Weil du ein zärtlicher Mann bist
befriedigt im Tiefschlaf gelegen hatte. Er würde sie beschuldigen, ein Angsthase zu sein, doch es war nicht Angst gewesen, die sie aus seinen Armen getrieben hatte, sondern die Einsicht, dass es an der Zeit war, sämtliches Private in den Hintergrund zu rücken und nur noch an ihre Mission zu denken.
Sie konnte es sich einfach nicht leisten, sich während der Arbeit ablenken zu lassen und sich nach etwas zu sehnen, was niemals sein konnte. Konzentration war gefordert, denn jetzt stand eine Teambesprechung auf dem Plan.
Kein Problem. Das Private hintanzustellen war Corinne immer leichtgefallen.
Bis jetzt.
Mike erwiderte nicht ihren Gruß, nickte ihr nicht einmal zu. Er war wütend, und diese Wut verlieh ihm ein so wildes und gefährliches Aussehen, dass sie schlucken musste.
“Kaffee?”, fragte sie verunsichert und deutete auf die Kanne. Die wenigen Schlucke, die sie bereits getrunken hatte, machten sie kribbelig.
Oder vielleicht lag es auch an Mike.
“Nein, danke.”
Dennoch nahm sie sich eine zweite Tasse Kaffee und beschäftigte sich angelegentlich damit, Zucker und Milch hineinzutun, obwohl sie ihn lieber schwarz mochte. Aber sie musste sich mit irgendetwas beschäftigen, damit sie Mike nicht anzuschauen brauchte.
“Corinne.”
Sie stöhnte innerlich auf. Er würde jetzt darüber reden wollen. Sie hätte es wissen müssen.
“Corinne.” Sie schaute ihn vorsichtig an, und was sie jetzt in seinem Gesicht las, bestätigte ihre Vermutung: Er würde sie niemals verstehen. Er warf ihr tatsächlich vor, dass sie davongelaufen war. Sein dunkles Haar war noch feucht, also hatte er gerade erst geduscht. Doch er hatte sich nicht rasiert, denn sein Kinn und die Wangen waren mit dunklen Bartstoppeln übersät.
Sie kannte diese Stoppeln, kannte sie sogar ganz genau, wusste, wie sie sich anfühlten, erinnerte sich an das kratzende Geräusch, wenn sie mit der Hand darüberstrich.
“Nicht”, sagte er mit dieser leicht belegten Stimme, und sie war froh, dass sie die Einzigen im Zimmer waren, denn ihr wurde plötzlich ganz heiß.
“Nicht was?”, fragte sie bemüht ruhig.
“Schau mich nicht so an, als könntest du nicht die Augen von mir lassen, wenn wir beide wissen, dass das nicht stimmt.”
Doch, es stimmte, aber das würde sie nicht zugeben. “Ich sehe dich nur so an, weil du früh hier bist. Ich bin überrascht, das ist alles.”
“Ich bin so früh da”, erklärte er und machte einen Schritt auf sie zu, “weil ich früh aufgewacht bin. Und zwar heftig erregt.”
Sie biss sich auf die Unterlippe und hob das Kinn, damit sie furchtlos aussah. Was sie tatsächlich war. Furchtlos. Nichts konnte ihr etwas anhaben … es sei denn dieser Mann. “Ich dachte, das wäre der Zustand, in dem alle Männer aufwachen.”
“Ja, aber ich wachte auf und erwartete, eine warme, verschlafene Frau neben mir zu finden.” Er machte einen weiteren Schritt auf sie zu. “Eine, die ich langsam streicheln und küssen könnte, bis sie völlig wach wäre und sich unter mir gewunden hätte, während sie gleichzeitig diese verzweifelten Laute ausgestoßen hätte, die übrigens das Sinnlichste sind, was ich je gehört habe.”
“Mike …”
“Und dann, wenn ich sie schließlich so weit gehabt hätte”, fuhr er mit heiserer Stimme fort, “wäre ich in sie eingedrungen, ganz langsam, bis …”
“Hör auf”, flüsterte sie verzweifelt und schaute entsetzt zur geöffneten Tür. Doch bis jetzt war außer ihnen noch niemand gekommen. Sie zitterte am ganzen Körper, und ihr Gesicht glühte, und das allein von seinen Worten.
Klang sie wirklich verzweifelt, wenn er in ihr war?
Und fand er sie wirklich sinnlich? Noch niemand hatte etwas Derartiges zu ihr gesagt. Niemand hatte je so von ihr gedacht, dessen war sie sich sicher. “Wir können das hier nicht besprechen.”
“Oh doch, das können wir.” Seine Augen funkelten, und trotz seiner sinnlichen Worte und seines sanften Tons war sein Mund zu einer grimmigen Linie verzogen. “Wir müssen es hier tun, weil du es woanders nicht zulässt. Ich bin vielleicht nicht unbedingt der Schnellste in einigen Dingen, Corinne, aber ich bin nicht dumm.”
Nein, das war er nicht. Und er war wirklich wütend. Wahrscheinlich hatte er ein Recht dazu, aber sie hatte auch Rechte. Und, verflixt, hatte sie ihm nicht gesagt, dass aus dieser ganzen Sache zwischen ihnen nichts werden könne? Es war ja nicht so, dass sie ihm irgendwelche Versprechungen gemacht hätte oder dass sie absichtlich
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