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Weil deine Augen ihn nicht sehen

Weil deine Augen ihn nicht sehen

Titel: Weil deine Augen ihn nicht sehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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am Nachmittag da war. Hatte sie dem kleinen Jungen nicht einmal eine Jacke angezogen,
als sie mit ihm nach draußen gegangen war? Vielleicht hatte sie ihn einfach in eine Decke gewickelt. Er schaute im Schrank nach und stellte fest, dass die Extradecke fehlte. Er nickte. Richtig geraten.
    Ein kurzer Blick ins Bad zeigte ihm, dass auf dem Waschtisch verschiedene Kosmetik- und Toilettenartikel verstreut lagen. Sie kommt noch mal zurück, dachte er. Vielleicht haben sie im Krankenhaus den Jungen gleich dabehalten. Hoffen wir’s. Ich werd dann mal wieder. Als er durch das Schlafzimmer zurücklief, fiel ihm etwas auf dem Fußboden ins Auge. Er bückte sich. Es war ein Zwanzig-Dollar-Schein.
    Dahinter waren die stark verblichenen orange-braunen Rüschenvolants des Bettes hochgeschlagen worden. Als Toomey sich hinkniete, um sie wieder in Ordnung zu bringen, machte er große Augen. Unter dem Bett lag ein gutes Dutzend weiterer Zwanzig-Dollar-Scheine verstreut. Er rührte keinen der Scheine an und stand langsam wieder auf. Wie kann man nur so dämlich sein, dachte er. Diese Frau muss ihr Geld in einer Tüte unter dem Bett gehabt haben, und sie hat nicht mal gemerkt, dass ein paar Scheine rausgefallen sind.
    Kopfschüttelnd ging er zur Tür, knipste das Licht aus und ging hinaus. Er war schon den ganzen Tag auf den Beinen und freute sich darauf, endlich nach Hause zu kommen. Ich könnte auch einfach bei der Polizeiwache anrufen, dachte er kurz, doch dann beschloss er, bei seinem Vorsatz zu bleiben und sich die Zeit zu nehmen, hinzufahren. Sie sollen ins Protokoll aufnehmen, dass es nie einen Diebstahl in meinem Motel gegeben hat, und wenn sie dann noch gegen diese Hagen vorgehen wollen, weil sie einen Polizisten angelogen hat, sollen sie das ruhig auch tun.

72
    »LILA IST HEUTE FRÜHER nach Hause gegangen«, teilte Joan Howell, die Filialleiterin von Abby’s Discount, mit. »In der Mittagspause ist sie hastig aus dem Laden gegangen, um Einkäufe oder so zu erledigen. Als sie zurückkam, hatte sie klatschnasse Haare. Ich hab sie gefragt, ob es etwas Wichtiges gewesen sei, dass sie so in Eile war, und sie hat geantwortet, es sei ganz umsonst gewesen. Sie ist dann aber doch früher nach Hause gegangen, weil sie völlig durchgefroren war und Angst hatte, krank zu werden.«
    Margaret hätte schreien können und presste die Lippen zusammen. Gerade hatte sie Howells mitfühlende Frage, wie es ihr heute gehe, und ihr herzliches Beileid zum Verlust von Kathy über sich ergehen lassen müssen.
    Walter Carlson hatte bereits seinen Dienstausweis vorgezeigt. Als Howell kurz innehielt, um Atem zu schöpfen, schaltete er sich ein. »Miss Howell, ich bräuchte sofort die Handynummer, die Nummer zu Hause und die Adresse von Miss Jackson.«
    Howell machte ein betretenes Gesicht. Sie blickte sich um. An diesem Samstagnachmittag herrschte großer Kundenandrang. Sie merkte, dass die in der Nähe stehenden Kunden sie mit offensichtlicher Neugier beobachteten. »Natürlich«, sagte sie, »natürlich. Ich meine, ich hoffe, dass Lila nicht in irgendwelchen Schwierigkeiten steckt. Sie ist wirklich das
netteste Mädchen, das man sich vorstellen kann. Klug! Ehrgeizig! Ich sag immer zu ihr: ›Lila, dass Sie mir ja nicht eines Tages Ihren eigenen Laden eröffnen und uns alle Kunden wegschnappen!‹«
    Ein Blick in die Mienen von Margaret Frawley und Agent Carlson veranlasste sie, von weiteren Anekdoten über Lilas viel versprechende Zukunft abzusehen. »Bitte folgen Sie mir in mein Büro«, sagte sie.
    In ihrem Büro war gerade genug Platz für einen Schreibtisch, einen Stuhl und zwei Regale mit Akten, wie Walter Carlson auffiel. Eine grauhaarige Frau um die sechzig mit einer Lesebrille auf der Nase blickte vom Schreibtisch auf.
    »Jean, würden Sie bitte sofort Lilas Adresse und Telefonnummern heraussuchen und Mrs. Frawley geben«, sagte Howell. Es klang, als ob Jean sich am besten damit beeilen sollte.
    Der Impuls, Mrs. Frawley zu versichern, wie sehr sie sich für sie freue, dass sie eines der Mädchen wohlbehalten zurückerhalten habe, und wie furchtbar es für sie sein müsse, das andere verloren zu haben, erstarb Jean Wagner auf den Lippen, als sie in Margarets versteinerte Miene blickte. »Ich werde es Ihnen aufschreiben«, sagte sie knapp.
    Fast hätte ihr Margaret den Zettel aus der Hand gerissen. Sie murmelte ein Dankeschön und hatte im nächsten Augenblick das Büro wieder verlassen, mit Carlson im Gefolge.
    »Nanu, können Sie mir

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