Weil Du an die Liebe glaubst
nur zehn oder zwölf Meilen von hier entfernt.«
»Napoleon steht unmittelbar vor Brüssel«, sagte Haldoran frei heraus. »Jeder fragt sich, ob Wellington ihn mit seinem zusammengewürfelten Haufen von Truppen aufhalten kann. Jeder Fremde, der die Stadt verlassen kann, geht oder ist bereits gegangen.«
Catherine setzte ihre Teetasse behutsam ab. »Ich würde mein Geld auf den Herzog verwetten, aber das sind keine guten Nachrichten.«
»Ich bin nicht nur gekommen, um Sie zu erschrecken«, sagte Haldoran in mäßigerem Ton.
»Letzte Woche habe ich vorsichtshalber eine Barke gemietet, die mich nach Antwerpen bringt, falls der Kampf schlecht ausgeht. Darauf ist Platz für Sie und Ihre Kinder und jeweils einen Diener.
Aber wenn Sie mitkommen wollen, müssen wir sofort aufbrechen.«
Catherine warf ihm einen erstaunten Blick zu. Es war ein bemerkenswert großzügiges Angebot.
Vielleicht hatte sie ihn falsch eingeschätzt.
»Ich… ich kann meinen Mann nicht im Stich lassen.« Unbewußt preßte Anne ihre Hand auf ihren schwellenden Bauch. »Was, wenn Charles verwundet ist und heimgebracht wird?«
»Wenn alles gut verläuft, können Sie in wenigen Tagen zurückkehren.« Haldorans Blick wanderte von Anne zu Catherine. »Doch wenn nicht, würden Ihre Ehegatten wollen, daß Sie das Leben Ihrer Kinder aufs Spiel setzen?«
Catherine biß sich auf die Lippe. Sie war bereit, alles zu wagen, aber konnte sie das auch ihrer Tochter zumuten? »Es gibt eine Lösung.« Als die beiden anderen sie ansahen, sagte sie: »Ich habe mehr Erfahrung als Krankenschwester, und Anne hat mehr Kinder. Deshalb bleibe ich hier und hüte das Haus, wogegen Anne die drei Kinder nach Antwerpen bringen wird.«
Anne atmete erleichtert aus. »Wenn du das tun würdest, wäre es wunderbar. Obwohl ich es hasse, fortzugehen, wäre es töricht, sich die Chance entgehen zu lassen, die Kinder vor den Franzosen in Sicherheit zu bringen. Lord Haldoran, es wird nur eine halbe Stunde dauern, bis alle fertig sind. Ist das akzeptabel?«
Catherine sah, daß in Haldorans Augen heftige Verärgerung aufblitzte, und sie erkannte, daß sein Angebot weit weniger großzügig gewesen war, als es den Anschein erweckt hatte. Sie war es, die er wollte, wahrscheinlich in der Hoffnung, daß die besorgte Frau eines Offiziers Trost brauchen könnte. Wie auch immer. Seine Hilfe war willkommen, und er war zu sehr Gentleman, um sein Angebot zurückzunehmen, nur weil Catherine nicht mitkam.
Seine Verärgerung schnell verbergend, sagte er:
»Eine halbe Stunde ist recht. Aber ich wünschte dennoch, daß Sie mitkämen, Mrs. Melbourne, Brüssel könnte gefährlich werden.« Er stand auf.
»Ich werde Ihnen die Adresse meines Bankiers in Antwerpen aufschreiben. Falls nötig, können Sie mich über ihn erreichen.«
»Danke. Es ist sehr freundlich von Ihnen, solche Mühe für Menschen auf sich zu nehmen, die Sie erst wenige Wochen kennen«, sagte sie recht spröde.
»Es wäre ein Verbrechen, den Platz auf der Barke ungenutzt zu lassen«, sagte er scheinheilig. »Da Ihre beiden Ehemänner ihr Leben für ihr Land wagen, scheint es mir nur angemessen, wenn ich Ihnen meinen Schutz anbiete.«
Die nächste halbe Stunde verging schnell. Als Amy erfuhr, daß sie nach Antwerpen gehen sollte, bettelte sie: »Bitte, Mama, laß mich bleiben. Du hast so oft gesagt, was für eine Hilfe ich bin.«
»Das bist du, mein Schatz. Aber ich würde mir ständig Sorgen machen, daß dir etwas zustoßen könnte.« Catherine lächelte kläglich. »Ich kann nichts dafür, aber ich bin eine Mutter. Wenn du selbst einmal Kinder hast, wirst du es verstehen.«
Amy kapitulierte unter der Bedingung, daß sie zurückkehren dürfe, sobald es sicher war.
Elspeth McLeod bat ebenfalls, bleiben zu dürfen.
Da Anne wußte, daß das Mädchen in der Nähe von Will Ferris sein wollte, willigte sie ein und nahm Catherines Mädchen als Hilfe für die Kinder mit.
Genau eine halbe Stunde, nachdem Haldoran sein Angebot gemacht hatte, versammelten sich die Reisenden in der Eingangshalle. Catherine drückte Anne innig und wandte sich dann an Amy, um sie zu umarmen.
Ihre Freundin sagte mit erstickter Stimme:
»Sollte das Kriegsgeschick uns trennen, so kennst du die Adresse von Charles’ Mutter in London.
Und wenn… wenn dir und Colin etwas zustößt, werde ich Amy wie mein eigenes Kind aufziehen.«
»Ich weiß.« Catherine schluckte schwer. »Und falls nötig, werde ich Charles so pflegen, wie du es tun würdest.«
Anne
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