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Weil deine Augen ihn nicht sehen

Weil deine Augen ihn nicht sehen

Titel: Weil deine Augen ihn nicht sehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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könnte sich etwas antun?«
    Sie mussten noch drei schreckliche Stunden ausharren, bis die erlösende Nachricht kam, dass die Polizei Margaret im Auto sitzend in der Nähe des Flughafens von Danbury
gefunden hatte. Als sie sie nach Hause gebracht hatten, konnte sie nicht sagen, wo sie die ganze Zeit gewesen war. Ich habe ihr dann ein starkes Schlafmittel gegeben, ging es Dr. Harris durch den Kopf, und ich hatte Recht damit. Ich kann ihre Trauer nicht leichter machen, aber ich kann wenigstens dafür sorgen, dass sie ihr für eine Weile entfliehen und sich ausruhen kann.
    Sie sah zu, wie Margaret Kelly über die Wange strich.
    »Hey, hier ist jemand aber wirklich still«, sagte Margaret sanft. »Wie geht’s denn, Kel?«
    Kelly blickte ernst zu ihr auf, ohne zu antworten. »Unsere Kleine ist schon den ganzen Morgen über ziemlich still gewesen«, bemerkte Dr. Harris. »Letzte Nacht hab ich doch bei dir geschlafen, nicht wahr, Kelly?«
    Kelly nickte stumm.
    »Hat sie gut geschlafen?«, fragte Margaret.
    »Nun ja, ich glaube, sie muss ihre Erlebnisse erst noch verarbeiten. Sie hat im Schlaf geweint und ziemlich oft gehustet. Deshalb hielt ich es für das Beste, bei ihr zu bleiben.«
    Margaret biss sich auf die Lippe. Sie bemühte sich, das Zittern in ihrer Stimme zu verbergen. »Wahrscheinlich kriegt sie gerade dieselbe Erkältung wie ihre Schwester.« Sie küsste Kelly auf den Kopf. »Aber das werden wir schon wieder hinkriegen, nicht wahr, Sylvia?«
    »Natürlich werden wir das, aber ich kann Ihnen versichern, dass ihre Bronchien ganz frei sind.« Es gibt tatsächlich gar keinen Grund für das viele Husten, dachte Sylvia Harris. Sie ist nicht im Geringsten erkältet. Sie erhob sich. »Margaret, ich glaube, wir lassen Sie jetzt allein, damit Sie ins Bad gehen und sich anziehen können. Wir beide gehen jetzt nach unten, und dann wird Kelly mir ein Buch heraussuchen, das ich ihr vorlesen soll.«
    Kelly zögerte.
    »Ich finde, das ist eine wunderbare Idee«, sagte Margaret.

    Schweigend ließ sich Kelly vom Bett gleiten und streckte Sylvia Harris die Hand entgegen. Gemeinsam gingen sie nach unten ins Arbeitszimmer. Kelly suchte ein Buch heraus und kletterte auf den Schoß der Ärztin. Es war ein wenig kühl im Zimmer. Sylvia streckte sich nach der Häkeldecke, die zusammengefaltet über der Armlehne des Sofas lag, und wickelte sie um Kelly. Sie öffnete das Buch und blätterte darin, doch dann schob sie Kellys Ärmel hoch, was sie bereits am Morgen schon einmal getan hatte.
    Der blaue Fleck auf ihrem Unterarm befand sich fast genau an der gleichen Stelle wie derjenige, der bereits am Verschwinden war. Es sieht aus, als ob sie jemand fest in den Arm gekniffen hätte, dachte Sylvia. »Das hast du dir nicht geholt, indem du an einen Tisch gestoßen bist, Kelly«, sagte sie laut. War so etwas möglich, fragte sie sich. Hatte Margaret Recht, und Kelly konnte tatsächlich Kathys Schmerz spüren? Sie musste die Frage, die ihr auf den Lippen brannte, einfach stellen.
    »Kelly«, fragte sie, »sag mal, kannst du manchmal spüren, was Kathy spürt?«
    Kelly blickte sie an und schüttelte ängstlich den Kopf. »Psssst«, flüsterte sie, dann rollte sie sich zusammen, steckte den Daumen in den Mund und zog sich die Decke über den Kopf.

58
    SPECIAL AGENT CONNOR RYAN hatte für Samstagmorgen elf Uhr eine Besprechung in seinem Büro in New Haven angesetzt. Fest entschlossen, die Kidnapper aufzuspüren, hatte er sich zusammen mit den Agenten Carlson und Realto sowie mit Jed Gunther, einem Captain der Staatspolizei von Connecticut, an einen Konferenztisch gesetzt, um den Stand der Ermittlungen Revue passieren zu lassen.
    Als Chef des FBI in Connecticut leitete Ryan das Gespräch. »Es besteht die Möglichkeit, dass Wohl sich selbst erschossen hat. Grundsätzlich ist es möglich, auch wenn die meisten Leute anders vorgehen. Der typische Selbstmörder steckt sich den Lauf in den Mund oder hält die Pistole seitlich an den Kopf und drückt ab. Schauen Sie sich diese Bilder an.«
    Er reichte die Autopsiefotos von Lucas Wohl an die anderen weiter. »Dem Einschusswinkel nach zu urteilen, müsste er die Waffe über seinen Kopf gehalten haben, als er abgedrückt hat.«
    »Und dann ist da noch der Abschiedsbrief, der auch problematisch ist«, fuhr er gleichmütig fort. »Wir haben zwar Fingerabdrücke von Wohl darauf gefunden, aber nicht überall auf dem Papier, wie man hätte annehmen müssen, wenn man davon ausgeht, dass er das Blatt in die

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