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Weil deine Augen ihn nicht sehen

Weil deine Augen ihn nicht sehen

Titel: Weil deine Augen ihn nicht sehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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vielleicht sagen, was hier los ist?«, fragte Jean Wagner ihre Chefin.
    »Der Mann bei Mrs. Frawley war ein FBI-Agent. Er hat es nicht für nötig befunden, mir eine Erklärung zu geben. Aber als Mrs. Frawley gestern hier war, in allerhöchster Aufregung, hat sie davon gesprochen, dass Lila Kleider für Zwillinge an eine Kundin verkauft hätte und dass die Frau anscheinend keine Ahnung hatte, welche Größe die richtige sei. Ich weiß nicht, warum das jetzt so wichtig sein könnte. Wenn Sie mich fragen, ich finde, man sollte die arme Mrs.
Frawley ins Bett stecken und ihr etwas geben, damit sie ihren ganzen Kummer vergisst, zumindest so lange, bis sie anfängt, damit zurechtzukommen. Deswegen haben wir ja die Trauergruppe in unserer Gemeinde. Als meine Mutter starb, war das die größte Hilfe für mich. Sonst weiß ich gar nicht, wie ich darüber hinweggekommen wäre.«
    Hinter Howells Rücken rollte Jean Wagner mit den Augen. Howells Mutter war sechsundneunzig Jahre alt geworden, und sie hatte Joan fast in den Wahnsinn getrieben, bevor der liebe Gott sie gnädig zu sich gerufen hatte. Doch was Howell davor gesagt hatte, war natürlich überaus aufregend.
    Lila hatte das Gefühl gehabt, dass mit dieser Frau etwas nicht stimmte, dachte Jean. Ich hab ihr die Adresse von der Kreditkartengesellschaft besorgt. Ich weiß sie sogar noch: Mrs. Clint Downes, Orchard Avenue 100 in Danbury.
    Howell hatte die Tür geöffnet und war im Begriff, das Büro zu verlassen. Wagner wollte ihr schon hinterherrufen, doch dann hielt sie inne. Lila wird ihnen sowieso sagen, wer diese Frau ist, besann sie sich. Joan ist nicht in besonders guter Laune. Es wird ihr nicht gefallen, dass ich gegen die Vorschriften verstoßen habe, um Lila diese Adresse zu besorgen. Besser, ich kümmere mich um meinen eigenen Kram.

73
    ANGIE WARF EIN KISSEN auf den Fußboden im Bad und legte anschließend Kathy darauf. Dann drückte sie den Stöpsel an der Badewanne zu und drehte die Dusche voll auf, damit sich der kleine Raum mit Dampf füllte. Sie hatte es geschafft, Kathy dazu zu bringen, zwei weitere Baby-Aspirin mit Orangengeschmack zu lutschen.
    Sie wurde von Minute zu Minute nervöser. »Dass du mir ja nicht wegstirbst«, redete sie auf Kathy ein. »Das wär das Letzte, was wir jetzt gebrauchen könnten, noch so einen Schnüffler von Motelmanager, der an die Tür klopft, und dann sieht, dass du kaum noch atmen kannst. Wenn du wenigstens noch ein bisschen von dem Penizillin schlucken würdest.«
    Auf der anderen Seite begann sie sich zu fragen, ob Kathy nicht allergisch auf das Penizillin reagierte, das sie geschluckt hatte. Auf ihren Armen und auf ihrer Brust hatte sich ein roter Ausschlag gebildet. Zu spät erinnerte sie sich, dass ein Kerl, mit dem sie mal eine Zeit lang zusammen gewesen war, allergisch auf Penizillin war. Der hatte auch diese vielen roten Pünktchen bekommen, als er es zum ersten Mal genommen hatte.
    »Ach du meine Güte, ist es vielleicht das, was dir fehlt?«, fragte Angie. »Es war eine verdammt blöde Idee, nach Cape Cod zu fahren. Ich hab nicht daran gedacht, dass es, wenn
ich in Schwierigkeiten gerate, nur zwei Brücken gibt, um von der Halbinsel runterzukommen, und genau da könnten sie bereits nach mir Ausschau halten.«
    Kathy hielt die Augen geschlossen. Sie bekam kaum Luft. Sie wollte zu Mommy. Sie wollte nach Hause. Sie konnte Kelly sehen. Sie saß auf dem Fußboden mit ihren Puppen. Sie hörte Kelly fragen, wo sie sei.
    Obwohl Mona ihr verboten hatte, mit Kelly zu sprechen, bewegte sie die Lippen und wisperte: »Cape Cod.«
     
    Kelly war aufgewacht, wollte sich aber noch nicht vom Fußboden im Wohnzimmer erheben. Sylvia Harris brachte ein Tablett mit Milch und Keksen und stellte es auf den Puppentisch, an dem die Teddybären auf ihren Stühlen saßen, doch Kelly beachtete es nicht. Steve hatte sich nicht vom Fleck gerührt und saß immer noch im Schneidersitz ihr gegenüber.
    Er brach das Schweigen. »Sylvia, erinnern Sie sich noch, als die Zwillinge geboren wurden – Margaret musste per Kaiserschnitt entbunden werden, und es gab ein kleines Stückchen Haut, das zwischen Kellys rechtem Daumen und Kathys linkem Daumen entfernt werden musste?«
    »Ja, Steve. Man könnte also fast sagen, dass sie nicht nur eineiige, sondern sogar siamesische Zwillinge sind.«
    »Sylvia, ich weiß nicht, ob ich glauben darf, dass …« Er machte eine Pause. »Sie wissen schon, was ich meine. Doch jetzt ziehen sogar die Leute vom FBI die

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