Weil deine Augen ihn nicht sehen
gelassener Miene an.
»Mr. Bond«, begann Sommers, »das war ja eine ziemlich starke Erklärung, die ihr Finanzchef Gregg Stanford gestern vor den Medien abgegeben hat. Teilen Sie denn seine Meinung?«
Bond hob eine Augenbraue, ein Trick, an dem er lange geübt hatte, bis er perfekt saß. »Wie Sie wissen, Agent Sommers, hat der Vorstand einstimmig den Beschluss gefasst, das Lösegeld zu zahlen. Im Gegensatz zu meinem ehrenwerten Kollegen war ich dafür, das Geld bereitzustellen. Es ist eine schreckliche Tragödie, dass eines der beiden Mädchen tot ist, aber die Tatsache, dass das andere Kind wohlbehalten zu den Eltern zurückkehren konnte, ist vielleicht doch als Ergebnis der Zahlung anzusehen, die wir geleistet haben. Deutet nicht der Abschiedsbrief dieses Mietchauffeurs darauf hin, dass er das andere Kind unabsichtlich getötet hat?«
»Das ist richtig. Sie stimmen demnach überhaupt nicht mit Mr. Stanfords Haltung überein?«
»Ich stimme nie mit Gregg Stanfords Haltung überein. Oder lassen Sie es mich anders formulieren: Er ist Chef der Finanzabteilung, weil die Familie seiner Gattin zehn Prozent des Aktienkapitals besitzt. Er weiß, dass wir ihn alle als Leichtgewicht einschätzen. Er hat die lächerliche Vorstellung, dass er, wenn er nur die entgegengesetzte Haltung zu unserem Vorsitzenden Robinson Geisler einnimmt, eine Gefolgschaft an sich ziehen wird. Er strebt die Position des Vorsitzenden an. Mehr noch, er giert regelrecht danach. In der Frage der Lösegeldzahlung hat er die Gelegenheit ergriffen, sich nach der Tragödie als derjenige aufzuspielen, der schon immer alles besser gewusst hat.«
»Streben Sie die Position des Vorsitzenden an, Mr. Bond?«, fragte Agent Scaturro.
»Zu gegebener Zeit hoffe ich, dafür in Betracht zu kommen. In der momentanen Situation bin ich der Ansicht, dass es nach dem unerfreulichen Aufruhr im vergangenen Jahr und der hohen Geldbuße, die das Unternehmen bezahlen musste, besser für uns ist, wenn der Vorstand gegenüber unseren Aktionären Einigkeit demonstriert. Ich glaube, dass Stanford dem Unternehmen ganz erheblichen Schaden zugefügt hat, indem er in der Öffentlichkeit Mr. Geisler angegriffen hat.«
»Lassen Sie uns über etwas anderes reden, Mr. Bond«, schlug Angus Sommers vor. »Warum haben Sie Steve Frawley angeheuert?«
»Mir scheint, wir haben über diese Frage bereits vor zwei Tagen gesprochen, Mr. Sommers«, sagte Bond. Bewusst ließ er eine Spur Verärgerung in seiner Stimme anklingen.
»Dann lassen Sie uns noch einmal darüber reden. Es gibt drei eher verbitterte Personen in Ihrem Unternehmen, die der Ansicht sind, dass Sie weder das Recht hatten, noch dass die Notwendigkeit bestand, für die Position, die Sie Steve Frawley verschafft haben, außerhalb des Unternehmens zu suchen. Für ihn ist das ein Quantensprung, was seine Karriere betrifft, nicht wahr?«
»Lassen Sie mich Ihnen etwas über Unternehmenspolitik erklären, Mr. Sommers. Die drei Männer, die Sie erwähnten, wollen alle meinen Job. Sie waren Schützlinge des vorigen Vorstandsvorsitzenden. Sie waren und sind immer noch in erster Linie ihm gegenüber loyal. Ich bin ein ziemlich guter Menschenkenner, und Steve Frawley ist ein kluger Kopf, ein sehr kluger sogar. Ein Abschluss in BWL, kombiniert mit einem Jura-Diplom, dazu Intelligenz und Persönlichkeit, das ist genau das, was gegenwärtig gesucht wird. Wir haben ein ausführliches Gespräch geführt. Über dieses Unternehmen, über die Probleme, die wir im vergangenen Jahr hatten, und über die Zukunft, und was er gesagt hat, hat mir gut gefallen. Er wirkt auf mich außerdem wie ein moralisch denkender
Mensch, was heutzutage eine Seltenheit ist. Schließlich habe ich das sichere Gefühl, dass er sich mir gegenüber loyal verhalten wird, und das ist für mich eine Grundvoraussetzung.«
Norman Bond lehnte sich zurück und presste die Handflächen gegeneinander. »Und jetzt müssen Sie mich bitte entschuldigen. Ich werde oben zu einer Besprechung erwartet.«
Weder Sommers noch Scaturro machten Anstalten aufzustehen. »Nur ein paar Fragen noch, Mr. Bond«, sagte Sommers. »Vorgestern haben Sie uns nicht gesagt, dass Sie früher einmal in Ridgefield, Connecticut, gewohnt haben.«
»Ich habe an vielen Orten gewohnt, seit ich in diesem Unternehmen angefangen habe. In Ridgefield war ich vor mehr als zwanzig Jahren, als ich verheiratet war.«
»Hat Ihre Frau nicht Zwillinge zur Welt gebracht, die bei der Geburt gestorben sind?«
»Ja, das
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