Weil Du an die Liebe glaubst
zurück und betrat leise das Haus. Im Foyer und auf dem Korridor oben waren Kerzen aufgestellt worden.
Catherine und Anne führten wirklich eine gute Pension.
Ein Lichtschimmer war unter der Tür gegenüber seinem Zimmer zu sehen. Deshalb klopfte er an, statt in seinen eigenen Raum zu gehen. Kenneth Wildings vertrauter Bariton forderte ihn zum Eintreten auf.
Das tat Michael. Er sah, daß sein Freund in einem Skizzenbuch zeichnete. Kenneth war ein erstklassiger Karikaturist und Zeichner, ein Talent, das ihm bei seiner Arbeit als Aufklärungsoffizier in Spanien geholfen hatte.
Kenneths Augen wurden groß, als er von seiner Zeichnung aufblickte. »Gütiger Himmel, wo kommst du denn her?«
Michael kicherte. »Haben unsere lieblichen Hauswirtinnen dir nicht erzählt, daß ich jetzt in dem Raum dir gegenüber wohne?«
»Nein, ich bin erst vor kurzem heimgekommen, und alle waren bereits zu Bett gegangen.«
Kenneth stand auf und nahm Michaels Hand.
»Verdammt, es ist schön, dich zu sehen.«
Kenneth Wilding war dunkel, breit gebaut und knorrig, und er sah mehr wie ein Arbeiter als ein Offizier und Gentleman aus. Er war einer der wenigen Offiziere, die aus dem Mannschaftsstand befördert worden waren, eine Auszeichnung, die üblicherweise nur nach selbstmörderischen Heldentaten vergeben wurde. Er war noch Sergeant und hatte Michael vor Schwierigkeiten bewahrt, als dieser bei seinem ersten Kommando noch ein sehr grüner Subalternoffizier gewesen war. Freundschaft war aus gegenseitigem Respekt erwachsen.
Michael musterte das Gesicht seines Freundes, während sie einander die Hände schüttelten. Er war froh, zu sehen, daß die schreckliche Anspannung, die der Feldzug auf der Halbinsel darin hinterlassen hatte, wenigstens zum Teil verschwunden war. »Ich habe drüben Whisky.
Soll ich ihn herholen?«
»Diesen Fusel habe ich nicht mehr getrunken, seit du Spanien verlassen hast«, sagte Kenneth, in dessen grauen Augen Humor blitzte. »Ich habe ihn ziemlich vermißt. Im Vergleich zu Whisky wirkt Brandy viel zu zivilisiert.«
Michael ging, um die Flasche zu holen, und stolperte fast über Louis den Trägen, der es sich vor seiner Tür bequem gemacht hatte. Als er in Kenneth’s Zimmer zurückkehrte, folgte ihm der Hund und streckte sich so aus, daß sein Kiefer auf Michaels Stiefel ruhte. Er musterte Louis amüsiert. »Begrüßt dieses Tier alle Besucher so oder habe nur ich das Pech?«
Kenneth holte zwei Gläser und schenkte ihnen beiden einen Drink ein. »Betrachte das als Auszeichnung. Wenn Louis Wache hält, wird jeder potentielle Angreifer vor Lachen sterben.«
Nachdem sie Neuigkeiten ausgetauscht hatten, sagte Michael: »Sind Catherine und Anne real oder nur Produkte meiner fiebrigen Phantasie?«
»Sie sind erstaunlich, nicht wahr? Ich hatte das Glück, in Toulouse mit ihnen ein Chateau zu teilen. Als ich erfuhr, daß sie in Brüssel sind, kam ich auf den Knien zu ihnen, um zu fragen, ob es ein Quartier für einen Schützen gäbe. Sie sind wirklich Könner in der Kunst, Männer sich wohl fühlen zu lassen, gut zu ernähren und froh zu machen.«
Michael, der wußte, daß er nicht so interessiert sein sollte, fragte: »Wie sind ihre glücklichen Ehemänner?«
Kenneth schluckte seinen Whisky herunter. »Du wirst Charles Mowbry mögen. Sehr ruhig, aber sehr fähig und mit einem kauzigen Sinn für Humor.«
»Was ist mit Melbourne?«
Kenneth zögerte, bis Michael bemerkte: »Dein Schweigen ist etwas rätselhaft.«
Sein Freund betrachtete sein Whiskyglas. »Ich kenne Melbourne nicht gut. Er ist ein durch und durch rauher Kavallerist. Du kennst die Sorte –
nicht unintelligent, aber er sieht keinen Grund, seinen Verstand zu gebrauchen. Dennoch ist er ein guter Offizier, wie ich gehört habe. Sehr furchtlos.«
»Mut ist in der Kavallerie üblich. Eine Bewertung ist selten. Ist er die bewundernswerte Catherine wert?«
»Ich bin nicht in der Lage, das zu sagen.«
Kenneth beugte sich vor und kratzte Louis hinter dessen Schlappohren. »Offensichtlich glaubt sie es. In Spanien hat sie den Spitznamen Saint Catherine bekommen, sowohl wegen ihrer Tugendhaftigkeit, als auch wegen der Krankenpflege, die sie geleistet hat. Die Hälfte der Männer, denen sie begegnet, verliebt sich in sie, aber sie hat nie jemand anderen angesehen als ihren Mann.«
Das wies Michael in seine Schranken. Er war nur einer in einer großen Menge. Dennoch war er froh zu hören, daß sie ebenso gut wie schön war. Einst hatte er nicht geglaubt,
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