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Weil deine Augen ihn nicht sehen

Weil deine Augen ihn nicht sehen

Titel: Weil deine Augen ihn nicht sehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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dich. Schließlich kannst du mit der Knarre umgehen. Notfalls kannst du dann immer noch auf die Beine des Bullen schießen oder auf die Reifen, wenn sie dich im Auto verfolgen.«
    Und jetzt trug Clint seine nichtregistrierte Pistole in der Jackentasche.
    Angie ließ eine Kanne Kaffee durchlaufen, setzte sich auf das Sofa und schaltete zum Nachrichtenkanal um. Eine Tasse heißen schwarzen Kaffee in der einen und eine Zigarette
in der anderen Hand, hörte sie gebannt zu, wie der Moderator darüber spekulierte, dass die Lösegeldübergabe im Fall der entführten Frawley-Zwillinge möglicherweise in diesen Minuten über die Bühne gehen könnte. »Unsere Website ist von Tausenden von Botschaften förmlich überschüttet worden, in denen unsere Zuschauer dafür beten, dass die beiden kleinen Mädchen in den blauen Samtkleidchen schon bald wieder in die Obhut ihrer verzweifelten Eltern zurückkehren können.«
    Angie lachte laut auf. »Hättste wohl gerne, was?«, sagte sie und grinste den ernst blickenden Moderator dabei höhnisch an.

27
    IN EINEM KURZ ZUVOR erschienenen Zeitschriftenartikel war sie folgendermaßen beschrieben worden: »Dreiundsechzig Jahre alt, mit klug und einfühlsam blickenden braunen Augen, vollem, leicht gewelltem, grauem Haar und einem eher rundlichen Körper, der Babys und Kleinkindern einen komfortablen Schoß bietet.« Dr. Sylvia Harris war die Direktorin der Kinderklinik im New York Presbyterian Hospital in Manhattan. Als sie in den Nachrichten von der Entführung erfuhr, hatte sie versucht, Steve und Margaret Frawley telefonisch zu erreichen, konnte jedoch nur eine Nachricht hinterlassen. Frustriert hatte sie in Steves Büro angerufen und seine Sekretärin gebeten, ihm auszurichten, dass sie und ihre sämtlichen Bekannten und Freunde für die glückliche Heimkehr der Zwillinge beten würden.
    In den fünf Tagen, die seit der Entführung vergangen waren, hatte sie ihre Termine wahrgenommen und die Visiten wie immer durchgeführt, doch hatte es kaum einen Augenblick gegeben, an dem die Zwillinge nicht in ihren Gedanken präsent gewesen waren.
    Wie bei einem Videoband, das immer wieder von neuem abgespielt wird, erinnerte sich Dr. Harris an den Herbsttag vor dreieinhalb Jahren, als Margaret Frawley sie angerufen hatte, um einen Termin zu vereinbaren. »Wie alt ist denn das Baby?«, hatte sie Margaret gefragt.

    »Am vierundzwanzigsten März ist der errechnete Geburtstermin«, hatte Margaret geantwortet. Sie hatte dabei aufgeregt und glücklich geklungen. »Gerade habe ich erfahren, dass ich Zwillinge erwarte, zwei Mädchen, und ich habe einige Ihrer Artikel über Zwillinge gelesen. Deshalb wollte ich Sie fragen, ob Sie sich nach der Geburt als ihre Kinderärztin um die beiden kümmern könnten.«
    Die Frawleys waren zu einem Vorgespräch bei ihr erschienen, und auf den ersten Blick hatte sich gegenseitige Sympathie eingestellt. Noch vor der Geburt der Zwillinge war aus ihrer Beziehung zu Dr. Harris eine richtige Freundschaft geworden. Sie hatte ihnen einen Stapel Bücher über die besonderen Bindungen zwischen Zwillingen zu lesen gegeben, und wenn sie Vorträge über das Thema hielt, hatten die Frawleys oft unter den Zuhörern gesessen. Die Beispiele, die sie immer wieder anführte, hatten die beiden fasziniert: von eineiigen Zwillingen, die den Schmerz des jeweils anderen spüren konnten und untereinander telepathische Botschaften austauschten, selbst über Kontinente hinweg.
    Als Kathy und Kelly geboren wurden, zwei süße und gesunde Babys, waren Steve und Margaret völlig aus dem Häuschen gewesen. Und ich war auch begeistert, sowohl in beruflicher als auch in persönlicher Hinsicht, dachte Sylvia an diesem Abend, während sie ihren Schreibtisch abschloss und sich anschickte, nach Hause zu gehen. So bekam ich die Gelegenheit, eineiige Zwillinge wirklich von Geburt an zu beobachten. Und tatsächlich bestätigen die beiden Mädchen so ziemlich alles, was bisher über die besondere Bindung zwischen Zwillingen geschrieben worden ist. Sie musste an das eine Mal denken, als sie Kathy zu ihr gebracht hatten, weil ihre Erkältung sich in eine ausgewachsene Bronchitis verwandelt hatte. Steve saß mit Kelly im Wartezimmer. In dem Augenblick, in dem ich Kathy die Spritze gegeben habe, hat Kelly wie am Spieß gebrüllt, erinnerte sich Sylvia. Und das war nur eins von vielen anderen ähnlichen Beispielen.
Auf meine Bitte hin hat Margaret in diesen drei Jahren Buch darüber geführt. Wie oft habe ich ihr

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