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Weil Du an die Liebe glaubst

Weil Du an die Liebe glaubst

Titel: Weil Du an die Liebe glaubst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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vermutete, sie würden es, da Sie so gut zeichnen können.«
    Er zuckte die Schultern. »Zeichnen ist nur ein Talent. Malen ist etwas ganz anderes, etwas, von dem ich nichts verstehe.«
    Sie musterte sein ernstes Profil. Etwas in seinem Tonfall ließ erkennen, daß er das bedauerte, aber eine Armee auf dem Feldzug bot wenige Gelegenheiten zum Lernen, besonders in den Jahren, bevor er befördert worden war.
    Die Farben draußen schwanden, und indigoblaue Wolken ballten sich am Horizont. Wie schnell es doch Nacht wurde. »Es wird nicht mehr sehr lange dauern, nicht wahr?« sagte sie leise.
    Er wußte genau, was sie meinte. »Ich fürchte, nein. Der Kaiser hat Frankreichs Nordgrenzen geschlossen. Keine Kutsche, kein Fischerboot oder Dokument darüber – außer den
    Falschinformationen natürlich, die Napoleons Agenten fröhlich verbreiten. Demnach rechnen die Gewährsleute nicht damit, daß der Feldzug vor Juli beginnt, aber ich glaube, daß der Krieg jederzeit beginnen kann.«
    »Ich habe dieses Gefühl, daß… daß wir alle in einer Glaskugel leben, die kurz vorm Zerspringen ist«, sagte sie heftig. »Alles scheint überlebensgroß. Diese beiden vergangenen Monate vermittelten das Gefühl einer besonderen Zeit, die nicht wiederkommt.«
    »Alle Zeiten sind besonders, und keine kommt wieder«, sagte er ruhig.
    Und doch war es menschlich, zu versuchen, die Nacht zurückzuhalten. Einem Impuls folgend fragte sie: »Könnten Sie mir einen Gefallen tun?«
    »Natürlich. Was möchten Sie?«
    »Könnten Sie Zeichnungen von allen hier im Haushalt machen? Von Anne und Charles, Colin, den Kindern. Den Hunden. Von sich. Von Michael.« Vor allem von Michael. Als sie den fragenden Blick von Kenneth sah, fügte sie rasch hinzu: »Ich bezahle Sie natürlich.«
    Er hob die Brauen. »Wirklich, Catherine, das sollten Sie besser wissen.«
    Sie starrte in ihr Sherryglas. »Es tut mir leid. Ich nehme an, es klang ziemlich verletzend, so, als ob Sie ein Händler seien.«
    Die Fältchen um seine Augen krümmten sich.
    »Tatsächlich war das ein Kompliment – es wäre mein erster professioneller Zeichenauftrag, nur, daß ich ihn nicht annehmen kann.«
    »Natürlich nicht. Es tut mir leid. Ich hätte nicht fragen sollen.«
    Er schnitt ihre Entschuldigung mit einer raschen Geste ab. »Ich sagte nicht, daß ich die Skizzen nicht machen werde. Ich habe sogar einige, die gelungen sind, aber Sie müssen sie als Geschenk annehmen.«
    Als sie versuchte, ihm zu danken, sagte er: »Dank ist nicht nötig. Sie und Anne haben das Talent, einen Haufen von Eigenbrötlern aufzunehmen und ihnen ein Heim zu schaffen.« Er starrte in den fast dunklen Himmel. »Es ist lange her, daß ich ein Zuhause hatte. Eine sehr lange Zeit.«
    Seine Wehmut veranlaßte sie, ihre Hand auf seine zu legen, eine Geste, die bei ihm ebenso leicht war wie bei Michael kompliziert. »Wenn Sie die Zeichnungen machen, vergessen Sie das Selbstportrait nicht.«
    »Wenn ich mich daran versuchte, wird sich das Papier spontan auflösen«, sagte er trocken.
    »Wie Molly sagen würde, Sie sind so albern.«
    Sie lachten beide. Sie nahm ihre Hand weg und sprach weiter. »Werden Sie nächste Woche zum Ball der Duchess of Richmond gehen? Es soll das größte gesellschaftliche Ereignis des Frühjahrs werden.«
    Er schüttelte sich betont. »Nein, dem Himmel sei Dank. Ich bin nicht wichtig genug, um eingeladen zu werden. Allerdings werde ich am
    einundzwanzigsten auf dem Ball des Herzogs sein.
    Da er der Schlacht von Vitoria gedenkt, erwartet er, daß seine Offiziere dort sind.«
    Sie lächelte neckend. »Ich erwarte einen Tanz mit Ihnen.«
    »Definitiv nein. Ich bin gern bereit, Ihnen meine Zeichnungen oder mein Leben zu geben, aber Tanzen ist eine völlig andere Sache.«
    Sie lachten wieder. Als sie sich vom Fenster abwandte, sah sie Michael im Türrahmen stehen.
    Als er bemerkte, daß sie ihn ansah, betrat er den Raum. Sein Gesicht war undurchdringlich. Sie sehnte sich danach, zu ihm zu gehen und seine Hände zu nehmen. Statt dessen setzte sie ihr Saint-Catherine-Gesicht auf und ging, um einen weiteren Sherry einzuschenken.
    Es war leichter, eine Heilige zu sein als eine Frau.
    An diesem Abend sah Kenneth seine Zeichnungen durch und wählte die aus, von denen er glaubte, daß sie Catherine gefallen würden. Er war überrascht, wie viele er gemacht hatte. Nur eine oder zwei weitere würden nötig sein. Er legte auch für Anne mehrere beiseite. Darunter war eine der Familie Mowbry im Garten, die

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