Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weil deine Augen ihn nicht sehen

Weil deine Augen ihn nicht sehen

Titel: Weil deine Augen ihn nicht sehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
Vom Netzwerk:
Optikergeschäft Cohen Fashion werden Sie einen Stapel Müllsäcke sehen, die dort zur Abholung hingestellt wurden. Halten Sie an, öffnen Sie Ihre Tür, nehmen Sie die beiden Müllsäcke, und stellen Sie sie oben auf die anderen Müllsäcke. Achten Sie darauf, dass die beiden Schlipse gut sichtbar sind. Dann steigen Sie sofort wieder ein und weisen den Fahrer an, weiter Richtung Osten zu fahren. Ich werde Sie dann wieder anrufen.«
    Es war jetzt sechs Minuten nach zehn.
     
    »Bert, Kater Karlo hier. Gehen Sie jetzt sofort durch die Passage. Die Müllsäcke werden in diesem Augenblick abgestellt.«
    Lucas hatte bereits seine Uniformmütze abgesetzt und eine Regenjacke mit Kapuze übergestreift, dazu eine dunkle Sonnenbrille, die sein Gesicht fast zur Hälfte bedeckte. Er sprang aus dem Wagen, spannte seinen großen Regenschirm auf und folgte Clint, der genauso gekleidet war und ebenfalls
einen Schirm trug, durch die Passage. Es regnete immer noch so stark, dass Lucas sich sicher war, dass die wenigen Passanten, denen sie begegneten, sie nicht beachteten.
    Hinter seinem schützend vorgehaltenen Schirm sah er, wie Franklin Bailey in ein Auto stieg. Er blieb stehen, als Clint vorwärts stürmte, die Müllsäcke mit den Krawatten packte und zurück über den Bürgersteig zur Passage rannte. Lucas wartete, bis der Wagen mit Bailey weggefahren war und er sicher sein konnte, nicht gesehen zu werden, bevor er Clint folgte und ihm einen der Säcke abnahm.
    Innerhalb von wenigen Sekunden waren sie zurück in der Fifty-sixth Street. Clint drückte den Knopf für den Kofferraum, doch der Deckel des gestohlenen Toyota ließ sich nicht öffnen. Leise fluchend stürzte er zur hinteren Tür, doch auch diese war abgeschlossen.
    Lucas wusste, dass sie keine Sekunde zu verlieren hatten. Er riss den Kofferraumdeckel seiner Limousine auf. »Schmeiß sie hier rein«, herrschte er Clint an, während er unruhige Blicke zur Passage und die Straße hinauf und hinunter warf. Als sie eben zum Wagen gerannt waren, hatten sie auch einige Fußgänger gesehen, die an der Passage vorbeigingen. Inzwischen waren diese aber fast außer Sichtweite.
    Er saß wieder hinter dem Steuer, die Regenjacke zusammengerollt unter dem Vordersitz, die Uniformmütze auf dem Kopf, als einige Männer, die er sofort als FBI-Agenten erkannte, aus der Passage gestürzt kamen. Andere rannten aus beiden Richtungen über die Straße. Mit klopfendem Herzen, doch äußerlich ruhig, reagierte Lucas auf das laute Klopfen an sein Seitenfenster. »Ist etwas passiert?«, fragte er.
    »Haben Sie einen Mann gesehen, der vor wenigen Augenblicken aus dieser Passage kam und Müllsäcke trug oder hinter sich herzog?«, fragte FBI-Agent Sommers.
    »Ja. Das Auto, mit dem sie weggefahren sind, stand genau hier.« Lucas deutete auf die Stelle, von der Clint soeben losgebraust war.

    »Sie? Wollen Sie damit sagen, dass es zwei waren?«
    »Ja. Der eine war ziemlich stämmig, der andere lang und dünn. Die Gesichter hab ich nicht gesehen.«
    Sommers war zu weit entfernt gewesen, um mitzubekommen, wie die Müllsäcke abgelegt wurden, weil ihr Auto an der Kreuzung mit der Sixth Avenue vor der Ampel stecken geblieben war. Sie hatten gerade noch gesehen, wie sich der Excel-Wagen von der Stelle vor dem Optikergeschäft aus wieder in den Verkehr einfädelte. Nachdem sie nirgendwo eine Spur der beiden Koffer auf dem Haufen Müllsäcke entdecken konnten, waren sie dem Wagen weiter zur Fifth Avenue gefolgt.
    Erst durch den Anruf eines anderen Agenten waren sie auf ihren Irrtum hingewiesen worden. Sie hatten den Wagen abgestellt und waren zurückgerannt. Ein Fußgänger, der stehen geblieben war, um einen Anruf auf seinem Handy entgegenzunehmen, hatte ihnen gesagt, er habe einen eher stämmigen Mann gesehen, der zwei gerade abgestellte Müllsäcke hinter sich her gezogen habe und durch die Passage verschwunden sei. Als sie dann am anderen Ende der Passage herausgekommen waren, hatten sie nur noch Baileys Limousine und den darin sitzenden Fahrer vorgefunden, der auf ihn wartete.
    »Beschreiben Sie das Auto«, kommandierte Sommers.
    »Dunkelblau oder schwarz. Neueres Modell, viertüriger Lexus.«
    »Und beide Männer sind eingestiegen?«
    »Ja, Sir.«
    Obwohl seine Hände klamm waren, gelang es Lucas, die Fragen in dem beflissenen Ton zu beantworten, den er immer verwendete, wenn er mit Franklin Bailey sprach. In den folgenden Minuten sah er zu, immer noch nervös, aber auch mit stillem Vergnügen, wie

Weitere Kostenlose Bücher