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Weil Du an die Liebe glaubst

Weil Du an die Liebe glaubst

Titel: Weil Du an die Liebe glaubst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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des Todes besteht.«
    Als darauf Stille eintrat, lehnte sie ihren Kopf an die hohe Stuhllehne und musterte träge Michaels Gesichtszüge, auf die der Schein des Feuers fiel.
    Er war wirklich außerordentlich attraktiv, sehr schlank und muskulös wie ein Panther. Sie konnte ihn stundenlang betrachten, sich die feinen Linien um seine Augen einprägen Und die Art, wie sein weißes Hemd die Breite seiner Schultern betonte.
    Als seine langen, gebräunten Finger die Ohren von Louis kraulten, überlegte sie, wie sich das bei ihr anfühlen würde…

    Mit Schrecken erkannte sie, daß die träge Wärme in ihren Gliedern Verlangen war. Sie hatte vergessen, was das für ein Gefühl war.
    Glücklicherweise war sie nicht leidenschaftlicher Natur. Selbst mit sechzehn, als sie geglaubt hatte, in Colin verliebt zu sein, hatte ihr gesunder Menschenverstand ihr Verhalten völlig beherrscht.
    Nachdem die Ehe sie gelehrt hatte, daß Leidenschaft nichts mehr als Trug war, war sie niemals versucht gewesen, auf die Männer zu reagieren, die sie zur Sittenlosigkeit überreden wollten.
    Sie hatte früh gelernt, daß ihr Äußeres Männer dazu bringen konnte, sich wie Idioten zu verhalten, was nicht nur peinlich, sondern potentiell gefährlich war. Zweimal hatte Colin Männer zum Duell gefordert, weil sie seine Frau belästigt hatten. Glücklicherweise hatten die fraglichen Männer sich entschuldigt, und so war es nicht zu Duellen gekommen, aber diese Zwischenfälle hatten ihr klargemacht, daß sie einen Weg finden mußte, Männer dazu zu bringen, sich sittsam zu benehmen.
    Im Alter von neunzehn Jahren hatte sie den Trick herausgefunden. Ein Ruf unerschütterlicher Tugendhaftigkeit war Teil ihrer Methode, gepaart mit einem schwesterlichen Verhalten und völligem Verzicht auf Flirt. Sobald Männer erkannten, daß sie nie Geliebte sein würde, ließen sie sie entweder in Ruhe oder wurden Freunde und Beschützer. Es war Jahre her, seit ein Mann ihr wirklich Schwierigkeiten bereitet hatte, und Michael war zu sehr Gentleman, um das zu ändern.

    Da sie seine tiefe Stimme wieder hören wollte, sagte sie: »Sie erwähnten, daß einer Ihrer Freunde von den Gefallenen Engeln geheiratet hat. Haben die anderen auch Ehefrauen?«
    »Lucien hat am letzten Weihnachtsabend geheiratet.« Michael lächelte liebevoll. »Seine Frau, Kit, ist wie eine Gazelle. Sie hat lange Beine und einen scheuen Blick. Aber sie hat einen messerscharfen Verstand und den Mut einer Löwin. Ich weiß nicht, ob Rafe jemals heiraten wird. Ich denke, er bevorzugt sein Leben genau so, wie es ist.«
    »Und Sie?« Es tat ihr augenblicklich leid, gefragt zu haben. Nur die Menge Brandy konnte erklären, warum sie eine so persönliche Frage gestellt hatte.
    Michael antwortete gelassen. »Ich wollte den Frühling in London verbringen und dabei den Heiratsmarkt beobachten, aber Napoleon hat mir einen Strich durch die Rechnung gemacht und meine Pläne vereitelt.«
    »Er hat die Pläne vieler Menschen vereitelt.«
    Michael zuckte die Schultern. »Es wird andere Zeiten geben.«
    Der Gedanke, daß Michael eine Ehefrau unter den größten Schönheiten der Gesellschaft suchte, versetzte ihr einen seltsamen Stich von Bedauern.
    Sie hatte Colin kurz vor dem Tode ihrer Eltern kennengelernt und ihn einen Monat nach dem Doppelbegräbnis geheiratet, hatte geglaubt, daß seine Kraft und Liebe sie in ihrem Kummer stärken würden. Sie hatte nicht lange gebraucht, um zu merken, daß seine Gefühle nicht tief waren und daß sie in den meisten Dingen stärker als er war.
    Sie hatte kein Recht, sich zu beklagen – aber es gab Zeiten, in denen sie sich danach sehnte, jemand zu haben, an den sie sich anlehnen konnte. Instinktiv wußte sie, wenn sie einen Mann wie Michael geheiratet hätte, dann hätte sie auch einen Ehemann gehabt, der die Lasten des Lebens mit ihr tragen würde – einen Mann, der sie unterstützte, wenn sie sich zu müde fühlte, um weiterzumachen.
    In dem Wissen, daß sie an solche Dinge nicht denken durfte, erhob sie sich und setzte die Katze in die Mitte der warmen Sitzfläche des Stuhles.
    »Ich gehe besser zu Bett, solange ich es noch schaffe, die Treppe hochzugehen.«
    Sie machte einen Schritt und schwankte. In ihrem Kopf drehte sich alles.
    Augenblicklich war Michael auf den Beinen, um sie zu stützen. Sie lehnte sich an seine Schulter, bis ihr Kopf wieder klar war. »Entschuldigung«, murmelte sie. »Ich vertrage keinen Brandy.«
    Er führte sie zur Treppe, hielt sie mit einer Hand am

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