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Weihnachtskatze gesucht

Titel: Weihnachtskatze gesucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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zu ihr gebracht hatte – vor beinahe einem Jahr – als ein maunzendes Weihnachtsgeschenk. Salvia beschloss, den Schnappschuss herauszusuchen, den sie damals gemacht hatte, um ihn dem Fotografen zu zeigen. Darauf abgebildet war eine wütend schielende Katze mit einer großen grünen Schleife um den Hals.
    Die Schleife hatte SueSue überhaupt nicht gefallen.
    Ihrer hatte sie sich auch kurz darauf entledigt, und seither war und blieb diese Schleife verschwunden. Vermutlich würde Salvia sie an einem völlig unwahrscheinlichen Ort wiederfinden, wenn sie irgendwann einmal aus der Wohnung auszog.
    |33| Die Schleife aber war nicht wichtig, SueSue hingegen war es. Freundin Mona hatte es vollkommen richtig gemacht, denn genau wie versprochen hatte sich das Kätzchen als ausgemachter Kampfschmuser erwiesen. Eben das hatte Salvia zu dieser Zeit gebraucht.
    Wie von selbst griffen ihre Finger nun nach dem breiten grünen Seidenband, um eine Schleife daraus zu knüpfen und sie um die Rosenknospen zu binden. Es machte sich gut, und sie beschloss, auch die anderen Gestecke auf diese Weise zu verzieren. Dabei wanderten ihre Gedanken zu der Katze zurück.
    SueSue war ein lustiges Geschöpfchen. Überhaupt nicht scheu, neugierig und sehr willensstark. Gleich vom ersten Tag an hatte sie ihr Recht eingefordert, auf dem Kopfkissen schlafen zu dürfen. Sie hatte auch eine sehr nachhaltige Art, sich verständlich zu machen. Mit allerlei Plapperlauten hatte sie ihre Katzengeschichten erzählt, Futter und Liebkosungen eingefordert, Türöffnungsdienste verlangt und auf die Mängel der Einrichtung hingewiesen. Vor allem die beiden Teppiche lagen nie so, wie sie ihrer Meinung nach ausgerichtet zu sein hatten. Jeden Morgen prügelte SueSue sie gründlich durch. Was Salvia dann auch zu der Entscheidung bewegte, ihr, als die frostigen Tage im Februar vorüber waren, die Terrassentür zu öffnen und ihr den Garten als Auslauf zur Verfügung zu stellen. Nicht ohne ihr ein Halsband mit einem Adressanhänger um den Nacken zu legen, was SueSue mit einigen giftigen Blicken kommentiert hatte. Außerdem hatte sie zunächst ängstlich die Ausflüge der kleinen Neugiernase |34| beobachtet, aber schon bald zeigte es sich, dass SueSue eine Katze von strikten Gewohnheiten war. Jeden Abend kam sie pünktlich zur Futterzeit nach Hause und blieb dann auch in der Wohnung. Und das dritte Halsband behielt sie auch endlich an.
    Bis sie eines Tages Ende März nicht wiederkam.
    Salvia seufzte leise.
    »Was ist, Mädchen?«, wollte Rudolf wissen, der zwei Kübel mit Amaryllis in den Laden schleppte. »Hab ich wieder was Falsches bestellt?«
    »Nein, nein, Rudi. Ich hab nur an SueSue gedacht.« Salvia wies auf die grünen Schleifen. »Lag wohl daran. Und an diesem Fotografen.«
    »Ach ja, der Novell. Steht heute ein großer Artikel in der Zeitung. Ich sollte wohl auch mal zu der Ausstellung hingehen. Hat sich neben deinem Gesteck fotografieren lassen. Wirkt gut.«
    »Oh, wirkt er?«
    »Er auch, ist aber ein ziemlich borstiger Kerl, was?«
    »Ungekämmt, nicht borstig.«
    »Künstler eben. Und ein einsamer Wolf, wie man hört. Taugen seine Aufnahmen was?«
    »Ich fand sie gut. Borstig. Aber nadeln tun sie auch nicht.« Rudolf schnaubte. Sie hatte ihm von der Bemerkung des Galeristen berichtet. »Ich habe eines der Bilder von ihm gekauft. Oder besser eingetauscht. Gegen so ein Wurzelgesteck.«
    »Gutes Geschäft. Lass dir die Aufnahme signieren. Kann sein, dass der bald berühmt wird.«
    |35| »Glaubst du?«
    »Na, einen Namen hat er ja schon.«
    Salvia schüttelte den Kopf. »Da ist mir wohl was entgangen.«
    »Ich leg dir die Zeitung hin. Kannst du nachlesen. Aber vielleicht schneidet er auch bloß auf. Irgendwo wird er sein Bein schon verloren haben. Doch bevor du Pause machst, die Schmitz wollen was Wuchtiges in Weiß und Glitzer bis heute Mittag. Kriegst du das hin?«
    »Weiß, wuchtig, Glitzer – Schmitz eben. Sicher!«

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6. Steves Tag
    S teve war schlecht gelaunt, was seine Haushälterin zu spüren bekam, die er eingestellt hatte, als er vor einem Jahr wieder in sein Elternhaus eingezogen war.
    Wenn er etwas mehr Eigeninitiative entwickelt hätte, wäre er schon lange wieder ausgezogen. So aber blieb er, wo er war, ärgerte sich über den Renovierungsstau, der sich seit dem Tod seiner Mutter gebildet hatte, muffte die Frau an, die ihn zu einem »vernünftigen« Frühstück überreden wollte, und versteckte sich mit seinem schwarzen Kaffee hinter

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