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Weil deine Augen ihn nicht sehen

Weil deine Augen ihn nicht sehen

Titel: Weil deine Augen ihn nicht sehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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für den Kofferraum, sprang aus dem Auto und öffnete Bailey die hintere Tür. Einen kurzen Moment verweilte sein Blick auf den beiden Koffern, bevor er sie nacheinander aus dem Wagen hob.
    Der FBI-Agent vor Baileys Haus hatte die Koffer in den Kofferraum gelegt und eine Gepäckkarre hinzugefügt. »Wenn Sie Mr. Bailey absetzen, vergessen Sie bitte nicht, die
Koffer auf die Karre zu laden«, hatte er Lucas eingeschärft. »Er darf keine schweren Sachen tragen.«
    Als Lucas die Koffer auf der Karre stapelte und befestigte, juckte es ihn in den Fingern, sie sich einfach zu schnappen und wegzurennen.
    Inzwischen regnete es in Strömen, und Bailey schlug den Mantelkragen hoch. Er hatte eine Mütze aufgesetzt, doch nicht rechtzeitig genug, so dass ihm bereits einige nasse weiße Strähnen an der Stirn klebten. Er zog das Handy von FBI-Agent Carlson aus der Tasche und hielt es ängstlich ans Ohr.
    »Ich werde jetzt besser fahren, Mr. Bailey«, sagte Lucas. »Alles Gute, Sir. Ich werde auf Ihren Anruf warten.«
    »Danke, Lucas. Vielen Dank.«
    Lucas stieg in seinen Wagen und warf einen kurzen Blick nach allen Seiten. Bailey war am Bordstein stehen geblieben. Der Verkehr bewegte sich träge um den Columbus Circle. An jeder Ecke standen Leute und winkten vergeblich nach Taxis. Lucas reihte sich in den Verkehr ein und fuhr langsam zurück in die Central Park South. Wie er vorausgesehen hatte, war weit und breit keine Stelle zu finden, an der er hätte parken können. Er bog rechts in die Seventh Avenue ein, dann noch mal rechts in die Fifty-fifth Street. Schließlich parkte er zwischen der Eighth und der Ninth Avenue vor einem Hydranten und wartete auf den Anruf von Kater Karlo.

26
    DIE MÄDCHEN HATTEN fast den ganzen Nachmittag geschlafen. Als sie aufwachten, fiel Angie auf, dass Kathys Gesicht leicht gerötet war. Bestimmt bekam sie wieder Fieber. Ich hätte sie nicht in diesem nassen Schlafanzug lassen sollen, dachte sie und befühlte den Stoff. Er war immer noch feucht. Dennoch wartete sie, bis Clint gegen fünf Uhr aus dem Haus ging, bevor sie Kathy eine der beiden Latzhosen und Polohemden überstreifte, die sie nicht mit in den Karton geworfen hatte.
    »Ich will auch was anderes anziehen«, protestierte Kelly. Doch als ihr Angies wütender Blick begegnete, wandte sie sich wieder dem Fernsehen und dem laufenden Kinderprogramm zu.
    Um sieben Uhr rief Clint an, um mitzuteilen, dass er ein neues Auto besorgt habe, einen schwarzen Toyota, und dass er ihn in New Jersey gekauft habe, was bedeutete, dass er ein Auto gestohlen und ihm ein Kennzeichen von New Jersey verpasst hatte. Er beendete den Anruf mit den Worten: »Mach dir keine Sorgen, Angie, heute Abend wird gefeiert.«
    Worauf du dich verlassen kannst, dachte Angie.
    Um acht Uhr steckte sie die Zwillinge wieder in das Kinderbett. Kathy atmete schwer, und ihre Stirn fühlte sich immer noch sehr warm an. Angie gab ihr noch ein Aspirin und sah dann zu, wie sie den Daumen in den Mund steckte
und sich einrollte. Es ist soweit: In diesem Augenblick werden Clint und Lucas auf denjenigen treffen, der ihnen das Geld überbringen soll, dachte sie mit klopfendem Herzen.
    Kelly saß aufrecht im Bett, den Arm um ihre Schwester gelegt. Der blaue Schlafanzug mit den Teddybären, den sie seit gestern Abend trug, war verknittert, am Hals hatten sich die Knöpfe gelöst. Die Latzhose, die Kathy jetzt trug, war dunkelblau, das Polohemd darunter weiß-blau kariert.
    »Zwei kleine Mädchen« , begann Angie zu singen. »Zwei kleine Mädchen, in ihren blauen Kleidchen …«
    Kelly blickte zu ihr und machte ein ernstes Gesicht, als Angie die letzte Zeile des Refrains zweimal wiederholte: »D och das Schicksal hat uns getrennt.«
    Angie machte das Licht aus, schloss die Schlafzimmertür und ging zurück ins Wohnzimmer. Alles paletti, dachte sie spöttisch. Es scheint wie am Schnürchen zu laufen. Aber es war ein Fehler, den Verdampfer mit in den Karton zu tun. Und alles nur wegen Lucas.
    Sie blickte auf die Uhr. Es war zehn nach acht. Clint wusste über die Geldübergabe nicht mehr, als dass er um acht Uhr in einem gestohlenen Auto sitzen sollte, ein paar Häuserblocks von Columbus Circle entfernt. Inzwischen müsste dieser Kater Karlo die Sache ins Rollen gebracht haben.
    Davon, dass Clint eine Waffe tragen sollte, war nicht die Rede gewesen, doch sie hatte ihn überredet, es auf jeden Fall zu tun. »Überleg doch mal«, hatte sie ihm gesagt. »Angenommen, du hast das Geld und jemand verfolgt

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