Weil Du an die Liebe glaubst
aufgeregt.
»Captain Wilding ist dort drüben.«
Er war zu Pferd, erteilte seinen jüngeren Offizieren scharfe Befehle, drehte sich aber um, als Catherine seinen Namen rief. Sie ging zu ihm und streckte ihm ihre Hand hin. »Ich bin so froh, daß wir Sie gefunden haben, Kenneth. Es schien nicht recht zu sein, Ihnen nicht Gottes Segen zu wünschen.«
Er schenkte ihr das seltene Lächeln, das sein schroffes Gesicht so attraktiv machte. »Sie sind sehr freundlich, Catherine.«
»Sie sind ein Teil der Familie geworden. Wenn Sie verwundet werden, sorgen Sie dafür, daß man Sie heimbringt, damit wir Sie richtig pflegen können.«
Sein Gesicht wirkte angespannt. Um ihn nicht weiter in Verlegenheit zu bringen, fügte sie hinzu:
»Danke für die Zeichnungen. Sie sind wundervoll.«
»Ich werde meine für immer behalten«, sagte Anne heftig.
»Ich werde leichter ruhen, weil ich weiß, daß ich eine gewisse Unsterblichkeit erlangt habe«, sagte er mit einem schwachen Lächeln. »Aber was ein Bild interessant macht, ist das Thema. Also sind Sie es und Ihre Familien, denen Ehre gebührt.«
»Kommen Sie bald wieder«, fügte Amy hinzu.
»Molly und ich haben noch nicht den Trick rausgefunden, wie man die Perspektive richtig zeichnet. Wir brauchen noch mehr Lektionen.«
»Ich werde mein Bestes tun, aber jetzt muß ich gehen.
Seid vorsichtig.« Er berührte salutierend seine Stirn und wandte sich wieder seiner Kompanie zu.
Catherine und die anderen zogen sich auf eine Seite zurück und beobachteten, wie Ordnung in das eingekehrte, was wie ein hoffnungsloses Durcheinander ausgesehen hatte. Bald marschierten Pictons Truppen davon. Die schweren Tritte der Stiefel dröhnten durch den Park.
Zu der Division gehörten die Highland-Regimenter, die die Gäste auf dem Ball der Duchess of Richmond unterhalten hatten. Die Soldaten marschierten so gekonnt, daß sich die Federn auf ihren Mützen kaum bewegten. Die Dudelsäcke, die im Ballsaal so exotisch geklungen hatten, verbreiteten jetzt anfeuernde Ermutigung, als sie die kiltbekleideten Schotten in den Krieg begleiteten.
Nachdem die Division abmarschiert war, machten die drei Frauen sich auf den Rückweg zur Rue de la Reine, liefen um Berge von Ausrüstung und Reihen schwerbeladener Packpferde herum.
Während die Truppen die Stadt verließen, kehrten die Bürger von Brüssel in ihre Betten zurück. Als sie das Haus erreichten, hatte die Müdigkeit Catherines Nervosität weggeblasen. Vielleicht, dachte sie, würden jetzt alle endlich schlafen können.
Aber Catherine fand keinen Schlaf. Am frühen Morgen stand sie mit schweren Lidern auf. In Spanien war sie gewöhnlich dem Schlachtfeld nahe genug gewesen, um eine Vorstellung davon zu haben, was geschah. Hier gab es keine Nachrichten, und das machte den Tag zu einem der längsten ihres Lebens.
Die Kinder, die die Anspannung spürten, waren streitsüchtig. Die Dienerschaft versammelte sich und tuschelte, und eines der belgischen Dienstmädchen bat um ihren Lohn, weil sie zu ihrer Familie in einem Dorf nördlich der Stadt zurückkehren wollte.
Während Catherine und Anne einen späten Imbiß einnahmen, rollte der ferne Donner von Kanonen unheimlich über das Land. Die Schlacht hatte begonnen. Sie starrten sich an und wagten nicht zu sprechen, widmeten sich dann wieder stumm ihren Suppentellern.
Als sie die Untätigkeit nicht länger ertragen konnten, gingen sie zu den Wällen. Sie nahmen die drei Kinder und Annes hübsches, junges schottisches Kindermädchen mit. Hunderte anderer hatten sich bereits auf den Wällen versammelt und starrten nach Süden. Gerüchte kursierten, aber konkrete Nachrichten gab es nicht.
Um zehn Uhr an diesem Abend schreckte ein heftiges Klopfen an der Tür Catherine und Anne auf. Anne riß die Tür auf und sah Will Ferris, den staubbedeckten Burschen ihres Mannes, vor sich, der auf den Stufen stand. Sie erblaßte. »Oh, mein Gott! Ist Charles…«
»Nein, Ma’am!« sagte er rasch. »Genau das Gegenteil. Der Herr schickt mich, um zu sagen, daß es ihm und Captain Melbourne gut geht.«
Während Catherine Ferris zur Küche führte, fuhr er fort: »Es hat einen bösen Kampf gegen Marschall Ney in Quatre-Bras gegeben, aber die Kavallerie traf erst am Ende ein, so daß wir kaum Feindberührung hatten. Es heißt, der Herzog sei fast von einer Gruppe französischer Ulanen gefangengenommen worden. Mußte über einen Graben voller Gordon-Highlanders springen, um sich selbst zu retten.« Ferris schüttelte
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