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Weil deine Augen ihn nicht sehen

Weil deine Augen ihn nicht sehen

Titel: Weil deine Augen ihn nicht sehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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braucht Schlaf«, flüsterte sie Steve und Margaret zu.
    Steve brachte sie zu Bett, legte ihr ihren Teddybär auf die Brust und den anderen auf das leere Kissen daneben. Kelly schlug die Augen auf. Mit einer spontanen Bewegung streckte sie die Hand aus, ergriff Kathys Teddybär, drückte beide an sich und wiegte stumm den Körper hin und her. Jetzt erst fingen Steve und Margaret, die zu beiden Seiten auf dem Bettrand saßen, an zu weinen, stumme Tränen, die Sylvia zu Herzen gingen.
    Sie ging leise hinaus und die Treppe hinunter, wo sie auf Agent Carlson traf, der sich gerade anschickte zu gehen. Er sah unendlich müde und abgespannt aus, und sie sagte: »Ich hoffe, dass Sie sich jetzt etwas ausruhen können.«
    »Ja. Ich geh nach Hause und werde erst einmal acht Stunden schlafen. Sonst bin ich morgen zu nichts mehr zu gebrauchen. Aber danach werde ich mich wieder an diesen Fall machen, und ich verspreche Ihnen, Dr. Harris, dass ich nicht eher ruhen werde, bis dieser Kater Karlo und seine Komplizen hinter Schloss und Riegel sind.«
    »Darf ich mir eine Bemerkung erlauben?«
    »Natürlich.«
    »Abgesehen von dem potenziell gefährlichen Knebel sind die einzigen Anzeichen von physischer Gewaltanwendung bei Kelly diese blauen Flecken, die vermutlich durch brutale Kniffe entstanden sind. Wie Sie sich denken können, werde ich bei meiner gemeinnützigen Arbeit häufiger mit misshandelten Kindern konfrontiert. Ein Kind zu kneifen ist eher typisch für eine Frau, nicht für einen Mann.«
    »Dieser Meinung bin ich auch. Wir wissen durch einen Augenzeugen, dass zwei Männer die Müllsäcke mit dem Lösegeld an sich genommen haben. Es wäre denkbar, dass eine Frau beteiligt war und auf die Zwillinge aufgepasst hat, während die beiden Männer das Lösegeld geholt haben.«

    »Dieser Kater Karlo, war das Lucas Wohl?«
    »Ich habe da meine Zweifel, aber das ist vorerst nur ein Gefühl.« Carlson fügte nicht hinzu, dass der Autopsiebericht die Selbstmordthese in Frage stellte, nicht zuletzt wegen des Einschusswinkels der Kugel, die Lucas tödlich getroffen hatte. Die meisten Menschen, die sich erschießen, halten die Waffe nicht hoch in die Luft und zielen mit dem Lauf nach unten. Sie drücken sie direkt an die Stirn oder an die Schläfe oder stecken sich den Lauf in den Mund und drücken dann ab. »Dr. Harris, wie lange werden Sie noch hier bleiben?«
    »Sicherlich noch ein paar Tage. Ich sollte eigentlich an diesem Wochenende einen Vortrag in Rhode Island halten, aber den habe ich abgesagt. Nach der Entführung, der brutalen Behandlung, die sie erlitten hat, und dem Verlust ihrer Zwillingsschwester ist Kellys Gemütszustand sehr labil. Ich glaube, dass ich ihr durch meine Anwesenheit helfen kann, ebenso wie Steve und Margaret.«
    »Was ist mit den nahen Verwandten der Frawleys?«
    »Margarets Mutter und ihre Tante sollen nächste Woche kommen, heißt es. Margaret hat sie gebeten, noch etwas damit zu warten. Ihre Mutter weint so viel, dass sie kaum in der Lage ist zu sprechen. Steves Mutter ist nicht reisefähig, und sein Vater kann sie nicht allein lassen. Meiner Meinung nach ist es sowieso besser, wenn sie so viel wie möglich allein mit Kelly zusammen sind. Sie wird in der nächsten Zeit sehr intensiv um ihre Schwester trauern.«
    Carlson nickte. »Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass Lucas sie absichtlich getötet hat. Kellys Schlafanzug hat schwach nach Wick Vaporub gerochen. Da sie selbst nicht krank ist, bedeutet das vermutlich, dass jemand versucht hat, Kathys Erkältung zu kurieren. Aber man kann einem Kind, dessen Nase völlig verstopft ist, keinen Knebel umbinden, ohne das Risiko einzugehen, dass es erstickt. Natürlich haben wir alles sofort nachgeprüft. Lucas Wohl ist tatsächlich am
Mittwochnachmittag mit dem Flugzeug unterwegs gewesen. Beim Abflug hatte er einen großen Karton bei sich, und er ist ohne ihn zurückgekehrt.«
    »Haben Sie je mit einem vergleichbaren Fall zu tun gehabt?«
    Carlson nahm seine Aktentasche in die Hand. »Einmal, ja. Der Kidnapper damals hat das Mädchen lebendig begraben. Sie hätte sogar genug Luft zum Überleben gehabt, bis wir ihn so weit hatten, dass er uns zu der Stelle geführt hat. Aber das Problem war, dass sie hyperventiliert hat und deshalb innerhalb kurzer Zeit gestorben ist. Der Mann sitzt jetzt seit zwanzig Jahren im Gefängnis, und er wird dort bleiben, bis sie ihn in einem Sarg hinaustragen, aber das hilft den Angehörigen dieses Mädchens auch nicht weiter.« Müde

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