Weil Du an die Liebe glaubst
verließen dann den Raum und begaben sich wortlos zu dem anderen Flügel des Hauses. Innerlich gab Michael zu, daß seine Wut nicht allein daraus resultierte, daß Melbournes Bemerkungen gemein, vulgär und eines Gentlemans nicht würdig gewesen waren.
Das wirklich ärgerliche war, daß alles, was der Bastard gesagt hatte, der Wahrheit entsprach.
Kapitel 9
Früh am nächsten Morgen war Michael gerade dabei, schnell sein Frühstück zu beenden, als Colin das Eßzimmer betrat. Da sonst niemand dort war, war es unmöglich, den Mann zu ignorieren.
Colin ging direkt zur Kaffeekanne. »Ich erinnere mich an nichts, aber meine Frau sagte, daß Sie und Wilding mich vergangene Nacht nach oben gebracht haben. Vielen Dank.«
Froh darüber, daß der andere Mann sich nicht erinnerte, erwiderte Michael: »Ihrem Pferd gebührt die meiste Ehre, da es Sie heimgebracht hat.«
»Caesar ist das klügste Pferd, das ich je hatte.«
Colin schenkte sich mit unsicherer Hand eine Tasse dampfenden Kaffee ein. »Mein Kopf fühlt sich an, als hätte ihn eine Kanonenkugel getroffen, und ich habe die Schmerzen verdient.
In meinem Alter sollte ich wissen, daß es nicht gut ist, Bier, Brandy und Wein durcheinander zu trinken.«
Sein Gesichtsausdruck wirkte so kläglich amüsiert, daß Michael nicht anders konnte, als das Lächeln zu erwidern. Ihn traf die unangenehme Erkenntnis, daß er Colin mögen würde, wenn er nicht mit Catherine verheiratet wäre. Zumindest würde er die Fehler des anderen Mannes tolerieren. Er versuchte, Colin so zu behandeln, als existiere Catherine nicht, und sagte freundlich: »Klingt, als sei das eine verteufelte Kombination. Sie können von Glück sagen, daß Sie sich heute morgen bewegen können.«
»Keine andere Wahl.« Colin gab Zucker und Milch in seinen Kaffee und nahm einen tiefen Schluck.
»Ich muß hinaus zum Regiment und wieder zeitig hier sein, um meine Frau zum Richmond-Ball zu führen.«
Es war wohl doch unmöglich, Catherine zu vergessen. Michael sagte mit unverbindlicher Stimme: »Sie wird sich freuen, daß Sie dabei sind.«
Colin verzog das Gesicht. »Ich mag solche Einladungen nicht, aber er ist zu wichtig, als daß ich ihm fernbleiben könnte.«
»Dann sehen wir uns dort.« Michael trank seinen Kaffee aus und verließ das Eßzimmer. Es war Ironie, daß er Melbourne verachten wollte. Um Catherines willen aber mußte er hoffen, daß ihr Mann freundlich, anständig und zuverlässig war.
Warum mußte das Leben so ein verdammtes Durcheinander von Grautönen haben? Schwarz und Weiß waren einfacher.
Draußen blickte er zum Morgenhimmel hoch und rieb sich seine linke Schulter. Der Sturm war näher gezogen.
Der Lakai intonierte: »Captain und Mrs.
Melbourne. Captain und Mrs. Mowbry.«
Catherine blinzelte, als sie in den Ballsaal trat. Die Szene war schwindelerregend. Das Licht von den gleißenden Kronleuchtern wurde von den prächtig gefärbten Behängen und Tapeten in Rosenmuster reflektiert, fiel dann durch die geöffneten Fenster hinaus auf die Rue de la Blanchisserie. Neben ihr murmelte Anne: »Die Luft brennt vor Spannung.«
»Inzwischen hat jeder in Brüssel von den drei verschiedenen berittenen Kurieren gehört, die heute nachmittag zum Hauptquartier des Herzogs galoppiert kamen«, erwiderte Catherine.
»Offensichtlich ist etwas passiert. Die Frage ist nur, was und wo?«
Die naheliegende Vermutung schien, daß Napoleon in Belgien einmarschierte. Genau in diesem Augenblick vielleicht marschierte seine Armee auf die Hauptstadt zu. Sie alle würden die Wahrheit bald genug erfahren. Sie schaute ihren Mann an. Er war gespannt wie eine Harfensaite, zitterte beinahe in Erwartung des Kommenden. Er war nie lebendiger als im Kampf. Vielleicht verfolgte und eroberte er Frauen, um so eine ähnliche Erregung in sein normales Leben zu bringen.
Nachdem sie sich für später mit Colin und Charles zum Tanz verabredet hatte, machte sie sich daran, den Ball allein zu genießen. Gott allein wußte, ob es je wieder eine andere Gelegenheit geben würde. Jeder wichtige Diplomat, Offizier und Aristokrat in Brüssel war anwesend. Deshalb bestand an Partnern kein Mangel. Catherine entdeckte sogar Dr. Hume, Wellingtons Chirurgen, der sich in einer Ecke verbarg. Da er ein alter Freund von der Halbinsel war, überredete sie ihn, aufs Parkett zu gehen.
Mit gequälter Miene sagte Hume: »Ich tue dies nur für Sie, Mrs. Melbourne, und auch nur, weil Sie eine so gute Krankenschwester sind.«
»Lügner«, sagte
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