegen die Aufnahme einer untergetauchten Person.«
    |45| »Sie sind noch immer nicht aus dem Geschäft, was, Steve?«
    »Doch, bin ich. Sie haben den Artikel gelesen, und ich bin entlarvt.«
    »Investigativer Journalismus in Krisengebieten. Hört sich gefährlich an. Rudolf, der Besitzer dieses Ladens, meint, Sie schneiden bloß auf.«
    »Ein Job wie jeder andere.«
    »Natürlich.«
    Salvia zog einen langen Streifen Papier von der Rolle und begann, das Gesteck darin einzuschlagen. Er schaute schweigend zu, und als sie fertig war, fragte sie: »Signieren Sie mir die Aufnahme?«
    »Habe ich in meiner grenzenlosen Eitelkeit schon getan.«
    Salvia löste die Folie um den Rahmen und stellte das Bild auf. Wieder nahmen sie die Ruhe und der Frieden gefangen, die es ausstrahlte.
    »Sie haben ein großes Talent, Geschichten zu erzählen«, sagte sie leise.
    »Finden Sie? Vielleicht, ja, aber es sind nicht meine Geschichten, sondern sie werden mir erzählt. Ich versuche nur, sie einzufangen.«
    »Wer hat Ihnen diese erzählt?«
    »Diese Katze.«
    »Einen Journalisten habe ich mir wortgewandter vorgestellt.«
    »Ich bin kein Journalist mehr.«
    »Haben Sie Ihre Artikel mit den Zehen geschrieben?«
    |46| Verdutzt sah Steve sie an. Dann schien ihm aufzugehen, was sie gemeint hatte.
    »Ziemlich unverblümt für ein Blumenmädchen«, knurrte er.
    »Sie wollen Mitleid?«
    Er schnaubte, aber dann verdaute er ihre Dreistigkeit und erzählte: »Ich habe den alten Friedhof im April entdeckt. Das Widersprüchliche hat mich gereizt. All diese verwitterten Gräber, das wild wuchernde, lebendige Grün und vor allem das auf dem Gelände lebende Katzenrudel.«
    »Die wilden sind aber sehr scheu.«
    »Ja, das sind sie, ich habe jedoch Geduld gelernt. Nach einigen Tagen hielten sie mich wohl auch für so etwas wie eine verwitterte Statue und trauten sich, ihren Beschäftigungen nachzugehen, ohne sich an meiner Gegenwart zu stören.«
    »Dass Sie Geduld haben, erkennt man an den Bildern.«
    »Gelernt. Nicht von Natur aus.«
    Diesmal nickte Salvia, ohne darauf einzugehen, und sagte: »Etwas überraschend aber ist, dass diese Katze sich in einem freilebenden Rudel befindet.« Sie wies auf das Foto. »Wenn mich nicht alles täuscht, ist das eine Edelkatze.«
    »Derer gab es mehrere darunter. Oder zumindest Abkömmlinge von Siamkatzen. Ähm – das sind die Einzigen, die ich wirklich erkennen kann.«
    »Ich kannte auch nicht viele Rassen, bis SueSue kam. Sie sah so putzig aus mit ihrem gelockten Fell. Der Züchter |47| hat sie wohl ausgesondert, weil ihre Nachkommen nicht dem Standard entsprachen. Vermutlich konnte SueSue froh sein, dass er sie nicht einfach eingeschläfert oder ausgesetzt hat. Wie diese hier vermutlich.«
    »Manchmal kann ich Menschen nicht leiden«, grollte Steve. »Was ist mit ihrer SueSue geschehen?«
    »Sie kam eines Abends nicht wieder. Ich habe die gesamte Nachbarschaft rebellisch gemacht, habe Zettel an die Laternen

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