Weil Du an die Liebe glaubst
Herzog und seinen Begleiter hineinzulassen, und schloß sich dann wieder. Eine Salve von Musketenkugeln vertrieb die Ulanen.
Wellington war berühmt dafür, immer dort zu sein, wo die Schlacht am heftigsten tobte.
Unbeeindruckt davon, wie knapp er entkommen war, zügelte er sein Pferd. »Guter Einsatz hier, Kenyon.«
Michael zwang sich, aufrecht zu stehen. »Das Regiment kann stolz auf sich sein, Sir. Wie steht die Schlacht?«
Der Herzog schüttelte den Kopf. »Wir liegen unter starkem Beschuß. Blücher versprach zu kommen, aber der Regen hat die Straßen in Schlamm verwandelt, so daß nur Gott weiß, wann wir ihn sehen werden. Wenn die Preußen nicht bald hier eintreffen…« Seine Stimme brach ab. »Ich muß weiter. Halten Sie die Stellung, Kenyon.«
Als Wellington sich zum Losreiten bereit machte, rief ein Soldat: »Wann können wir die Frösche angreifen, Sir?«
Der Herzog lächelte leicht. »Keine Sorge, Jungs, ihr werdet eure Chance bekommen.« Dann galoppierte er aus dem Karree zu dem belagerten Chateau de Hougoumont, wo die Gardetruppen in einer wilden Schlacht den ganzen Tag gegen die Franzosen gekämpft hatten.
Es mußte früher Abend sein, wie Michael vermutete, aber die Zeit hatte alle Bedeutung verloren. Es fiel schwer zu glauben, daß er vor zwei Tagen noch mit Catherine in einem Saal voller Licht und Eleganz getanzt hatte.
Während er auf den nächsten Angriff wartete, versuchte er sich zu erinnern, wie es war, sie in seinen Armen gehabt zu haben. Doch es war unmöglich, sich an Einzelheiten zu erinnern. Das einzige, was er herbeibeschwören konnte, waren die Wärme in ihren aquamarinblauen Augen und die bittersüße Freude, sie so nahe bei sich zu haben.
Der drohende Schlag der französischen Trommeln leitete das Signal für einen Infanterieangriff ein.
Michaels Lippen wurden schmal. Er hob sein Fernglas, hielt es unbeholfen mit seiner unversehrten Hand. Durch den dichten Rauch sah er eine langgezogene französische Kolonne, die sich den alliierten Linien näherte. Glücklicherweise würde sie rechts vom 105. angreifen, so daß seine erschöpften Männer Zeit hatten, sich zu erholen.
Captain Graham humpelte heran, einen Verband um einen Oberschenkel. »Darf ich mir Ihr Fernglas ausleihen, Sir?«
Michael reichte es ihm. Der Captain murmelte etwas Unanständiges, als er die roten Federbüsche und die hohen Bärenfellmützen identifizierte. »Jetzt wirft Boney also endlich seine Gardetruppen in die Schlacht.«
»Genau. Sie haben noch nie bei einem Angriff versagt, und da sie den ganzen Tag in Reserve lagen, sind sie so frisch wie bei einer Parade in einem Park«, sagte Michael grimmig.
Es war der letzte, entscheidende Wurf des Würfels. Mit der Kaiserlichen Garde würde Napoleon sein Reich wiedergewinnen oder verlieren.
Als es Zeit zum Abendessen war, zwang Catherine sich heimzugehen. Obwohl Aktivität dem Warten bei weitem vorzuziehen war, mußte sie ihre Kraft schonen. Es war bestätigt worden, daß eine weitere Schlacht geschlagen wurde. Am Morgen würde es also eine neue Welle von Verwundeten geben. Inbrünstig betete sie für das Leben ihrer Freunde.
Catherine nahm Elspeth mit, die ebenfalls im Lazarett half. Das Mädchen bewies, daß sie eine robuste Schottin war, aber ihr Gesicht war grau, und sie hatte dunkle Ringe um die Augen.
Gemeinsam gingen sie das kurze Stück zur Rue de la Reine. Die meisten der belgischen Diener waren zu ihren Familien zurückgekehrt. Nur der Koch und Catherines Pferdeknecht waren zurückgeblieben. Gut, daß Everett dort war, denn sonst wären vielleicht die Pferde gestohlen worden.
Nachdem die beiden Frauen sich gewaschen hatten, aßen sie gemeinsam in der Küche. Es war Catherine unmöglich, mehr als ein paar Löffel Suppe hinunterzubringen. Erschöpft gab sie einen kräftigen Schuß Brandy in ihren Tee und nahm ihn mit in den Salon.
Die Mappe mit den Zeichnungen lag noch dort.
Sie blätterte sie wieder durch und überlegte, ob die Männer auf den Bildern noch sicher und unversehrt waren. Ob Colin die Schlacht genoß, die der Kampf seines Lebens sein mußte? Würde Charles am Leben bleiben und sein ungeborenes Kind sehen? Oder würde Kenneth überleben, um andere lachende Familien zeichnen zu können?
Sie kam zum letzten Bild und schloß die Mappe rasch. Ihre Kehle war wie zugeschnürt. Es wäre ein Jammer, würde sie die Zeichnung von Michael mit ihren Tränen verschmieren.
Die Kaiserlichen Gardetruppen wichen zurück, aufgerieben vom heftigen
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