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Weil deine Augen ihn nicht sehen

Weil deine Augen ihn nicht sehen

Titel: Weil deine Augen ihn nicht sehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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miterlebt, wie er sich erschossen hat. Wo waren die anderen Kidnapper? Müssen wir nicht annehmen, dass sie keine Ahnung hatten, dass Lucas Selbstmord begehen wollte, und dass sie ihm zu diesem Parkplatz in der Absicht gefolgt sind, Kelly, oder auch Kelly und Kathy, in dem Wagen zu lassen und Lucas auf dem Rückweg mitzunehmen? Und bedenken Sie: Als Kater Karlo Monsignore Romney angerufen hat, sagte er ausdrücklich, beide Mädchen seien wohlauf. Eigentlich hatte er keinen Grund zu lügen. Vielleicht war es sogar ein Schock für ihn, als er vom Tod Kathys erfahren hat.
    Wohlgemerkt, ich glaube, dass sie tatsächlich tot ist und dass es so geschehen ist, wie Lucas es beschrieben hat. Es war ein Unfall. Ich glaube, dass er die Leiche über dem Meer abgeworfen hat. Ich habe mit dem Mechaniker gesprochen, der gesehen hat, wie Lucas Wohl einen großen Karton zu seinem Flugzeug getragen hat, und ich habe auch mit dem Fahrer vom Catering Service gesprochen, der gesehen hat, wie er eine Stunde später ohne den Karton wieder aus dem Flugzeug gestiegen ist. Wir wissen alle, dass professionelle Kidnapper, die es nur auf das Lösegeld abgesehen haben, ihren Opfern nicht willentlich etwas antun, besonders nicht Kindern. Daher glaube ich, dass es sich folgendermaßen abgespielt haben könnte: Lucas hat Kathy tatsächlich versehentlich getötet, was ihn aus dem Gleichgewicht gebracht
hat. Er wurde zu einer Gefahr für die anderen. Ich glaube, dass sie zusammen mit ihm zu dem Parkplatz gefahren sind und dass einer von ihnen ihn erschossen hat, um zu verhindern, dass er sich womöglich betrinkt und auspackt. Wir müssen mit Kelly reden, um herauszufinden, was sie weiß. Sie hat kaum ein Wort gesagt im Krankenhaus, und anscheinend war sie auch in den letzten Tagen zu Hause sehr still. Am Donnerstagabend hat sie jedoch im Schlaf diese beiden Namen erwähnt, ›Mona‹ und ›Harry‹. Vielleicht können wir sie dazu bringen, uns mehr über die Zeit ihrer Gefangenschaft zu erzählen. Ich will den Eltern vorschlagen, einen Kinderpsychologen einzuschalten, um sie zu befragen.«
    »Was ist mit Margaret Frawley?«, fragte Ryan. »Tony, haben Sie heute mit ihrem Mann gesprochen?«
    »Ich habe mich gestern Abend mit ihm unterhalten, nachdem die Polizei Margaret nach Hause gebracht hat. Er sagte mir, sie stehe unter Schock, und die Kinderärztin, die sich um die Zwillinge kümmert, habe ihr ein starkes Beruhigungsmittel verabreicht. Sie konnte anscheinend nicht sagen, wo sie gewesen ist. Sie konnte sich auch nur vage erinnern, zu diesem Geschäft gefahren zu sein, wo sie die Geburtstagskleider gekauft hatte.«
    »Aus welchem Grund ist sie zu diesem Geschäft gefahren?«
    »Ich habe heute Morgen mit der Filialleiterin gesprochen. Margaret scheint ziemlich außer sich gewesen zu sein, als sie gestern dort auftauchte. Sie wollte mit der Verkäuferin reden, die ihr die Kleider verkauft hat, und als die Filialleiterin schon bereit war, ihr die Handynummer der Verkäuferin zu geben, ist sie plötzlich in Tränen ausgebrochen und hinausgerannt. Doch ihr Mann hat mir erzählt, dass sie vollkommen davon überzeugt ist, dass ein neuer blauer Fleck an Kellys Arm nur entstanden ist, weil jemand Kathy etwas zugefügt hat, und dass Kelly Kathys Schmerz spüren könne.«

    »Sie werden doch wohl nicht an diesen Unsinn glauben, Tony?« Ryans Miene war äußerst skeptisch.
    »Nein, natürlich nicht. Ich glaube keine Sekunde, dass Kelly in der Lage ist, mit Kathy zu kommunizieren, aber ich möchte erreichen, dass sie mit uns kommuniziert. Je eher, desto besser.«

59
    NORMAN BOND WOHNTE im vierzigsten Stock eines Hochhauses, das direkt am East River auf der Höhe der Seventy-second Street in Manhattan lag. Den dreihundertsechzig Grad umfassenden Panoramablick hatte er schon immer als Bereicherung seines recht einsamen Privatlebens empfunden. Öfters stand er morgens zeitig genug auf, um den Sonnenaufgang zu erleben. Und am Abend konnte er sich kaum satt sehen am Glitzern der vielen Lichter auf den Brücken.
    Nach dem trüben Wetter der vergangenen Woche dämmerte am Samstagmorgen ein frischer und klarer Tag herauf, doch selbst der gleißende Sonnenaufgang vermochte seine Stimmung nicht zu heben. Stundenlang brütete er im Wohnzimmer auf der Couch und dachte darüber nach, wie er sich weiter verhalten sollte.
    Viel konnte er nicht machen. Was geschehen war, war geschehen, daran ließ sich nichts mehr ändern. »Dein Finger hat geschrieben … und bewegt sich

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