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Weil du ein zärtlicher Mann bist

Weil du ein zärtlicher Mann bist

Titel: Weil du ein zärtlicher Mann bist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jill Shalvis
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ansammeln, damit wir die Simulation heute Nachmittag durchstehen.”
    Während des darauf folgenden theatralischen Gestöhnes und Gejammeres warf sie Mike einen verstohlenen Blick zu. Er fing ihn auf und erwiderte ihn kühl, ohne eine Miene zu verziehen.
    Nicht ein einziges Mal, seit sie ihn kannte, hatten seinem Blick die Glut oder die schlichte Zuneigung gefehlt.
    Doch jetzt war nichts mehr davon zu sehen. Gut. Genauso hatte sie es gewollt.
    Doch ihre Kehle war wie zugeschnürt, und das Herz tat ihr weh. Und zum ersten Mal wurde ihr bewusst, was sie zugunsten von Erfolg und Karriere alles aufgab.
    Während des nächsten Monats hatte Corinne kaum Zeit, um Luft zu holen, ebenso wie all die anderen fleißigen Helfer, die mit der Vorbereitung des Raumflugs beschäftigt waren.
    Trotzdem beherrschte Mike immer wieder ihre Gedanken – während der Simulationsübungen, in den Besprechungen, während sie Seite an Seite arbeiteten … und in ihren Träumen.
    Jeden Tag simulierten sie wieder und wieder den Ablauf der Mission, die in vier Wochen starten würde. Und alles, was sie taten, taten sie als Team.
    Also war sie ständig mit Mike zusammen.
    Die Mauer, die sie um ihr Herz errichtet hatte, war unter all den Emotionen, die Mike in ihr hervorgerufen hatte, immer mehr zusammengebrochen, sodass sie sozusagen schutzlos war. Während eines besonders anstrengenden Nachmittags, als rein gar nichts mehr funktionierte, war sie einen Moment lang versucht gewesen, Befehle zu brüllen, um ihr Team wieder auf Trab zu bringen. Aber ein Wort hatte sie davon abgehalten.
    Eiskönigin.
    Sie marschierte gerade durch den Hangar, überprüfte ihre Notizen und versuchte, ein Dutzend Dinge auf einmal zu klären, als sie zufällig einen Blick von sich in einem glänzenden Kontrollbord erhaschte.
    Ihre Haare waren straff zurückgebunden, kein einziges Härchen war entwischt. Sie trug kaum Make-up, und kein Lächeln war auf ihrem Gesicht, sodass sie überaus streng wirkte.
    Die Eiskönigin.
    Um sie herum herrschte kontrolliertes Chaos, während ihr Team sich auf den nächsten Simulationsflug vorbereitete, doch sie blieb wie angewurzelt stehen und starrte auf ihr Spiegelbild. War sie wirklich so streng, wie sie aussah? Sie wollte das nicht glauben. Sie war genauso voller Lebensfreude und hatte ebenso gern ihren Spaß wie andere Menschen auch.
    Warum sah sie dann so verbittert aus? Sie verzog die Lippen und versuchte ein Lächeln, doch es erreichte nicht die Augen. Also bemühte sie sich, an etwas Lustiges zu denken, etwas, was ihr ein echtes Lächeln entlocken würde. Sie beugte sich weiter vor, erinnerte sich an eine komische Begebenheit und probierte es noch einmal.
    “Brauchen Sie einen Spiegel, Commander?”
    Das idiotische Lächeln gefror auf ihrem Gesicht. Beschämt wandte sie den Blick von ihrem Spiegelbild, sah zu dem hoch, der so plötzlich neben ihr aufgetaucht war, und stöhnte.
    Mike natürlich.
    “Was machst du hier?” Sie richtete sich auf und tat so, als hätte sie nicht gerade Lächeln geübt.
    “Ich beobachte dich dabei, wie du dich anschaust.” Er verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich entspannt zurück. Er war immer so verdammt entspannt. “Sie haben ja ein tolles Lächeln, Commander.”
    “Warum nennst du mich so?”, fragte sie gereizt.
    “Wieso? Das bist du doch. Meine Kommandantin. Nicht mehr und nicht weniger.”
    Sie hatte es so gewollt, also gab es keinen Grund, jetzt die Beleidigte zu spielen.
    “Du solltest es öfter tun.” Sein Blick wanderte fast liebkosend über ihr Gesicht, bevor er sich dabei ertappte und zusammennahm. “Lächeln, meine ich.”
    Als ob sie es noch nie getan hätte! Unwillkürlich erinnerte sie sich daran, wie sie ihn angelächelt hatte, als sie zusammen im Bett gewesen waren, und spürte, wie sie errötete. Schnell ging sie in die Hocke und tat so, als kontrollierte sie eine Schaltfläche. Sie wollte Zeit gewinnen, um sich wieder zu sammeln. Keinesfalls würde sie sich die Blöße geben und wieder die Kommandantin hervorkehren, nur um damit seinen Standpunkt noch zu unterstreichen.
    Oh Himmel, warum kümmerte es sie überhaupt? Sie brauchte doch nur die Frau zu sein, die sie immer gewesen war, und wenn er sie missverstehen wollte, dann war es nur umso besser. Es würde sie an ihre eigene Dummheit erinnern.
    Während sie da unten hockte und grübelte, erschien eine Hand vor ihrem Gesicht. Mikes Hand. Sie starrte auf die ausgestreckten Finger. Bei jedem anderen Mann hätte

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