Weil Du an die Liebe glaubst
Gentleman.
»Ich bin froh, daß Sie heute abend zum Essen hier sein können, Michael.« Anne drehte ihren Kopf so, daß ihre kastanienbraunen Locken tanzten. »Dies ist mein Mann, Captain Charles Mowbry.«
Mowbry begrüßte ihn mit einem freundlichen Händedruck. »Ich habe Ihre Pferde bewundert, Major Kenyon. Es scheint nicht fair, daß so erstklassige Pferde für einen Infanterieoffizier vergeudet werden.«
Michael lachte. »Sie haben zweifellos recht, aber ich habe einen Freund, der Halbzigeuner ist, und die Pferde, die er züchtet, sind wundervoll. Ich hatte das Glück, daß er mir zwei verkaufte.
Gewöhnlich gibt er sie nur ab, wenn er dafür den erstgeborenen Sohn eines Mannes bekommt.«
Mowbry warf seiner Frau einen neckenden Blick zu. »Es lohnte doch, Jamie gegen diesen Braunen zu tauschen, oder?«
Sie verdrehte ihre Augen. »Frag mich das nicht heute. Nach dem Ärger, den Jamie gemacht hat, bin ich bereit, über jedes Angebot
nachzudenken!«
Sie alle lachten. Bald plauderten sie wie alte Freunde. Dann erschien Catherine Melbourne im Türrahmen. Sie trug ein schimmerndes, meergrünes Kleid, das ihre bemerkenswerten Augen betonte. »Guten Abend zusammen«, sagte sie gelassen.
Michael schaute zu ihr, und seine sichere Überzeugung, daß er immun gegen ihre Schönheit sei, zerbrach in Stücke. Das Beste, was man sagen konnte, war, daß dieses Gefühl, mitten ins Herz getroffen zu sein, keine Überraschung mehr war.
Er musterte Catherine, als sie den Raum zu den anderen durchquerte. Ihre Erscheinung war weit mehr als Schönheit und Herzlichkeit, obwohl sie beides im Übermaß besaß. Kenneth hatte mit seinem Künstlerblick die gequälte Verwundbarkeit unter ihrem hinreißenden Äußeren erkannt, und jetzt konnte Michael sie ebenfalls sehen.
Catherine war das gefährlichste aller Geschöpfe: eine Frau, die ebenso Zartheit wie Verlangen erregte.
»Guten Abend.« Als Kind hatte er gelernt, seine Gefühle zu verbergen, und jetzt beschwor er ein ganzes Leben der Selbstbeherrschung, damit niemand, vor allem nicht sie, ahnte, was er fühlte.
»Ich muß meinem Glücksstern dafür danken, daß ich dieses Quartier gefunden habe. Es ist das einzige, das ich je hatte, das einen Hund einschließt, der auf meinem Bett schläft.«
Ihre Augen glitzerten schelmisch. »Interessant.
Wenn ich ein Hund wäre, würde ich es mir zweimal überlegen, ob ich Sie belästige.
Offensichtlich wußte Louis es besser. Er hat Sie bereits um seine Pfote gewickelt.«
Während Michael noch überlegte, ob er so abschreckend wirkte, begannen die Mowbrys Geschichten über Louis den Trägen zu erzählen.
Er war eindeutig ein Hund, der Eindruck hinterließ, wohin er auch ging.
Kenneth kehrte nicht zum Abendessen zurück, aber ein paar Minuten später erschien Colin Melbourne. Der Mann war sehr stattlich, besaß jenes Selbstvertrauen, das aus völligem Mangel an Selbstzweifel resultiert. Catherine ging zu ihrem Mann und nahm seinen Arm. Die beiden waren ein prächtiges Paar. »Colin, ich möchte dir unseren neuesten Mitbewohner vorstellen.«
Nach der Vorstellung sagte Melbourne herzlich:
»Schön, Sie kennenzulernen, Lord Michael.
Solange dieser Raum leer war, bestand die Gefahr, daß hier jemand einquartiert werden würde, der unpassend ist. Zum Beispiel ein weiterer sogenannter Offizier, der aus dem Mannschaftsstand befördert worden ist.«
Die Mowbrys und Catherine bewegten sich unbehaglich, aber Michaels Ärger wandelte sich zu Erleichterung. Er hatte befürchtet, daß er Melbourne nicht mögen würde, weil er Catherines Mann war. Statt dessen mochte er diesen Mann wegen seines aufdringlichen Snobismus nicht.
Kein Wunder, daß Kenneth zurückhaltend über ihn gesprochen hatte. Mit scharfer Stimme sagte Michael: »Jemand wie Kenneth Wilding, zum Beispiel?«
Plötzlich vorsichtig, sagte Melbourne: »Sollte keine Verunglimpfung sein. Für einen Mann seiner Klasse schafft Wilding es ganz gut, das Benehmen eines Gentleman nachzuahmen. Aber dennoch gibt es für Herkunft keinen Ersatz. Als Sohn des Herzogs von Ashburton werden Sie dem sicher beipflichten.«
»Ich kann nicht sagen, daß ich je einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen Herkunft und Charakter gesehen hätte. Schließlich war Kenneth so geschmacklos, nach Harrow zu gehen.
Von dem einzigen Sohn des Lord of Kimball hätte man Besseres erwartet.« Michael trank seinen Sherry aus. »Doch selbst ein alter Etonmann wie ich muß zugeben, daß Absolventen von Harrow
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