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Weil Du an die Liebe glaubst

Weil Du an die Liebe glaubst

Titel: Weil Du an die Liebe glaubst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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wirklich sehr gut war.
    Ruhig nahm er seinen Stift und begann die Liebenden Tristan und Isolde zu zeichnen. Tristan, den mächtigen Krieger, und Isolde, die heilende Prinzessin, die mit Tristans Onkel verheiratet wurde. Es hatte natürlich tragisch geendet. Es wäre keine große Legende dabei
    herausgekommen, wenn sie sich in einer Hütte niedergelassen und neun Kinder gehabt hätte und er ein rotgesichtiger jagender Gutsherr geworden wäre.
    Er bemerkte erst, was er tat, als das Bild fertig war. Dann sah er, daß der gequälte Krieger Michaels Gesicht hatte und daß die dunkelhaarige Prinzessin in seinen Armen die betörende Süße von Catherine Melbourne besaß.
    Er stieß einen leisen Pfiff aus. Von daher also wehte der Wind. Es war nicht das erste Mal, daß seine Zeichnungen etwas verrieten, was er nicht bewußt erkannt hatte. Verdammt, hatte Michael nicht genug gelitten? Oder auch Catherine, was den Punkt anbelangte, daß sie ewig für die törichte Ehe zahlte, die sie mit sechzehn eingegangen war?
    Da er um einen hohen, bitteren Preis gelernt hatte, wie flüchtig Glück war, würde er alle Moral in den Wind schreiben und jede Freude, die er bekommen könnte, nehmen, wenn er verliebt wäre. Er würde gern glauben, daß Michael und Catherine genau dies taten, aber sie waren beide zu verdammt nobel. Wahrscheinlich verbargen sie ihre Gefühle voreinander, vielleicht sogar vor sich selbst.
    Er warf die Zeichnung in den Kamin und hielt eine Kerze an den Rand, bis das Papier aufflammte.
    Während er zuschaute, wie ihr Bild zu Asche zerfiel, hoffte er, daß sie ihren Lohn im Himmel erhalten würden, denn es war nicht sehr wahrscheinlich, daß das auf Erden geschah.
    Am Tag vor dem Ball der Duchess of Richmond wohnten Michael und Kenneth einem Dinner bei, um mehrere Offiziere des 95. zu begrüßen, die gerade aus Amerika eingetroffen waren.
    Unausweichlich drehte sich das Gespräch um die Tage auf der Halbinsel. Es war ein schöner Abend, doch Michael sagte trocken, als er und Kenneth heimritten: »Es gibt nichts Besseres als Distanz, um schlechtes Essen, schlechten Wein und schlechte Unterkunft romantisch erscheinen zu lassen.«
    »Die echte Romantik ist, daß wir jung waren und überlebt haben.« Kenneth kicherte. »Gott, erinnerst du dich daran, wie wir das Jubiläumsbankett der Rifles am Ufer des Bidassao abhielten?«
    »Unsere Beine baumelten in Gräben, und wir benutzten das Gras als Tisch und Stühle. So etwas vergißt man nicht.«
    Sie bogen in die Rue de la Reine ein, bewegten sich in ruhigem Schritt. Als Michael abstieg und das Tor öffnete, sagte er langsam: »In den nächsten Tagen kommt ein böser Sturm auf.«
    Kenneth blickte ihn scharf an. »Wörtlich oder metaphorisch?«
    »Vielleicht beides.« Unbewußt rieb Michael sich seine linke Schulter, die bei starker Wetterveränderung schmerzte. »Es wird ein gewaltiges Unwetter geben. Vielleicht ist das alles
    – aber du erinnerst dich, wie oft Stürme vor Schlachten auf der Halbinsel ausbrachen?«
    Kenneth nickte. »Wellington-Wetter. Es war unheimlich. Vielleicht solltest du das dem Herzog erzählen.«
    Michael lachte. »Er würde mich aus seinem Büro werfen. Er ist ein Mann, der sich an Tatsachen hält, nicht an Phantasien.«
    »Zweifellos hat er damit recht – aber ich werde meinem Burschen sagen, daß er mein
    Marschgepäck für den Fall bereit machen soll, daß wir schnell aufzubrechen haben.«
    »Ich beabsichtige, das gleiche zu tun.«
    Sie führten ihre Pferde in den Stall. Eine Lampe brannte darin, und in ihrem Licht sah man Colin Melbourne, bäuchlings auf einem Heuhaufen liegend und heftig schnarchend. Sein Pferd, das noch gesattelt und aufgezäumt war, stand daneben und schaute gelangweilt drein. Kenneth kniete sich hin und untersuchte den schlafenden Mann. »Betrunken wie ein Lord«, berichtete er.
    »Wie bitte?« sagte Michael eisig.
    Kenneth grinste. »Also gut, er ist betrunken wie manche Lords. Ich habe nie erlebt, daß du soweit gehst.«
    »Nein, und das wirst du auch nie.«
    »Aber eins muß man dem Mann trotzdem lassen.
    Er konnte so lange im Sattel bleiben, bis er daheim war. Das macht der Kavallerie Ehre.«
    Nachdem Michael sein eigenes Pferd versorgt hatte, tat er das auch mit Melbournes Tier. Das Tier sollte nicht deshalb leiden, weil sein Herr über die Stränge geschlagen hatte. Als er fertig war, zog Kenneth ihren betrunkenen Kameraden auf die Beine.
    Colin wurde wach und fragte undeutlich: »Bin ich schon zu Hause?«
    »Beinahe.

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