Weil Du an die Liebe glaubst
Erklärung der Wahrheit entsprach, erinnerte dieser lange, blutige Tag lebhaft daran, warum Michael den schnellen, beweglichen Kampf der Rifle-Brigade bevorzugte. Man fühlte sich besser, wenn man ein bewegliches Ziel, kein festes war. Er überlegte, wie Kenneth und die 95.
vorankamen. Wahrscheinlich verbrachten sie den Tag damit, zwischen den Linien mit den Franzosen Geplänkel zu führen. Er beneidete sie.
Er begann wieder, in dem Geviert umherzulaufen.
Er sprach mit einem Leutnant, als ihm bewußt wurde, daß er seine eigene Stimme hören konnte.
Das unaufhörliche Donnern der Artillerie hatte es fast unmöglich gemacht, zu sprechen und zu denken. Jetzt hatten die Kanonen die Beschießung ihres Teils der Linie eingestellt. Michael, der wußte, was dies bedeutete, rief: »Auf Angriff vorbereiten! Sie haben das Artilleriefeuer eingestellt, damit ihre eigenen Männer nicht getroffen werden.«
Benommene Soldaten wurden abrupt wachsam.
Sergeanten bellten ihre Männer an, sorgten mit Flüchen und Ermahnungen dafür, daß die Linien geschlossen und die Musketen darauf überprüft wurden, ob sie geladen waren. Die Luft zitterte vor Spannung, denn dies konnte die erste Herausforderung des Regiments im Kampf Mann gegen Mann sein.
Zuerst konnten die Soldaten, die angespannt schauten, nur geisterhafte Schatten sehen, die sich durch die Rauchschleier vorwärts bewegten.
Dann wurde eine Linie von Reitern sichtbar. Die undeutlichen Gestalten nahmen die Form französischer Kürassiere an. Mit ihren glänzenden Helmen und Brustpanzern wirkten sie so unheimlich wie mittelalterliche Ritter. Es waren große Männer auf großen Pferden. Sie waren die schwere Kavallerie, dazu da, jeden Widerstand niederzuwalzen, und sie kamen direkt auf das 105. und die beiden benachbarten Einheiten zu.
Die schweren Hufe der Pferde schlugen die Getreidehalme in den schlammigen Boden, als die Kürassiere sich unerbittlich den Hang aufwärts bewegten. Als Michael die Frontlinie des Gevierts wanken sah, trat er schnell aus seiner Position in der Mitte zu seinen Soldaten. »Stellung halten!«
schrie er. »Pferde stürmen nicht direkt auf ein Geviert, und wir haben mehr Gewehre als sie.
Erst feuern, wenn ich den Befehl dazu gebe. Dann zielt auf die Pferde!«
Die heranstürmenden Reiter waren noch vierzig Schritt entfernt, als Michael befahl: »Legt an!
Zielt! Gebt Feuer!«
Seine vordere Reihe feuerte ihre Musketen mit einer ohrenbetäubenden Salve ab. Verletzte Pferde wieherten schrill auf, und ein unheimliches, metallisches Prasseln wie von Hagelkörnern war zu hören, als Kugeln von den stählernen Brustpanzern abprallten. Ein halbes Dutzend Pferde und ihre Reiter stürzten, zwangen die Nachfolgenden, seitlich auszuweichen.
Während die erste Reihe nachlud, gab Michael der zweiten Reihe Befehl zum Feuern. Die Salve brachte weitere Angreifer zu Boden. Trotz der wilden Bemühungen der Reiter, scheuten die Pferde und liefen um das Geviert herum, so daß sie in das Musketenfeuer von den Flanken gerieten.
Die Kavalleristen jagten chaotisch um das Rechteck, feuerten ihre Pistolen ab und wurden umgekehrt beschossen. Als ihr Kommandeur schließlich die Vergeblichkeit des Manövers erkannte, befahl er den Rückzug.
Als die Pferde den Hang hinunter galoppierten, rief ein gestürzter Reiter verzweifelt um Hilfe.
Einer seiner Kameraden wendete sein Pferd und kam zurück. Während er die Hand seines Freundes ergriff, um ihn auf sein Pferd zu ziehen, hoben zwei britische Soldaten ihre Musketen und zielten.
»Nein!« bellte Michael. »Tötet keinen tapferen Mann, der seinem Freund hilft!«
Nach einem Augenblick der Überraschung nickten die Männer und senkten ihre Waffen. Mut verdiente Achtung, selbst wenn es der Feind war.
In der folgenden Stille beobachtete Michael das Feld mit seinem Fernglas. Er konnte kaum zu den benachbarten Einheiten hinüberschauen, aber es klang, als griffe die französische Kavallerie die alliierten Linien auf breiter Front an.
Ein Schrei warnte vor der Rückkehr der Kürassiere. Michael sagte trocken: »Genießen Sie die Kavallerieangriffe, meine Herren. Sie sind weit weniger gefährlich als die Kanonade.«
Gelächter war im Geviert zu hören. Dieses Mal war das Feuer gleichmäßiger. Eine Barriere toter oder verletzter Pferde begann um das Geviert zu wachsen, so daß es den Reitern schwererfiel, heranzukommen.
Michael war auf dem Wege zur linken Seite des Rechtecks, das am schwersten unter Beschuß lag, als ihn eine
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