Weil deine Augen ihn nicht sehen
dem interessiert, was ich ihr über das Haus der Frawleys erzählt habe.«
»Okay. Bis die Tage.«
Auf der Rückfahrt zur Polizeiwache dachte Marty über das nach, was Shafter ihm erzählt hatte. Danbury gehört nicht in meinen Zuständigkeitsbereich, aber ich werde wohl besser Carlson anrufen und ihm die Sache durchgeben, beschloss er. Höchstwahrscheinlich ist das wieder so eine Sackgasse, aber nachdem wir alle noch völlig im Dunkeln tappen, können wir ebenso gut auch diesen Kerl einmal genauer unter die Lupe nehmen.
77
AM SAMSTAGABEND STANDEN die Agenten Sean Walsh und Damon Philburn unauffällig gekleidet, so dass sie aus der Menge der übrigen Fluggäste nicht herausstachen, an der Gepäckausgabe von Galaxy Airlines im Terminal für die internationalen Ankünfte des Flughafens Newark Liberty.
Beide zeigten sie das ungeduldige Mienenspiel von Reisenden, die nach einem langen Flug darauf warten, dass ihre Koffer endlich auf das Gepäckband purzeln. In Wirklichkeit behielten sie einen schmalgesichtigen Mann mittleren Alters im Auge, der dort auf sein Gepäck wartete. Als er sich hinunterbeugte, um einen unauffälligen schwarzen Koffer vom Band zu nehmen, eilten sie sofort zu ihm und stellten sich zu beiden Seiten von ihm auf.
»FBI«, sagte Walsh. »Wollen Sie ganz ruhig mitkommen, oder hätten Sie lieber eine Szene?«
Der Mann nickte ohne zu antworten und ging mit ihnen mit. Sie brachten ihn in ein Büro im nichtöffentlichen Bereich des Terminals, in dem andere Agenten bereits Danny Hamilton bewachten, einen verschreckt wirkenden Zwanzigjährigen, der die Uniform eines Gepäckträgers trug.
Als der Mann, den Walsh und Philburn hereinbrachten, Hamilton in Handschellen erblickte, wurde er aschfahl und zischte wütend: »Ich sage gar nichts. Ich möchte einen Anwalt.«
Walsh stellte den Koffer auf einen Tisch und ließ die Schlösser aufschnappen. Er legte die sauberen Stapel zusammengelegter Unterwäsche, Hemden und Hosen auf einen Stuhl, dann holte er ein Taschenmesser aus der Tasche und schlitzte die Seiten des falschen Kofferbodens auf. Als er ihn wegriss, kam der versteckte Inhalt zum Vorschein, große Päckchen, die mit einem weißen Pulver gefüllt waren.
Sean Walsh lächelte den Kurier an. »Du wirst einen Anwalt brauchen können, mein Junge.«
Walsh und Philburn konnten noch gar nicht richtig fassen, welche Wende die Dinge plötzlich genommen hatten. Sie waren hergekommen, um mit den Leuten zu sprechen, die mit Richie Mason zusammenarbeiteten, in der Hoffnung, irgendwelche Einzelheiten zu erfahren, die ihn mit der Entführung in Verbindung bringen konnten. Sie hatten als Erstes mit Hamilton geredet und sofort das Gefühl gehabt, dass er unverhältnismäßig nervös war.
Als sie ihn in die Mangel genommen hatten, hatte er hartnäckig abgestritten, irgendetwas über die Entführung zu wissen, doch irgendwann war er zusammengebrochen und hatte zugegeben, davon gewusst zu haben, dass Richie Mason regelmäßig Sendungen mit Kokain am Flughafen entgegengenommen hatte. Er hatte zugegeben, dass Richie ihm bei drei oder vier Gelegenheiten fünfhundert Dollar gegeben habe, damit er nichts verrate. Er hatte ihnen auch gesagt, dass Richie ihn am späten Nachmittag angerufen habe, um ihm zu sagen, dass eine Sendung ankommen werde, er jedoch nicht da sein könne, um sie entgegenzunehmen.
Richie hatte Hamilton beauftragt, sich an seiner Stelle mit dem Kurier am Gepäckband zu treffen. Er würde ihn nach Richies Beschreibung wiedererkennen, weil er ihn schon bei früheren Gelegenheiten zusammen mit Richie gesehen hätte. Er müsse ihm dann das Losungswort »Feierabend« sagen, worauf der Kurier ihm den Koffer mit dem Kokain aushändigen würde. Hamilton hatte weiterhin ausgesagt, Richie
habe ihn beauftragt, den Koffer in seiner Wohnung zu verstecken. Er würde sich in den nächsten Tagen bei ihm melden und ihn wissen lassen, wie und wann er den Koffer abholen würde.
Sean Walshs Handy klingelte. Er klappte es auf und lauschte, dann wandte er sich an Philburn. »Mason ist nicht in seiner Wohnung in Clifton. Wenn du mich fragst – der hat sich aus dem Staub gemacht.«
78
»MARGARET, ES KÖNNTE wieder nur eine falsche Spur sein«, warnte Agent Carlson, als sie von Lila Jacksons Wohnung zu dem Häuschen fuhren, in dem Clint Downes wohnte.
»Es ist keine falsche Spur«, sagte Margaret unbeirrt. »Trish hat von ihrem Angreifer lediglich wahrgenommen, dass er schwergewichtig war und nach Schweiß roch. Ich
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