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Weil du fehlst (German Edition)

Weil du fehlst (German Edition)

Titel: Weil du fehlst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Frey
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»Aber jetzt im Winter würde es zu kalt werden.«
    Spaßeshalber warf er ein paar von den kleinen Plastikbällen gezielt in den Plastikbasketballkorb. Blecherner Applaus ertönte. Darius grinste mir, ganz Sportsmann, zu.
    »Wer kennt die Höhle noch?«, erkundigte ich mich, überrascht, dass in den vergangenen Monaten, seit ich auf die Woodrow-Wilson ging, noch nie jemand von diesem Ort gesprochen hatte.
    Darius zuckte mit den Achseln. »Niemand, derzeit. Nur ich. Und jetzt du und ich. Es ist meine Höhle. Nur meine. Ich brauche sie zum Alleinsein und Nachdenken und jetzt, in diesem Fall, um in Ruhe mit dir zusammen zu sein. Ich habe sie mal per Zufall entdeckt. Vor ein paar Jahren.«
    »Tatsächlich? Niemand außer dir kennt sie?«, sagte ich erstaunt und schaute mich um. Darius nickte und sah mich aus nächster Nähe abschätzend an.
    »Hexenaugen, ich sage es ja. Und das grüne Licht hier drin verstärkt den Eindruck noch. Grünsilbrig, geheimnisvoll. Schöne Augen, wirklich.«
    Grau, sie waren nur grau. Dachte ich, sagte ich nicht. Gleich würde eins zum anderen führen aus Darius‘ Sicht, das sah ich irgendwie voraus. Warum immer er sich mich ausgesucht hatte, er mochte mich. Und anders als ich ihn mochte.
    »Du… du wolltest mir etwas über Brendan sagen, Darius.«
    »Ach ja, Brendan. Es ist wegen deiner Schwester. Brendan ist … naja, vielleicht nicht ganz aufrichtig. Ich meine, er ist im Grunde ein guter Kerl, aber …«
    »Aber was?«
    »Nun ja, er hat da so eine Wette, ein Abkommen mit sich selbst laufen …«
    »Was für ein Abkommen?«
    »Sex! Es geht um Sex. Brendan will in diesem Schuljahr mit so vielen Mädchen wie möglich Sex haben. Er hat da mal im Internet gesurft und so einen grotesken Bericht entdeckt von einem schwedischen Sexualforscher, der irgendwas total Bescheuertes über den Zusammenhang von viel Sex mit wechselnden Partnerinnen und Erfolg im Berufsleben geschrieben hat. – Und Brendan will es eben ausprobieren, um seine Chancen bei der Collegeauswahl zu maximieren.«
    »Er will – was?«
    »Kassandra, verstehst du nicht? Er will bis zum Sommer mit massenweise Mädchen ins Bett, um möglichst gut bei seinem SAT abzuschneiden.«
    Darius lehnte sich zurück und zog eine Grimasse.
    So war das also. Was sollte ich dazu sagen? Natürlich war Oya meine kleine Schwester, aber ihr in die Sache mit Brendan reinreden? Ich hatte auch den Angeber und Aufschneider Clément in Paris nicht sonderlich gemocht, aber das hatte Oya nicht gestört. (Angeblich hatte C. einen Intelligenzquotienten von 180 …?!)
    »Oh, okay«, sagte ich darum nur. »Danke, dass du’s mir gesagt hast.«
    Zögernd stand ich auf.
    »He, bist du jetzt etwa sauer auf mich ?«, erkundigte sich Darius besorgt. Nein, natürlich war ich das nicht. Was konnte Darius für Brendans Abgründe? Nichts. Und Oya würde die Sache bestimmt nicht sonderlich aus der Bahn werfen, da war ich mir sicher. Da gab es ganz andere Dinge, die Oya zusetzten. (Rabea-Stromboli – Immer wieder umziehen und von vorne anfangen müssen etc…)
    »Wir … wir könnten doch noch ein bisschen bleiben, oder?« Darius griff nach meinen Händen. »Wenn ich ehrlich bin, war die Sache mit Brendan nicht der Grund, dass ich dich hierhergebracht habe, Kassandra.«
    »Aber die Mittagspause ist fast vorbei«, sagte ich und zog meine Hände zurück. »Wir haben gleich Unterricht. Und ich muss eine blöde Algebraklausur bei Mrs Feuer schreiben.«
    »Zur Hölle mit Mrs Feuer«, murmelte Darius Seaborn und legte seine Hände um mein Gesicht.
    Ich schaute in Darius‘ blumenblaue Augen. Einen Moment nur, denn dann küsste er mich.
    Darius : hübsch, seine dunkelblonden Haare, etwas zerzaust immer, sein schlaksiger Gang, seine großen Hände mit den schmalen Fingern, dann die vereinzelten Sommersprossen in seinem Gesicht, wie goldene Sterne, und diese hellblauen Augen …
    Er erinnerte mich an jemanden, an etwas.
    Ich schob ihn erschrocken von mir und rang nach einer Erklärung, die ich dann doch nicht hatte.
    »Was hast du?«, fragte Darius. Gekränkt? Wütend? Enttäuscht? Von allem etwas, wahrscheinlich.
    »Ich weiß nicht«, stotterte ich und starrte ihn an. Was war das nur mit Darius und mir?
    Wir gingen dann zurück und schwiegen. Brombeergestrüpp, wilde Büsche, ein Kiefernwäldchen. Der Boden war hier rostrot und bestand nur aus herabgefallenen Nadeln. Unsere Schritte wurden auf ihm lautlos und geisterhaft. Ich atmete tief und versuchte mich zu

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