Weil Du an die Liebe glaubst
wie Charles Mowbry wäre.«
»Vielleicht gehört sie zu der Art von guter Frau, die einen sündhaften Mann unwiderstehlich findet«, sagte Kenneth trocken. »Ich habe keinen Hinweis darauf entdecken können, daß sie die Wahl ihres Ehemannes bedauert.«
Michael lächelte humorlos. »An deinem Kamin ist ein Haken. Willst du mir damit auf den Kopf schlagen für den Fall, daß ich noch nicht verstanden habe, was du sagst?«
»Ich werde davon Abstand nehmen, es sei denn, daß du Melbourne mit blutunterlaufenen Augen verfolgst.« Kenneth tauchte seine Feder in das Tintenfaß und zeichnete abwesend eine winzige Ratte auf den unteren Rand des Briefes. »Da wir gerade von ihm sprechen – Melbourne war in den letzten Tagen erstaunlich höflich zu mir.«
Michael ließ sich in einen Sessel sinken. »Meine Schuld. Er ärgerte mich so sehr, daß ich ihm von deiner adligen Herkunft erzählte. Tut mir leid.«
Kenneth’s Mund wurde schmal. »Du solltest wirklich etwas gegen dein Temperament tun.«
»Ich dachte, ich hätte es unter Kontrolle, aber Colin Melbourne scheint meine guten Vorsätze zu vereiteln.«
»Nun gut, aber es ist amüsant zu beobachten, wie er versucht, vergangene Unhöflichkeiten in der Hoffnung auszugleichen, daß ich für ihn eines Tages nützlich sein könnte. Er weiß nicht, was für eine Zeitvergeudung das ist.«
Da Michael seine Gedanken von Catherine und ihrem Mann ablenken mußte, fragte er: »Haben du und die anderen Aufklärungsoffiziere erfahren, was Bonaparte vorhat?«
»Weiß der Teufel. Ist eine verdammte Einschränkung, nicht einen Fuß auf französischen Boden setzen zu dürfen. Ich wünschte, jemand würde den Krieg erklären und alles offiziell machen. Hast du guten Klatsch aus dem Hauptquartier?«
»Der Herzog teilt seine Gedanken den Untergebenen nicht mit, aber man muß kein Genie sein, um die Probleme auf allen Seiten zu sehen.« Michael runzelte die Stirn. »Die Preußen sind schwierig. Prinz Blücher ist vernünftig, aber viele in seinem Stab mißtrauen den Briten, weshalb ihr Hauptquartier gut fünfzig Meilen von Brüssel entfernt ist. Das schafft eine ernsthafte Schwachstelle zwischen den Armeen.«
»Eine, die der Kaiser schnell ausnutzen wird, wenn er beschließt, in Belgien einzumarschieren.«
»Genau. Meine persönliche Meinung ist, daß Napoleon sehr bald nach Norden marschieren wird. So viele französische Veteranen haben sich zusammengefunden, um wieder unter den Kaiseradlern zu kämpfen, daß Boneys Armee wahrscheinlich größer als die von Wellington sein wird, und außerdem viel erfahrener.«
»Die vereinten alliierten Truppen werden den Franzosen zahlenmäßig weit überlegen sein«, erklärte Kenneth.
Michael hob anzüglich seine Brauen. »Glaubst du, Boney wird den Alliierten eine Chance geben, sich zu einer großen Armee zu sammeln? Er bevorzugt immer den Angriff, und in seiner gegenwärtigen Situation
ist
Waghalsigkeit seine einzige
Hoffnung. Je länger er zögert, desto mehr Zeit wird Wellington haben, sein Gesindel von Armee zu einer richtigen Streitmacht zu machen und seine Veteranen aus Amerika zurückzuholen.«
»In einem Kampf unter gleichen Bedingungen würde ich darauf setzen, daß Wellington Napoleon schlägt«, stimmte Kenneth zu. »Aber jetzt ist der Herzog in der verdammten Situation, versuchen zu müssen, Fachwerk ohne Stroh zu machen.«
»So war es auch auf der Halbinsel, und der Herzog hat nie eine Schlacht verloren.« Michael lächelte ein wenig. »Ich werde wohl selbst eine Handvoll Stroh werden. Ich bin zum
Oberstleutnant befördert worden und habe ein Infanterieregiment mit dem Befehl bekommen, das Beste daraus zu machen, was ich kann.«
»Ist eine bessere Nutzung deiner Fähigkeiten. Als Stabshengst wären die vergeudet. Welches Regiment ist es?«
»Eine provisorische Einheit, die Hundertfünfte genannt. Besteht aus einer Handvoll erfahrener britischer Berufssoldaten, die da hineingeworfen worden sind, um eine Mischung von Rekruten und halb ausgebildeten Milizen zu würzen. Der Herzog hofft, daß die Veteranen für genügend Mumm sorgen, damit das ganze Regiment schlagkräftig wird.«
»Du wirst es dabei schwer haben.«
»Ich muß sie nichts Schweres lehren, wie Scharmützel oder Kundschaften. Sie haben nichts weiter zu tun, als auf einer Stelle zu stehen und ihre Musketen abzufeuern, vorzugsweise nicht aufeinander.«
»Während Kanonenkugeln ihren Kameraden die Köpfe abreißen, die kaiserlichen Leibgardisten zum Schlag der
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