Weil deine Augen ihn nicht sehen
darüber, dass mein Mann und meine beste Freundin mich betrogen hatten, löste eine Fehlgeburt aus. Um die Blutung zu stillen, musste mir die Gebärmutter entfernt werden.«
Sie ist viel mehr als eine betrogene Frau, dachte Angus Sommers, dem der traurige Ausdruck auffiel, der sich in Amy Lindcrofts Augen geschlichen hatte.
»Und dann hat er Tina Olsen geheiratet«, ergänzte Scaturro mitfühlend.
»Ja. Die Ehe hat sechs Jahre gehalten, bis Tina herausfand, dass er sie mit einer anderen betrogen hatte, und sich von ihm trennte. Natürlich hat ihr Vater ihn auch gefeuert. Sie müssen verstehen – Gregg ist einfach unfähig, einer Frau treu zu sein.«
»Was war es, was Sie uns mitteilen wollten, Miss Lindcroft?« , fragte Angus Sommers.
»Vor ungefähr sechseinhalb Jahren, nachdem Gregg wieder geheiratet hatte, hat mich Tina angerufen, um sich zu entschuldigen. Sie sagte, sie erwarte nicht, dass ich ihre Entschuldigung annehme, aber sie wolle mich dennoch um Verzeihung bitten. Sie erzählte, dass es nicht nur sein ständiges Werben um sie gewesen war, was sie habe schwach werde lassen. Ihr Vater hatte herausgefunden, dass er mit Hilfe gefälschter Ausgaben Geld unterschlagen hatte. Um einen Skandal zu verhindern, kam Mr. Olsen selbst für den entstandenen Schaden auf. Außerdem erzählte Tina, vielleicht sei es eine Befriedigung für mich zu hören, dass sich Gregg mit seiner neuen Frau, Millicent Alwin Parker Huff, vielleicht etwas überhoben habe. Diese Frau lässt sich nicht so
leicht unterkriegen, und Tina hatte gehört, dass sie ihn eine voreheliche Vereinbarung habe unterzeichnen lassen, wonach die Ehe mindestens sieben Jahre dauern müsse, sonst würde er bei einer Scheidung buchstäblich nichts bekommen, nicht einen Dollar.«
Amy Lindcrofts Lächeln hatte nichts Fröhliches. »Tina hat gestern wieder angerufen, nachdem sie Greggs Interview gesehen hatte. Sie sagt, er versuche verzweifelt, bei Millicent Eindruck zu schinden. Die Frist aus dem vorehelichen Vertrag läuft in wenigen Wochen ab, und Millicent hat eine längere Zeit in Europa verbracht, weit weg von ihm. Der letzte Ehemann, den sie rausgeworfen hat, fiel damals aus allen Wolken. Als er in ihre Wohnung in der Fifth Avenue gehen wollte, hat ihn der Türwächter aufgehalten und ihm mitgeteilt, er habe Anweisung, ihn nicht in das Gebäude zu lassen.«
»Wollen Sie damit sagen, Gregg hat Angst, dass es ihm genauso ergehen könnte, und er steckt eventuell hinter der Entführung, weil er in diesem Fall Geld brauchen würde? Ist das nicht ein bisschen weit hergeholt, Ms. Lindcroft?«
»Das wäre es, wenn es nicht noch eine weitere Tatsache gäbe.«
Die FBI-Agenten besaßen langjährige Übung darin, bei Gesprächen keinerlei Reaktionen zu zeigen, doch die weitere Tatsache, die Amy Lindcroft ihnen nicht ohne eine gewisse Schadenfreude unterbreitete, rief bei beiden unübersehbare Zeichen der Überraschung hervor.
52
MARGARET SASS IM ZIMMER der Zwillinge auf dem Bett, die blauen Samtkleidchen, die sie für ihren Geburtstag gekauft hatte, auf dem Schoß ausgebreitet. Sie versuchte, die Erinnerung an eine Woche zuvor zu verdrängen, als sie die Mädchen für die Geburtstagsfeier herausgeputzt hatte. Steve war früher von der Arbeit gekommen, weil sie nach der Feier zu diesem Dinner der Firma gehen mussten. Die Zwillinge waren so aufgeregt gewesen, dass Steve am Ende Kelly auf seinem Schoß festhalten musste, während sie die Knöpfe an Kathys Kleid zumachte.
Sie hatten gekichert und sich in Zwillingssprache unterhalten, erinnerte sie sich, und sie war damals überzeugt, dass sie beide die Gedanken des anderen lesen konnten. Deshalb bin ich so sicher, dass Kathy noch lebt: Sie hat Kelly mitgeteilt, dass sie nach Hause will.
Die Vorstellung, dass Kathy sich fürchtete und an ein Bett gefesselt war, machte Margaret fast wahnsinnig vor Wut und Angst. Wo soll ich sie suchen überlegte sie verzweifelt. Wo soll ich anfangen? Was war nur mit den beiden Kleidern? Es gibt irgendetwas mit den Kleidern, woran ich mich erinnern muss. Aber was? Sie fuhr mit der Hand über den weichen Samtstoff und erinnerte sich, dass sie, obwohl heruntergesetzt, immer noch mehr gekostet hatten, als sie ursprünglich ausgeben wollte. Immer wieder hab ich in den anderen Regalen
geschaut, und immer bin ich wieder zu diesen zurückgekehrt. Die Verkäuferin hat mir gesagt, was sie bei Bergdorf’s gekostet hätten. Dann sagte sie, es sei ein komischer Zufall, gerade habe sie eine
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