Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weil du ein zärtlicher Mann bist

Weil du ein zärtlicher Mann bist

Titel: Weil du ein zärtlicher Mann bist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jill Shalvis
Vom Netzwerk:
sie diese Geste als eine Beleidigung empfunden, denn sie konnte allein aufstehen und hatte es immer getan. Doch bei Mike wusste sie, dass es seine höfliche Art war. Er war eben ein Gentleman.
    Was bedeutete, dass sie eine Dame war, zumindest in seinen Augen. Schweigend nahm sie seine Hand und stand auf. Zusammen gingen sie zu ihrem Team auf der anderen Seite des Hangars und nahmen ihren Platz für die Simulation ein.
    Bei dieser speziellen Übung – der Simulation des Andockens an die Raumstation, dem sogenannten Parken, und dem darauf folgenden Entladen – mussten Mike und sie auf relativ engem Raum zusammensitzen. Es gab kaum natürliches Licht, sondern nur das blaugrüne Flimmern der Kontrolllampen. Selbst die Luft schien begrenzt zu sein und schaffte eine intime Atmosphäre, die für Corinne kaum auszuhalten war.
    Mechanisch bediente sie die Schalter und wurde sich mit jeder Sekunde Mikes Gegenwart mehr und mehr bewusst. Sie konnte nicht atmen, ohne gleichzeitig seinen ganz speziellen Duft in sich aufzunehmen. Betörte er sie vorsätzlich und hatte deshalb etwas mehr Aftershave aufgetragen? Wusste er, dass sein markantes Profil sie wie magisch anzog, dass jedes Mal, wenn er schluckte, sein Adamsapfel hüpfte und sie den albernen Wunsch verspürte, ihre Lippen auf genau diese Stelle zu pressen? Wusste er, dass seine entblößten Arme sie verlockten, die Hand auszustrecken und sie zu berühren? Dass sie, wenn sie sich ein wenig nach rechts lehnte, mit ihrer Schulter gegen seine stieß? Und dass sie es immer wieder absichtlich tat, nur wegen des Prickelns, das sie dabei verspürte?
    Er schaute sie nicht an, sondern war ganz ruhig und völlig in seine Arbeit vertieft.
    So, wie sie es auch hätte sein sollen.
    Sie hätte es fast geschafft, doch dann berührten ihre Finger sich zufällig, als sie beide nach demselben Schalter griffen.
    Ihre Blicke begegneten sich, und obwohl er ganz bei der Sache war, begannen seine Augen zu funkeln.
    Es sollte gegen die Vorschriften der Raumfahrtbehörde verstoßen, so sexy zu sein, dachte sie und versuchte, sich wieder darauf zu konzentrieren, die Fracht auszuladen.
    Und als dann wenig später eine der Solarplatten während des Ausfahrens nicht funktionierte, überkam sie Panik. Es dauerte einen Moment, ehe sie merkte, dass es nicht ihr Fehler war und dass es nichts mit ihr und den Gefühlen für ihren Piloten zu tun hatte.
    Das defekte Teil war nur ein Prototyp, einer von dreien, die speziell für diese Übungsfahrten entwickelt worden waren, aber dadurch wurde das Problem nicht kleiner. Sämtliche Ingenieure mussten wieder ans Zeichenbrett geschickt werden, aufgeregte NASA-Beamte beruhigt werden, und sie musste mit der Presse sprechen, die sowieso schon darauf brannte, wegen der enormen Summen, die das Weltraumprogramm verschlang, negative Schlagzeilen veröffentlichen zu können.
    Stunden später, als Corinne endlich einen Moment Luft schnappen konnte, flüchtete sie sich in die Personalküche.
    Und traf dort auf Mike, der an einem der Tische saß. Er sagte nichts, sondern hob einfach seine Milchtüte in die Höhe, als wollte er einen stummen Toast ausbringen.
    Auf einen gut erledigten Job? War es das, was er meinte? “Vielen Dank für deine harte Arbeit heute”, sagte sie förmlich.
    Er nahm einen großen Schluck Milch direkt aus der Tüte und leckte sich dann die Oberlippe ab. “Du hast härter als wir alle gearbeitet. Hat dir jemand gedankt?”
    “Nein.”
    “Das hätten sie aber tun sollen.” Er blieb sitzen, was ihm gar nicht ähnlich sah, aber andererseits hatte sie es ziemlich deutlich kundgetan, was sie wollte – eine Menge Raum zwischen sich und ihm. “Dann danke ich dir jetzt”, sagte er schlicht. “Du hast großartige Arbeit geleistet.”
    “Für eine Eiskönigin.”
    “Was?”
    “Ich habe einen guten Job für eine Eiskönigin gemacht, meintest du doch, oder?”
    Er sah tatsächlich überrascht aus, bevor er schließlich den Kopf schüttelte. “Bist du noch immer deswegen beleidigt?”
    Sie antwortete ihm nicht.
    “Ich hätte mich dafür entschuldigen sollen.” Er seufzte. “Aber ich war wütend auf dich. Ich wollte dich aus deiner Reserve locken und die wahre Corinne sehen. Die Frau, mit der ich gelacht habe, mit der ich reden konnte, die ich geliebt habe. Ich war frustriert und erregt und furchtbar wütend, eine schreckliche Mischung.”
    “Willst du damit andeuten, dass du es nicht ernst gemeint hast?”
    “Dass ich dich für eine Eiskönigin

Weitere Kostenlose Bücher