Weil du ein zärtlicher Mann bist
Suite …”
“Nein”, unterbrach sie ihn und legte ihm einen Finger auf den Mund. “Sag es mir nicht.”
“Nummer vierundsechzig”, raunte er ihr zu und grinste. “Wieder im sechsten Stock. Ist das nicht merkwürdig? Ich hoffe, es ist ein gutes Zeichen.”
Sie stöhnte und schloss die Augen. “Ich wollte das nicht wissen.”
“Doch, das wolltest du.”
Ja, verdammt, er hatte recht.
Als wollte das Schicksal sie herausfordern, hatte Corinne an diesem Tag früh Feierabend, und damit blieben ihr zwei Möglichkeiten: Sie konnte nach Hause fahren und sich etwas zu essen kochen, oder sie konnte ins Kino gehen, was sie schon seit Monaten vorgehabt hatte.
Sie fuhr nach Hause, parkte vor ihrem Apartmenthaus und blickte zu ihren dunklen Fenstern hinauf. Sie war nicht einkaufen gewesen, also würde sie sich mit Cornflakes und dem Fernseher als Gesellschaft begnügen müssen.
Wie aufregend.
Aber es war ja ihr eigener Fehler, dass sie so mit ihrer Arbeit beschäftigt war, dass ihr keine Zeit mehr für ein Privatleben blieb. Sie könnte ihre Eltern besuchen, die sie mit offenen Armen willkommen heißen würden. Aber sosehr sie die Besuch dort liebte, es war nicht das, worauf sie im Moment Lust hatte.
Ins Hyatt zu fahren, um zu sehen, was Mike von ihr wollte, gefiel ihr schon besser.
Doch sie wusste bereits, was er wollte; ja, sie wusste es genau. Es war dasselbe, was auch sie wollte.
Aber was wäre danach? Würde dieses Verlangen, diese verzehrende Sehnsucht in ihr nachlassen?
Während sie sich einredete, dass es so sein würde, weil sie es anders nicht aushalten könnte, rannte sie in ihre Wohnung hinauf, zog sich um und fuhr ins Hotel.
Das leise Klopfen draußen ließ Mike hochfahren. Sein Herz begann zu rasen, und obwohl er sich sagte, dass es jeder sein könnte, eilte er freudig erregt zur Tür.
Und dann schaute er in Corinnes Augen und sah darin all das, was er auch empfand: Verlangen und Unsicherheit, sogar ein wenig Angst.
“Ich weiß nicht, was aus meinem wohlgeordneten und durchgeplanten Leben geworden ist.” Mit diesen Worten überfiel sie ihn. “Ich kann mich nicht konzentrieren, kann nichts anderes tun, als von dir zu träumen. Und …” Sie reckte sich zu ihrer vollen Größe und zeigte anklagend mit dem Finger auf ihn. “Das ist alles deine Schuld.”
“Das ist ja lustig.”
“Das ist überhaupt nicht lustig.”
“Doch, weil ich dasselbe Problem habe”, erwiderte er ruhig. “Und ich war ziemlich sicher, dass es deine Schuld ist.”
Sie lachte ungläubig. “Ja, natürlich, du hast dasselbe Problem.”
“Habe ich auch. Ich kann mich nicht konzentrieren, kann nicht essen, nicht schlafen.” Er kniff ärgerlich die Augen zusammen, als sie wieder lachte. “Das findest du jetzt wohl lustig.”
“Ja, weil es gar nicht stimmt. Es fällt dir überhaupt nicht schwer, dich zu konzentrieren. Ich weiß es, weil ich dich beobachtet habe. Du bist bei deiner Arbeit völlig ruhig und gelassen, und ich kann dir sagen, Mike, das frustriert mich maßlos.”
Jetzt war er derjenige, der ungläubig lachte, doch im nächsten Moment riss er sie an sich, eroberte ihren Mund, ihren Körper und riskierte alles, denn er wollte Corinne wiederhaben. Und wenn man ihrem wohligen Stöhnen Glauben schenken durfte, dann ging es ihr genauso.
Er vertiefte den Kuss, und sie kam ihm mehr als willig entgegen. Ihre Reaktion auf ihn fand er noch aufregender als den Erfolg heute bei ihrer Arbeit. Ohne den Kuss zu unterbrechen, nestelte er an ihrem Knoten, bis er sich löste und ihr das Haar offen über die Schultern fiel. Corinne hob die Arme, umschloss mit beiden Händen seinen Kopf und hielt ihn fest. Dabei hatte er keinerlei Absicht, ihr zu entkommen.
Versunken in einer Welt der Leidenschaft, pressten sie sich aneinander, während sie sich gegenseitig unablässig streichelten. Bis Corinne sich schließlich von ihm löste, um Atem zu schöpfen. Als Mike sich auch Luft holend zurücklehnte, beugte sie sich rasch vor und biss ihm spielerisch in die Unterlippe. Heißes Begehren durchzuckte ihn, und impulsiv griff er nach dem Reißverschluss ihres Pullovers.
Aber sie legte die Hände auf seine, um ihn zurückzuhalten.
Er sah sie fassungslos an. “Wir hören auf?”
Sie schüttelte stumm den Kopf. Ihr Atem kam genauso stoßweise wie seiner, ihr Blick war verschleiert, ihr Mund geschwollen und feucht. Sie sah gar nicht mehr aus wie seine kühle Kommandantin, und das ließ ihn hoffen. “Wir stehen noch mitten in
Weitere Kostenlose Bücher