Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weil Du an die Liebe glaubst

Weil Du an die Liebe glaubst

Titel: Weil Du an die Liebe glaubst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
Vom Netzwerk:
erraten, was geschehen war. Ohne nach rechts oder links zu schauen, schritt er durch den Raum und in den Korridor. Ging die polierten Stufen hinunter, eine Hand auf dem Geländer, weil er weniger gelassen war, als er vorgab. Vorbei an dem Butler, dann hinaus in die wohltuend kühle Luft. Sie linderte die erstickende Hitze in seinen Lungen.
    Er war also ein Bastard. Das erklärte alles: den offensichtlichen Abscheu des Herzogs, die überzogene Art, wie seine Mutter ihn verhätschelt und verzogen hatte, wenn sie in der entsprechenden Stimmung war. Claudia und Benfield hatten das Verhalten des Herzogs gespürt und waren ihrerseits herablassend geworden. Was eine Familie hätte sein sollen, war eine Katastrophe geworden.
    Er hatte Roderick nie gekannt. Er war auf den Westindischen Inseln gestorben, als Michael noch ein Kind war. Er hatte nur vage Erinnerungen daran, daß er genau wie sein armer lieber Onkel sei, wie ihm das ältliche Kindermädchen der Kenyons erzählt hatte. Sie hatte damit richtiger gelegen, als sie gewußt hatte.
    Statt zu Luciens Haus zurückzukehren, ging er bewußt in die entgegengesetzte Richtung. Jetzt, nachdem der erste Schock vorüber war, wirkte die Nachricht über seine Herkunft seltsam befreiend.
    Es war nicht seine Schuld gewesen. Er hatte nichts getan, was die unbarmherzige Kritik und das brutale Auspeitschen seines Vaters – nein, des Herzogs – rechtfertigte. Als er nach Eton geschickt wurde, statt nach Harrow, der Schule der Kenyons aus Tradition, war es nicht wegen seines persönlichen Versagens gewesen.
    All seine Versuche, der Beste zu sein, sich als würdig zu erweisen, waren zum Scheitern verurteilt gewesen, weil nichts den Herzog hätte dazu bringen können, ihn zu akzeptieren. Doch die Bemühungen waren nicht vergeblich gewesen, denn sie hatten seinen Charakter geformt, ihn zu dem gemacht, was er war. Da er sich wie ein Außenseiter gefühlte hatte, hatte er eine Empathie für andere Außenseiter entwickelt, die ungewöhnlich für jemand war, der als Sohn eines Herzoges erzogen wurde. Diese Empathie hatte dazu geführt, daß er Nicholas und Kenneth und andere als Freunde gewonnen hatte, die sein Leben ungemein bereicherten.
    Obwohl die Neuigkeiten unangenehm waren, kam ihnen eigentlich keine Bedeutung zu. Er war noch der Mann, der er immer gewesen war, mit seinen Fehlern und seinen Vorzügen. Sollte er je seinen engsten Freunden die Wahrheit erzählen, würde ihnen das egal sein. Sie hatten ihm buchstäblich Schutz gegeben, als er heranwuchs, und sie würden ihn jetzt nicht im Stich lassen. Er war durch den Bergbau und Investitionen zu einem wohlhabenden Mann geworden, hatte bewiesen, daß er die Hilfe des Herzogs nicht brauchte.
    Wegen dieser Leistungen war es jetzt unwichtig, daß er nichts erben würde.
    Er dachte zurück, deutete die Vergangenheit im Licht dieses neuen Wissens neu. Er hatte seine Familie nicht verloren, weil er in Wirklichkeit nie eine gehabt hatte. Seltsamerweise stellte er fest, daß er den Herzog nicht länger haßte. Ein besserer Mann hätte das uneheliche Kind seiner Frau freundlicher behandelt, aber der Herzog war ihm gegenüber nie freundlich gewesen. Es war charakteristisch für die Grausamkeit des Herzogs, daß er in Anwesenheit von Benfield so verächtlich gegenüber seinem eigenen Sohn sein konnte.
    Stolz und Standesdünkel waren die
    Leidenschaften, die ihn beherrschten, und es konnte nicht leicht gewesen sein, ständig mit dem Beweis seiner Demütigung konfrontiert zu werden.
    Nachdem Michael seinen Frieden gefunden hatte, kehrte er nach Strathmore House zurück. Es war besser, die Wahrheit zu kennen, als unwissend zu bleiben. Dennoch fühlte er sich fast ebenso erschöpft wie während seiner langen Genesungszeit nach Waterloo. Er dankte Gott für Nicholas und Cläre, die ihn in ihrem Heim aufgenommen und für ihn wie für einen Bruder gesorgt hatten. Mit solchen Freunden brauchte er keine Familie.
    Seine Gelassenheit währte so lange, bis der Diener ihm eine Karte reichte. »Da wartet eine Dame auf Sie, My Lord.«

    Ihre Herz klopfte, als die Salontür sich öffnete und sie seine vertrauten Schritte hörte. Sie setzte die ernste Miene von Saint Catherine auf und wandte sich dann langsam vom Fenster ab.
    Michael hatte jünger und sorgloser gewirkt, als sie ihn im Park gesehen hatte. Jetzt, da sie ihn aus der Nähe sah, stellte sie fest, daß die Falten um seine Augenwinkel sich vertieft hatten und daß er angespannt wirkte.
    Doch in seiner

Weitere Kostenlose Bücher