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Weil Du an die Liebe glaubst

Weil Du an die Liebe glaubst

Titel: Weil Du an die Liebe glaubst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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müssen, daß es in der Stadt des Duke of Ashburton so etwas wie Privatsphäre nicht gibt.«
    »Barlow sandte eine Nachricht nach Abbey und teilte mit, daß du hier eingetroffen seist, aussähest wie ein Toter und dich seltsam verhieltest«, sagte sein Bruder ebenso trocken.
    »Natürlich war ich besorgt.«
    »Warum?« Michael lächelte humorlos. »Ich habe mich immer seltsam verhalten. Darauf hat der alte Herzog oft genug hingewiesen.«
    Ashburton murmelte verhalten einen wütenden Fluch. »Warum, zum Teufel, können wir nicht einmal zur Abwechslung ein zivilisiertes Gespräch führen? Ich habe dir mehrmals geschrieben, aber du hast nie geantwortet.«
    Michael atmete tief ein. Ashburton hatte recht. Er verhielt sich scheußlich. »Entschuldige«, sagte er in gemäßigterem Ton. »Offen gestanden, ich habe deine Briefe verbrannt, ohne sie zu lesen, weil ich nicht glaubte, daß es noch etwas gäbe, was wir einander zu sagen hätten. Ich denke aber, daß es irgendwelche Erbschaftsangelegenheit im Zusammenhang mit dem Tod des alten Herzogs gibt. Wenn du Papiere hast, die unterzeichnet werden müssen, dann bring sie mir jetzt oder schicke sie nach Wales. Ich kümmere mich dann darum.«
    Ein Stuhl knarrte, und ein Hauch von Zigarrenrauch wehte durch das Zimmer. »Ich habe kein Interesse an irgendwelchen Papieren.
    Ich wollte nur mit dir sprechen. Würdest du dich bitte aufrichten und mich ansehen?«
    Michael wollte verdammt sein, wenn er wegen eines Eindringlings solche Mühe auf sich nahm, aber er senkte seine Arme und öffnete die Augen.
    Ashburton saß auf der anderen Seite des Zimmers und starrte brütend auf die glühende Spitze seiner Zigarre.
    Michael musterte das Gesicht des anderen Mannes. Obwohl er die Familie bevorzugte, die er in Eton adoptiert hatte, war die
    Blutsverwandtschaft nicht zu leugnen. Die Kenyon-Abstammung zeigte sich in den harten Konturen von Ashburtons Gesicht, in der Mahagonifarbe seines Haares und in der Form seiner langen Hände. Jeder konnte sehen, daß sie Verwandte waren.
    Ashburton blickte auf, und seine Augen wurden schmal, als er seinen jüngeren Bruder sah. »Gott, Mann, du siehst krank aus. Hast du Fieber?« Er stand auf und trat an das Bett, um eine Hand auf Michaels Stirn zu legen.
    Michael schlug die Hand beiseite, gleichermaßen verärgert über die Mutmaßung des anderen Mannes wie über die erstickenden Spiralen von Rauch. »Mir geht’s gut. Bin nur schmutzig, unrasiert und ermüdet durch einen langen Ritt.«
    »Lügner.« Sein Bruder sah ihn an und runzelte die Stirn. »Ich habe schon Leichen gesehen, die besser aussahen als du.«
    Michael hustete, als Rauch aus Ashburtons Zigarre sich zu seinem Gesicht kräuselte. Er öffnete den Mund, um seinem Bruder zu sagen, er solle das verdammte Ding ausmachen, und inhalierte etwas von dem beißenden Rauch.
    Mit vernichtender Plötzlichkeit verkrampften sich seine Lungen in einem heftigen Asthmaanfall. Er konnte nicht sprechen, nicht atmen, konnte nicht denken. Er bäumte sich auf, als Hitze und Atemnot ihn erfaßten. Seine Brust wurde erdrückt, seine Lungen waren wie eingepfercht, während sie verzweifelt nach Luft gierten.
    Er versuchte sich aufzurichten, damit seine Lungen sich leichter weiten konnten. Doch das mißlang ihm. Er wankte und krallte seine Finger in die Decke, und dabei schwand sein Bewußtsein.
    Irgendwo jenseits der Fesseln des brennenden Feuers bestand die Möglichkeit zu atmen, aber er fand sie einfach nicht. Panische Angst und die grimmige Ironie, daß er in einem Bett in seinem Geburtsort sterben würde, nachdem er viele Jahre des Krieges überlebt hatte. Die Tatsache war besonders entsetzlich, daß er gebrochen vor dem Bruder starb, der nie sein Freund gewesen war.
    Dann richteten starke Hände seinen hilflosen Körper auf und hielt ihn auf der Bettkante in sitzender Position. Begleitet von einem Gemurmel tröstender Worte fuhr ein durchnäßtes Tuch immer wieder über sein Gesicht und seine Kehle.
    Das köstliche kühle Wasser dämpfte das Feuer und löste den erstickenden Rauch auf.
    Die Panik schwand und mit ihr die erstickende Beengtheit. Ein wenig Luft drang in seine Lungen.
    Der feurigrote Druck schwand. Er stützte seine Handflächen auf seine Knie und atmete langsam aus. Inhalierte. Exhalierte. Wieder, tiefer diesmal.
    Die Dunkelheit begann sich zu verflüchtigen, und ihm wurde mit dumpfen Staunen bewußt, daß er überleben würde.
    Es war der erste Asthmaanfall, den er seit Carolines Tod gehabt hatte.

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