Weil Du an die Liebe glaubst
sich irgendwie unwohl zu fühlen, und sie bemerkte das. Sie fragte: »Stimmt etwas nicht?«
Er zuckte die Schultern. »Nicht direkt. Aber… nun ja, ich habe letzte Nacht beim Whist hundert Pfund verloren.«
»Oh, Colin…« Sie sank in einen Sessel. Es war nie genug Geld da, und einhundert Pfund waren eine enorme Summe.
»Schau mich nicht so an«, sagte er abwehrend.
»Ich war im Grunde recht gut. Ich war schon runter auf dreihundert, bevor ich das meiste zurückgewann.«
Sie schluckte, versuchte, nicht daran zu denken, was sie getan hätten, wenn er so viel verloren hätte. »Ich nehme an, ich sollte dankbar dafür sein, aber selbst hundert Pfunde werden Probleme schaffen.«
»Du wirst das schon schaffen. Das tust du immer«, sagte er unbekümmert. »Es war’s wert, ein wenig zu verlieren. Ich habe mit mehreren Offizieren der Gardetruppen gespielt – mit Männern aus einflußreichen Familien.«
»Einfluß mag für die Zukunft wichtig sein, aber wir müssen unseren Anteil an den
Haushaltskosten jetzt bezahlen.«
»Bitte deinen Freund Lord Michael um mehr –
jeder weiß, daß die Kenyons reich wie Nabob sind.« Colin nahm seine Halsbinde ab und warf sie auf das Bett. »Der Art nach zu urteilen, wie er dir den Hof macht, ist er offensichtlich vernarrt in dich. Hat er schon versucht, dich ins Bett zu bekommen?«
»Unsinn«, schnappte sie. »Willst du damit andeuten, ich hätte mich unschicklich verhalten?«
»Natürlich nicht«, sagte er mit bitterer Belustigung. »Wer wüßte das besser als ich?«
Eine plötzliche, scharfe Spannung entstand, als der Raum von all den Dingen erfüllt zu sein schien, die sie trennten. Catherine, die merkte, daß sie auf Colins beiläufige Bemerkung zu heftig reagiert hatte, sagte gelassen: »Michael ist freundlich, aber er hat mich aus Höflichkeit begleitet und nicht, weil er versucht, mit mir ins Bett zu gehen.« Und wenn ihre Worte auch nicht direkt die ganze Wahrheit waren, kamen sie ihr doch recht nahe.
Colin akzeptierte ihre Feststellung widerspruchslos. »Sieh zu, daß du ihn in der Zeit, die er in diesem Quartier bleibt, gefällig stimmst.
Ich habe intensiv über unsere Zukunft nachgedacht.«
Sie krauste die Stirn. »Was heißt das?«
»Wenn Boney besiegt ist, wird die Regierung die Armee auf einen Bruchteil ihrer derzeitigen Größe reduzieren. Es besteht eine gute Möglichkeit, daß ich mit halbem Sold in den Ruhestand versetzt werde. Es ist Zeit, sich nach einer anderen Beschäftigung umzusehen, vorzugsweise nach einem netten Regierungsposten, der gut bezahlt wird und viel Zeit für die Jagd läßt.« Er zog ein frisches Hemd an. »Um eine solche Position zu bekommen, braucht man Einfluß. Zum Glück quillt Brüssel in diesem Frühjahr von Aristokraten über.
Wenn du mit ihnen plauderst, sei besonders charmant zu jedem, der nützlich sein könnte, wenn die Zeit gekommen ist.«
»Gut.« Der Gedanke begeisterte sie nicht, aber da ihre Zukunft davon abhängen würde, daß Colin einen anständigen Posten bekam, mußte sie ihren Teil tun. »Wirst du hier zu Abend essen?«
»Nein, ich bin mit Freunden verabredet.«
Sie seufzte. »Versuche, nicht noch mehr Geld zu verlieren. Ich kann einen Schilling strecken, bis er quietscht, aber Wunder kann ich nicht vollbringen.«
»Heute abend wird nicht gespielt.«
Was bedeutete, daß er bei einer seiner Frauen sein würde. Sie wünschte ihm einen angenehmen Abend und ging nach unten. Es war früh, und Kenneth war die einzige Person im Salon. Er schaute aus dem Fenster. Seine Schultern waren so breit wie die eines Schmiedes.
»Guten Abend, Kenneth«, sagte sie heiter. »Sie sind genauso beschäftigt gewesen wie Michael.
Langsam glaube ich, daß die Infanterie härter arbeitet als die Kavallerie.«
Er drehte sich zu ihr. »Natürlich – das weiß jeder.«
Sie lächelte. »Sie sind genauso schlimm wie mein Vater. Er war in der Infanterie, wissen Sie.«
Kenneth wirkte entsetzt. »Teufel, was Sie nicht sagen! Wie kommt es, daß ein nettes Mädchen wie Sie einen Dragoner geheiratet hat?«
»Die üblichen Gründe.« Sie schenkte zwei Gläser Sherry ein und trat zu ihm ans Fenster. Die Sonne war hinter den Bäumen versteckt, vergoldete aber die Wolken mit Ocker und Karmesinrot und verwandelte die wundervollen Kirchtürme von Brüssel in dramatische Silhouetten. »Ein herrlicher Himmel. In Augenblicken wie diesen wünschte ich, ich könnte malen.«
Er nippte an seinem Sherry. »Ich auch.«
»Tun Sie das nicht? Ich
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