Weil deine Augen ihn nicht sehen
ausgeredet.«
»Miss Jackson, was wollten Sie der Polizei mitteilen?« Walter Carlson sprach in einem Ton, der eine sofortige, unmissverständliche Antwort verlangte.
Lila blickte von ihm zu Margaret. Sie sah den Ausdruck verzweifelter Hoffnung in den Augen der jungen Frau. Im Bewusstsein, sie enttäuschen zu müssen, wandte sie sich mit der Antwort an Carlson. »Ich habe Mrs. Frawley an diesem Nachmittag erzählt, dass ich kurz zuvor eine Frau bedient hatte, die Kleidung für dreijährige Zwillinge kaufen wollte, aber nicht wusste, welche Größe sie benötigte. Nach der Entführung habe ich ihren Namen herausgesucht, doch dann, wie meine Mutter schon gesagt hat, dann hat Jim, ein pensionierter Polizeibeamter hier in Danbury, gemeint, es sei unnötig, das zu melden.« Sie blickte zu Margaret. »Als ich heute Morgen gehört habe, dass Sie gestern im Geschäft waren und nach mir gefragt haben, hab ich beschlossen, in der Mittagspause zu dieser Frau zu fahren und mit ihr zu sprechen.«
»Sie wissen, wo sie wohnt?«, fragte Margaret atemlos.
Die Filialleiterin hat uns erzählt, Lila hätte ihr gesagt, sie sei völlig umsonst unterwegs gewesen, erinnerte sich Carlson mit Ingrimm.
»Ihr Name ist Angie. Sie lebt mit dem Hausmeister vom Country Club in einem kleinen Haus auf dem Klubgelände. Ich hab mir eine Geschichte als Vorwand ausgedacht – ich habe gesagt, zwei von den Polohemden, die ich ihr verkauft hatte, würden Mängel aufweisen. Doch der Hausmeister hat mir erklärt, dass Angie als Babysitterin arbeitet und den Auftrag hatte, mit einer Mutter und ihren zwei Kindern nach Wisconsin zu fahren. Er sagte, es seien nicht wirklich Zwillinge, nur im Alter sehr nahe beieinander. Die Mutter war schon unterwegs, um Angie abzuholen, als sie gemerkt hat, dass sie einen der Koffer vergessen hatte, und daraufhin hat
sie Angie angerufen und sie gebeten, noch schnell ein paar Sachen zu besorgen. Deshalb war sie sich über die genaue Größe nicht im Klaren, verstehen Sie.«
Margaret hatte die ganze Zeit gestanden. Jetzt spürte sie, wie ihr die Knie weich wurden, und sie sank auf den Sessel gegenüber der Couch. Eine falsche Spur, dachte sie. Unsere einzige Chance. Sie schloss die Augen, und zum ersten Mal war sie kurz davor, die Hoffnung aufzugeben, dass sie Kathy finden würden, bevor es zu spät war.
Walter Carlson gab sich jedoch noch nicht zufrieden. »Haben Sie irgendwelche Anzeichen bemerkt, dass sich Kinder in diesem Haus aufgehalten haben könnten, Miss Jackson?« , fragte er.
Lila schüttelte den Kopf. »Es ist wirklich ein sehr kleines Haus. Wohnzimmer, auf der linken Seite ein Essbereich, der durch einen Raumteiler von der Küche abgetrennt ist. Die Tür zum Schlafzimmer stand offen. Ich bin sicher, dass dieser Clint allein im Haus war. Ich hatte den Eindruck, dass die Frau, die Angie als Babysitterin engagiert hat, sie abgeholt hat und sofort weitergefahren ist.«
»Hat dieser Clint irgendwie nervös auf Sie gewirkt?«, fragte Carlson.
»Jim Gilbert kennt den Hausmeister und seine Freundin«, schaltete sich Lilas Mutter ein. »Deshalb hat er abgewinkt und gesagt, sie soll die Sache vergessen.«
Es ist sinnlos, dachte Margaret. Sinnlos und hoffnungslos. Sie spürte, dass die Spannung aus ihrem Körper wich und einem dumpfen Schmerz Platz machte. Ich will nach Hause, dachte sie. Ich will mit Kelly zusammen sein.
Doch dann beantwortete Lila Carlsons Frage. »Nein, ich würde nicht unbedingt sagen, dass er nervös wirkte. Ich meine, er hat sehr stark geschwitzt, aber ich habe angenommen, dass er vom Typ her zu den schwergewichtigen Männern gehört, die von Natur aus stark schwitzen.« Sie verzog angewidert das Gesicht. »Seine Freundin könnte ihm vielleicht
mal eine Kiste Deodorant spendieren. Es stank da drin wie in einem Männerumkleideraum.«
Margaret starrte sie an. »Was haben Sie gesagt?«
Lila sah etwas unglücklich drein. »Es tut mir Leid, Mrs. Frawley, ich wollte eigentlich keine schnodderigen Bemerkungen machen. Ich hätte mir so gewünscht, Ihnen helfen zu können.«
»Aber das haben Sie!«, rief Margaret. Plötzlich lebte sie wieder auf. »Das haben Sie!« Sie sprang vom Sessel auf, drehte sich zu Carlson um und sah, dass auch er die Bedeutung von Lilas abschätziger Bemerkung erkannt hatte.
Trish Logan, die Babysitterin, hatte nur zwei Dinge als Eindruck von dem Mann zurückbehalten, der sie von hinten angegriffen hatte. Er war schwergewichtig gewesen, und er hatte stark nach Schweiß
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