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Weihnachtskatze gesucht

Titel: Weihnachtskatze gesucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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gemütlich, man wird hofiert. Aber eigentlich ist das Rudelleben schöner.«
    »Ja, ist nicht schlecht. Hab ich dann auch gemerkt. Ich fand nämlich ein Rudel. Sie waren Ausgestoßene, wilde Katzen und bevölkerten einen alten Friedhof. Ein paar |55| Menschen streuten zwar täglich Futter aus, aber sein Zubrot musste man sich selbst besorgen. War auch reichlich vorhanden, da zwischen den alten Steinen.«
    »Hat dich das Rudel ohne Kämpfe aufgenommen?«
    »Ja. Also fast. Rasputin, der Chef, war ein großer, starker Kater. Autoritär, jedoch nicht gemein. Ich versuchte mich zu arrangieren. Er gab mir zu verstehen, dass er mich, die kleine Fremde, zwar nicht vertreiben würde, ich mich aber mit dem Platz zufriedengeben musste, der übrig war. Die ersten Tage ging das auch, ich hatte ein Eckchen unter etwas Gestrüpp gefunden, ganz gut versteckt, mit trockenem Laub gepolstert. Dann fing es an zu regnen. Bäh, sag ich dir. So ein ganz fieseliger, dünner Regen der durch alle Fellschichten geht. Der wollte und wollte nicht aufhören. Die erste Zeit hatte der Busch ja noch die Nässe abgehalten, aber als ich vom Jagen zurückkam, war alles tropfnass, und die Blätter darunter waren aufgeweicht. Darin konnte ich doch nicht schlafen!«
    SueSue klang noch immer aufgebracht, und Ormuz grummelte etwas Zustimmendes.
    »Na, ich hab mich also auf die Suche nach einem trockeneren Platz gemacht. Gab einige davon, vor allem in dem Maus-o-leum. Aber das war markiert. Gab Zoff!«
    »Aha.«
    SueSue grinste ein bisschen und reckte dann prahlerisch den Hals.
    »Hab mit meinen Geschwistern oft Raufen gespielt. Klar hab ich den einen oder anderen Kratzer abgekriegt, aber so langsam hab ich mich raufgearbeitet.«
    |56| »Die Kleineren und Schwächeren von ihren Plätzen weggeprügelt?«
    Das hörte sich ganz leise missbilligend an.
    SueSue gab ihre angeberische Art auf und kehrte zu ihrer normalen Größe zurück.
    »Nö. Eigentlich nicht. Eigentlich hat mich Rasputin ein paar Mal ordentlich verprügelt. Eigentlich war es was ganz anderes, weshalb ich einen netten Platz bekommen habe.«
    »Eigentlich etwas gar nichts Kämpferisches?«, schnurrte Ormuz belustigt. »Wie jämmerlich.«
    »Ach, du foppst mich.«
    »Ein bisschen. Du kannst dich so schön aufplustern. Muss an deinen kleinen Ohren liegen.«
    »Grrrr.«
    Aber wirklich übelnehmen konnte SueSue die Neckereien des Katers nicht, und nachdem er ihr das Fell im Nacken beruhigend gebürstet hatte, erzählte sie ihm von der Kiste mit den Katzenwelpen.
    »Sie stand auf der anderen Straßenseite am Zaun, eine aufgeweichte Pappschachtel. Vier Kleine drin, kaum zwei Wochen alt. Sie wimmerten. Das heißt, drei von ihnen noch, die eine hatte es nicht geschafft. Na ja, was sollte ich denn machen, Ormuz? Ich meine, ich hatte doch auch mal solche. Die kann man doch nicht einfach sterben lassen.«
    »Nein, sollte man wohl nicht. Was hast du mit ihnen angestellt?«
    »Hab die Lebenden geschnappt und zu Mia gebracht. Die hatte einen Wurf, fast im selben Alter. Aber die war |57| schon alt, deshalb waren es bei ihr auch nur zwei. Sie hat die Kleinen dazugenommen. Ich hab ihr dafür versprochen, für sie zu jagen.«
    »Du bist mehrmals über die Straße gelaufen, um die Kinder zu holen.«
    Verlegen putzte SueSue sich den hellbraunen Latz.
    »War nicht so schlimm«, nuschelte sie. »Wenig Autos nachts. Kann man gut sehen, die mit den Glühaugen.« Dann brach es trotzig aus ihr heraus: »Mia hat mir den halben Platz angeboten. Wegen der Mäuse.«
    »Ein gutes Geschäft, nehme ich an.«
    »Ja, war ein prima Unterschlupf. Ein altes Grab, mit so ’nem Geflügelteil, das aussieht wie ein Mensch mit Schwingen. Das hielt den Regen ab, aber wenn die Sonne drauf schien, war der Stein immer schön warm.«
    »Ein Schutzengel, wie passend.«
    »Ja, Engel nennt man diese geflügelten Menschen. Gibt’s nicht wirklich, aber ich glaube, die Aufrechten wünschen sich manchmal, sie könnten fliegen.«
    »Tja, so hat jeder seine Hoffnungen.«
    »Mir war es egal. Mia hat mir den Platz überlassen, als die Kleinen die Augen öffneten und anfingen herumzuwuseln. Da wurde es ein bisschen eng für alle. Sie fand etwas Nettes in dem Maus-o-leum.«
    »Das hört sich vielversprechend an.«
    »Das war’s auch. Mein Unterschlupf reichte mir den ganzen Sommer über. Bis es biestig wurde. Da brauchte ich dann was anderes. Aber das ist eine andere Geschichte, Ormuz.«
    |58| »Die du mir erzählen wirst, wenn wir beide ein wenig

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