Weil Du an die Liebe glaubst
seinen Kopf. »Die Highland-Regimenter sind in Stücke gehauen worden. Arme Teufel.«
Catherine trug kalten Braten und Ale auf und dachte sorgenvoll an die fröhlichen jungen Schotten, die am Abend zuvor getanzt hatten.
Wie viele von ihnen lebten noch? »Wie endete die Schlacht?«
Ferris zuckte zynisch die Schultern. »Ich weiß nicht, ob eine der Parteien gewonnen hat, aber zumindest haben wir nicht verloren. Es heißt, Napoleon selbst habe die preußische Armee angegriffen. Blücher hatte mehr Männer, und deshalb müssen sich die Franzosen jetzt vielleicht zurückziehen, wenn er und seine Leute gut gekämpft haben.«
»Ich hoffe, du hast recht«, sagte Anne heftig.
»Was ist mit der Rifle-Brigade? Und mit Colonel Kenyons Regiment?«
»Die Rifles waren mittendrin, aber Captain Wilding blieb unverletzt.« Ferris hielt inne, um einen Schluck Ale zu nehmen. »Ebenso war es mit dem Hundertfünften – sie wurden als Reserve zurückgehalten und griffen nicht in die Schlacht ein.«
Wahrscheinlich wegen der Unerfahrenheit des Regiments. Catherine hoffte, daß das 105. weiter als Reserve zurückgestellt und nicht an die Front geworfen würde. Michael und seine Männer würden das vielleicht enttäuschend finden, sie aber nicht.
Nach dem Essen entschuldigte der Bursche sich, um Elspeth McLeod zu besuchen, Annes junges schottisches Kindermädchen. Die beiden liebten sich. Er verbrachte eine halbe Stunde mit seinem Schatz und sattelte dann wieder auf, um den langen Weg zurück zur Armee zu reiten.
Catherines Gedanken waren schwer, als sie zu Bett ging. Es wäre wundervoll, zu glauben, daß die Franzosen geschlagen seien, aber in ihrem Herzen wußte sie, daß das Schlimmste noch bevorstand.
Zeugnisse für die Schlacht am Tage zuvor waren am nächsten Morgen zu sehen, als Molly aus einem der Fenster schaute und aufgeregt rief:
»Mama, auf der Straße sind verwundete Soldaten!«
Ihr Aufschrei versetzte den ganzen Haushalt in Bewegung. Vom oberen Fenster aus konnte man die Rue de Namur überblicken. Verwundete Männer, die die ganze Nacht gelaufen waren, begannen durch das Namur-Tor in die Stadt zu wanken.
Mit weißen Lippen sagte Catherine: »Ich hole meine Verbandstasche.«
»Sie werden Wasser wollen.« Anne blickte auf ihre Kinder, die sich an ihre Röcke drängten.
»Molly, es war sehr klug von dir, nach den Soldaten zu schauen. Jamie, darf ich mir deinen Wagen ausleihen, damit ich Wasser holen kann?«
Er nickte ernst.
Elspeth sagte: »Ich werde mitkommen, Ma’am.
Ich habe sechs Brüder. Deshalb weiß ich, wie man Wunden versorgt.« Die anderen Diener waren auch freiwillig bereit, zu tun, was sie konnten.
Anne wies die Kinder an, mit der Köchin im Haus zu bleiben. Amy, die älter und entschlossener war, fragte gar nicht erst, ob sie helfen könne. Sie begleitete Anne einfach mit dem kleinen Wasserwagen. Catherine überlegte, ob sie ihr sagen solle, sie solle daheim bleiben, entschied sich aber dagegen. Ihre Tochter war den Anblick von Leid gewöhnt.
Als sie die Rue de Namur erreichten, hatte sich die Straße in ein improvisiertes Lazarett verwandelt. Neben den Verwundeten, die laufen konnten, wurden ganze Wagenladungen von Verletzten durch das Tor gebracht. Bürger von Brüssel und Fremde kamen aus ihren Häusern, um Seite an Seite zu arbeiten und das Leiden auf jede ihnen nur mögliche Art zu lindern. Einige halfen verwundeten Männern in ihre Quartiere, während andere Decken, Stroh und
Sonnenschirme brachten, um die Männer vor der heißen Sonne zu schützen. Catherine sah, wie eine Nonne und ein Mädchen, das eine Prostituierte zu sein schien, einem belgischen Jungen halfen, der am Geländer eines Hauses zusammengebrochen war. Die Apotheker gaben ihre Vorräte kostenlos ab.
Die Erfahrung, die Catherine auf der Halbinsel gesammelt hatte, kam ihr zugute, als sie weniger ernste Wunden säuberte und verband. Nach der schrecklichen Anspannung des vorherigen Tages war es eine Erleichterung, etwas tun zu können.
Da Amy eine zuverlässige Wasserverteilerin war, nahm Anne ein Notizbuch und schrieb letzte Nachrichten und Mementos sterbender Männer auf, die ihre Familien benachrichtigen wollten.
Catherine entfernte Reste von Stoff und goldener Litze von einem blutigen, zerfetzten Arm, als eine vertraute Stimme mit schottischem Dialekt sagte:
»Sieht Ihnen ähnlich, daß Sie wieder dabei sind, Mädchen.«
Sie blickte auf und sah das früh ergraute Haar und das blutbefleckte Hemd ihres Freundes Ian
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