Weihnachtszauber 01
Kontrolle über Ihr Vermögen.“ Nach kurzem Überlegen fügte er hinzu: „Nicht ich beging einen Fehler, sondern Ihr Großvater.“
„Seien Sie endlich still“, erwiderte der Viscount unfreundlich.
„Er hätte mich niemals mit Ihnen allein lassen dürfen.“
Lord Wyndleton warf seine Feder heftig auf den Tisch. „Allmächtiger“, stieß er hervor. „Was werden Sie mir denn antun? Mich zu Tode ärgern?“
„Sehen Sie“, fuhr William fort. „Ich bin mit jedem Betrag vertraut, der in Ihren Treuhandfonds eingezahlt wird, da ich ihn Monat für Monat eintrage. Und diese Gelder gehören Ihnen, seit Sie Ihre Großjährigkeit erreicht haben.“
Viscount Wyndleton schüttelte nur ungeduldig den Kopf. „Nein. Vor sechs Jahren bin ich mit meinem Großvater eine Vereinbarung eingegangen. Ich überschrieb ihm die Kontrolle meines Treuhandfonds auch nach meiner Großjährigkeit, und im Austausch dafür ließ er mich ... nun, das tut nichts zur Sache. Jedenfalls sind Sie falsch informiert.“
Gereizt schlug er das Buch wieder zu. „Wenn Sie das nächste Mal etwas zu sagen haben, sagen Sie es geradeheraus. Es gefällt mir nicht, um den heißen Brei herumzureden.“ Zu Williams Erstaunen sah er dann aber auf und fügte hinzu:
„Trotzdem danke ich Ihnen. Es war gut gemeint.“
Also war der Enkel nicht wie der Großvater, so ähnlich sie sich auf den ersten Blick auch zu sein schienen. William kam zu einem Entschluss und erhob sich ohne weiteres Zögern. „Ich kenne alle Papiere, die Ihren Treuhandfonds angehen. Und glauben Sie mir, sie lauten alle auf Ihren Namen.“
„Das geht nicht. Es muss eine juristische Feinheit geben, die Sie übersehen. Blakely ist da zu genau. Ich habe einen Vertrag unterschrieben und bin sicher, mein Großvater hat dafür gesorgt, dass alles sofort ausgeführt wurde. Nie würde er sich die Gelegenheit entgehen lassen, mich in der Hand zu haben.“
„Diesen Vertrag unterschrieben Sie vor sechs Jahren?“, fragte William aufgeregt.
„Und jetzt sind Sie zweiundzwanzig?“
Lord Wyndleton winkte ab und beugte sich seufzend über die Bücher. „Das bringt mich alles nicht meiner Mutter näher.“
William ging mit großen Schritten zum Schreibtisch und hieb mit der flachen Hand auf das aufgeschlagene Buch. „Die Abmachung wurde nicht ausgeführt, weil es nicht ging. Wie weltfremd sind Sie eigentlich? Juristisch waren Sie noch unmündig, und somit ist der Vertrag null und nichtig.“
Jetzt hatte er endlich die Aufmerksamkeit des Viscounts errungen. „Sind Sie sicher?“, fragte er leise.
„Ich kann es sogar beweisen. Sagen Sie den Männern, Sie müssten meine Zahlen mit denen anderer Bücher vergleichen. Sie werden sich Ihnen nicht widersetzen.“
Der Viscount nickte, und William verließ den Raum. Fünfundvierzig Minuten später und nach der Lektüre einiger Papiere, die Williams Worte bestätigten, ließ sich Lord Wyndleton überzeugen. Er sah noch ganz benommen auf.
„Sind Sie nicht ein schlichter Schreiber? Wie kommt es, dass Sie so viel über legale Angelegenheiten und Verträge wissen?“
William lächelte schwach. „Ich lese viel. Früher bereitete ich mich darauf vor, ein Anwesen zu übernehmen.“
„Aussichten auf ein Erbe?“
„Nein, Mylord, keine. Nur Hoffnungen eigentlich.“
Lord Wyndleton sah nachdenklich vor sich hin. „Wenn ich könnte, wie ich wollte“, sagte er leise, „würde ich England verlassen. Mein Wunsch war es schon immer, den amerikanischen Kontinent zu erforschen, aber bisher schien das nicht möglich, da ich glaubte, nicht über die nötigen Mittel zu verfügen. Jetzt ist das ganz anders.“ Ein ungläubiges Lächeln umspielte seine Lippen. „Ich kann es kaum fassen.“ Er überlegte einen Moment. „Allerdings, ich bräuchte jemanden hier in England. Es müsste jemand sein, dem ich die Aufgabe anvertrauen könnte, mir die Gelder zu schicken, wann immer ich sie benötige. Jemand, der sich nicht von meinem Großvater beeinflussen ließe. Ein kompetenter, kluger Mann, selbst wenn er ab und zu einen Fehler macht zwischen Januar und April. Wo könnte ich einen solchen Mann finden, frage ich mich.“ Lord Wyndleton lehnte sich in seinem Sessel zurück und blickte zur Decke, als könnte er dort die Antwort auf seine Frage finden.
William wagte noch nicht zu hoffen. „Ich dachte, Ihnen liegt es nicht, um den heißen Brei herumzureden.“
„Na schön“, sagte Lord Wyndleton lächelnd. „Brauchen Sie eine neue Stellung?“
„Zufällig ja.
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