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Weil Du an die Liebe glaubst

Weil Du an die Liebe glaubst

Titel: Weil Du an die Liebe glaubst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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daß solche Frauen existierten.
    Er überlegte, was Kenneth nicht sagte, hatte aber genügend Fragen gestellt. Er nahm das Skizzenbuch seines Freundes vom Tisch auf.
    »Darf ich?«
    »Wenn du magst.«
    Michael lächelte über die Karikatur, an der Kenneth gearbeitet hatte. »Raffiniert die Art, wie du Bonaparte als grinsenden Wasserspeier gezeichnet hast. Du solltest das an eine Druckerei verkaufen, damit es reproduziert werden kann.«
    Kenneth lehnte den Vorschlag mit einem Schulterzucken ab. Er wich immer Komplimenten aus, indem er sagte, daß sein Talent nicht mehr als eine bescheidene Begabung fürs Zeichnen sei.
    Michael durchblätterte die Seiten des Skizzenbuches. Nach mehreren architektonischen Studien eines prächtigen barocken Rathauses, fand er eine Zeichnung von Amy Melbourne und den Mowbry-Kindern beim Spielen. Mit wenigen schnellen Strichen hatte Kenneth die flüssigen Bewegungen eines Laufspieles eingefangen und dazu den Charakter jedes Kindes. Es erstaunte Michael immer wieder, daß sein Freund mit seinen großen Händen so subtil und anmutig zeichnen konnte.
    »Das ist eine schöne Zeichnung der Kinder.«
    Während er das Blatt umschlug, fügte er hinzu:

    »Das erste, was Molly sagte, war, daß du ihnen Zeichenunterricht erteilst.«
    Kenneth lächelte leicht. »Die beiden Mädchen sind gute Schülerinnen. Jamie ist an nichts interessiert, was nicht vier Hufe, eine Mähne und einen Schweif hat.«
    Nach weiteren Skizzen der Kinder und einer von Anne Mowbry, schlug Michael die Seite um und sah Catherine Melbourne vor sich. Sein Herz verkrampfte sich bei diesem Bild, auf dem sie an einer Felsküste stand und ihr Gesichtsausdruck überirdisch war. Seewind zauste ihr dunkles Haar wie ein Banner und preßte ihre klassische Tunika an die Rundungen ihrer wundervollen Gestalt.
    Er studierte das Bild hungrig, auf eine Art, die bei einer leibhaftigen Frau unhöflich gewesen wäre.
    Er versuchte, beiläufig zu klingen, als er sagte:
    »Eine gute Zeichnung von Catherine. Soll sie hier eine griechische Göttin sein oder vielleicht die legendäre Sirene, deren Lieder Männer in den Untergang locken?«
    »Die Sirene.« Kenneth runzelte die Stirn. »Aber das Bild ist nicht so gut. Ihre Gesichtszüge sind so gleichmäßig, daß sie schwer zu zeichnen ist. Und dann hat sie so einen gequälten Ausdruck in den Augen, den ich nicht einfangen konnte.«
    Michael betrachtete das Bild noch aufmerksamer.
    »Aber etwas davon hast du hineingebracht. Was sollte eine wunderschöne Frau quälen?«
    »Ich habe keine Ahnung«, erwiderte Kenneth.
    »Trotz ihrer ungezwungenen Art, gibt Catherine nicht viel von sich preis.«
    Es gab definitiv etwas, das sein Freund nicht sagte, aus dem sehr guten Grunde, daß Catherine Melbournes Privatleben Michael nichts anging.
    Doch als er sich der nächsten Seite zuwandte, sagte er einfach: »Wenn du je eine Zeichnung von ihr machst, die du nicht haben willst, nehme ich sie gerne.«
    Kenneth warf ihm einen scharfen Blick zu, sagte aber nur: »Nimm die, wenn du willst. Wie gesagt, ich war damit nicht zufrieden.«
    Michael nahm die Zeichnung heraus und fuhr dann damit fort, in dem Skizzenbuch zu blättern.
    Er war ein verdammter Narr, um das Bild einer Frau zu bitten, die nie Teil seines Lebens sein konnte. Doch wenn er alt und grau war, sofern er so lange lebte, würde er sich an ihr Gesicht erinnern wollen und an das Gefühl, das sie bei ihm ausgelöst hatte.
    Wellington hatte recht damit, daß die Situation ein völliges Durcheinander war. Kaum war Michael am nächsten Morgen im Hauptquartier eingetroffen, wurde er mit einem Berg Arbeit überschüttet, die Vorratsbeschaffung und Ausrüstung einschloß.
    Wie der Herzog bissig sagte, mochte Major Kenyon zwar kein Quartiermeister sein, aber er wußte zumindest, was kämpfende Männer brauchten.
    Die Arbeit erforderte völlige Konzentration, und am Ende des Tages war Michaels heftige Reaktion auf Catherine Melbourne nicht mehr als eine vage Erinnerung. Er kehrte zum Abendessen in das Haus an der Rue de la Reine zurück und dachte, daß es gut sein würde, sie wiederzusehen. Sie war eine zauberhafte, schöne Frau, aber es gab für ihn keinen Grund, sich wie ein liebestoller Jugendlicher zu verhalten. Eine zweite Begegnung würde ihn von seiner sich entfaltenden Besessenheit kurieren.
    Catherine hatte erwähnt, daß es Brauch im Hause sei, sich vor dem Essen zu einem Sherry zusammenzufinden. Michael ging hinunter und fand im Salon Anne Mowbry und einen

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