Weil Du an die Liebe glaubst
weht, nicht. Selbst wenn ein Fischer ihn gehört hat und nachforscht, würde uns das nicht helfen. Dein Cousin würde eine plausible Lüge zur Hand haben, warum er hier ist.
Wenn das nicht funktioniert, wird er fraglos nicht zögern, zu morden.«
Sie hätte wissen sollen, daß Michael die Möglichkeiten bereits durchdacht hatte. »Wie, glaubst du, stehen unsere Chancen für ein Überleben? Die Wahrheit, bitte.«
»Das ist schwer zu sagen.« Sein Gesichtsausdruck war besorgt. »Ich glaube, daß es möglich ist, sich ewig zu verstecken und von dem Land zu leben, aber Haldorans Geduld wird nicht länger als einen oder zwei Tage andauern. Ich fürchte, daß er Hunde herbringen wird, um uns aufzuspüren.«
Dieser Gedanke ließ sie erschauern. Hunde, die an ihren Fersen bellten… »Besteht eine Möglichkeit, das Blatt zu wenden?«
»Vielleicht. Ich möchte mir die Beschaffenheit des Landes genau ansehen. Es gibt vielleicht eine Stelle für einen Hinterhalt, obwohl es nicht leicht sein wird, zwei bewaffnete Männer zu überwältigen.« Er blickte auf das Meer hinaus, und seine Augen wurden schmal. »Als letzter Ausweg bestünde vielleicht die Möglichkeit, nach Skoal zu schwimmen.«
Sie starrte ihn an. »Ist das dein Ernst? Der Kanal zwischen den Inseln ist bekanntlich gefährlich. Ich kann ein bißchen schwimmen, aber in rauher See würde ich eine solche Strecke nie schaffen.«
»Mir könnte es vielleicht gelingen. Wenn ich Erfolg hätte, könnte ich dir Hilfe schicken.« Er runzelte die Stirn. »Aber ich möchte dich lieber nicht alleinlassen.«
Der Gedanke erschreckte sie. Nicht nur, daß Michael gegen kaltes Wasser, Felsen und heimtückische Strömungen ankämpfen müßte, wahrscheinlich würde er auch versuchen müssen, nachts hinüberzuschwimmen, um nicht gesehen zu werden. Die Chancen dafür, daß er das überlebte, standen nicht gut. »Schwimmen ist definitiv der letzte Ausweg.«
Er zuckte die Schultern. »Beim Versuch zu fliehen, zu ertrinken, wäre besser, als erschossen zu werden wie ein Tier.«
Er zog sich verstohlen aus dem Gestrüpp zurück.
Catherine folgte ihm den Hang hinunter. An dessen Fuß befand sich ein winziger Bach. Er preßte seine Handflächen in das schlammige Ufer und fuhr dann mit unpersönlichen Händen über ihre braune Reithose, um sie einzuschmieren. »Du wirst schwerer zu entdecken sein, wenn dunkle Flecken die helle Farbe brechen. Schmier dir auch etwas ins Gesicht. Wenn wir irgendwo hellen Lehm finden, werde ich den dazu benutzen, meine dunkle Kleidung zu beflecken.«
»Du scheinst viel davon zu verstehen, wie es ist, gejagt zu werden.«
Er schnitt eine Grimasse. »Einmal, als unerfahrener Offizier in Spanien, wurde ich während eines Spähtrupps von meinen Männern getrennt. War nicht meine beste Stunde. Die Franzosen erfuhren, daß ein britischer Offizier sich hinter ihre Linien verirrt hatte und organisierten eine Menschenjagd. Obwohl ich ihnen drei Tage lang entkommen konnte, wurde ich schließlich gefangengenommen. Es gelang mir, zu fliehen, aber die anderen Offiziere meiner Kompanie zogen mich gnadenlos auf, weil ich so ungeschickt gewesen war. Es war eine sehr ernüchternde Erfahrung.«
Sie lächelte ein wenig, obwohl ihre Stimmung ernst war. Sie hatte Michael soviel Ärger bereitet wie jedem anderen, der ihr nahestand. Colin war ihretwegen gestorben, und Michael starb vielleicht ebenso, und Amy war eine Gefangene, die einer entsetzlichen Zukunft entgegensah. Rein vernunftsmäßig wußte Catherine, daß sie für Haldorans Boshaftigkeit nicht verantwortlich war –
aber dennoch hatte sie ein fast erdrückendes Schuldgefühl.
Sie sah Michael an, der sich den Lehm von den Händen wusch. Er würde sein Bestes geben, um sie aus all dem lebend herauszubringen. Um der Ehre willen würde er wahrscheinlich sein Leben opfern, um ihres zu retten. Aber nach all dem, was geschehen war, würde er sie nicht mehr in seinem Leben haben wollen. Sie hatte ihre Pfeile wohlgesetzt, als sie ihn fortgeschickt hatte, und das zerbrechliche Vertrauen, das in ihm gewachsen war, war zerstört, vermutlich irreparabel.
Doch eines mußte getan werden, solange noch Zeit dazu war. »Ich bedauere all diese schrecklichen Dinge, die ich sagte, als ich dich aufforderte, Skoal zu verlassen. Vielleicht hätte es einen anderen Weg gegeben, aber mir fiel keiner ein.« Sie erschauerte, als die ganze Qual dieser Szene ihr wieder lebhaft ins Bewußtsein drang.
»Colin starb meinetwegen«, sagte sie steif.
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