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Weil du fehlst (German Edition)

Weil du fehlst (German Edition)

Titel: Weil du fehlst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Frey
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mit dem Chevy von Zeldas Mom.
    Mrs Rosen würde morgen mit Lucilla und dem Kombi der Rosens nachkommen.
    »Es tut mir leid, dass ich so viele Umstände mache«, sagte ich leise.
    Das schöne Wetter vom Morgen war schon wieder vorbei. Es schneite in dichten, großen Flocken, die wie eine fast undurchdringliche Wand vom Himmel kamen.
    »Du machst keine Umstände, Kassandra«, versicherte Mr Rosen mir. »Diese Geschichte ist wirklich schwer zu verstehen: dein gestorbener Bruder, dein jahrelanges Vergessen – und jetzt die merkwürdige Sache mit deinem Vater. Ich denke, es wird Zeit, Licht ins Dunkel zu bringen.«
    Seine Stimme klang beruhigend. Ich betrachtete ihn verstohlen von der Seite. Immer noch lockten sich seine hellbraunen Haare widerspenstig über seiner Stirn. Er sah sehr jung aus an diesem Morgen. Jung und ungewohnt unrasiert und – privat. Ich war auf einmal froh, ihn neben mir zu haben. Er war tausendmal besser als Mr Walenta, um den alle so einen Zirkus veranstalteten. Da war ich mir plötzlich sicher.
    Gegen Mittag bestand Mr Rosen darauf, dass ich zu Hause anrief und mit meiner Mutter sprach.
    »Ist das Bedingung drei?«, fragte ich niedergeschlagen.
    Mr Rosen nickte.
    »Und wie viele Bedingungen kommen noch?«
    Wir waren schon wieder in New Hamshire, und es regnete in Strömen.
    »Keine mehr«, versprach Mr Rosen.

    »Kassandra!«, rief meine Mutter, als ich mich eine halbe Stunde später dazu durchrang, Bedingung drei zu erfüllen. »Wo bist du? Ich habe mir solche Sorgen gemacht! Kassandra, wir müssen unbedingt reden! Komm nach Hause! Ich weiß, du bist jetzt sehr wütend auf mich, aber …«
    »Ich komme nicht nach Hause, Rabea«, unterbrach ich sie und wünschte mir eine kalte, schneidende, berechnende Stimme, aber leider war meine Stimme in Wirklichkeit dünn und wackelig und nah am Weinen. »Ich … ich fahre nach Sterling Heights. Ich … ich will …«
    Weiter konnte ich einfach nicht, und darum unterbrach ich die Verbindung.
    Und dann waren wir da, irgendwann am späten Nachmittag.

    Mein Handy, wieder unter den Lebenden, hatte schrecklich oft geklingelt unterwegs. Darius’ Anruf hatte ich ignoriert. Ebenso einen Anruf aus Ankara. Achmed, der es nicht gewöhnt war, ohne wenigstens ein Lebenszeichen pro Tag via Internet von mir zu sein, versuchte es nun anscheinend auf diesem Weg. Auch Amanda und Ian versuchten, mich zu erreichen, aber ich ignorierte sie wie alle anderen. Nur Oyas Anruf nahm ich an. Mein Herz schlug mir bis in den Hals, während ich auf die Grüner-Hörer-Taste drückte.
    »Okay, du lebst«, sagte Oya zufrieden auf Französisch.
    »Ja«, sagte ich leise auf Englisch.
    »Rabea ist kurz vor einem Nervenzusammenbruch«, fuhr Oya fort, diesmal auf Italienisch. »Brendan ist gerade da, um mir seelischen Beistand zu leisten.«
    »Weißt du es schon? Ich meine, hat sie dir in der Zwischenzeit auch erzählt, dass …?«
    Es war doch wirklich zum Kotzen: Schon wieder versagte meine Stimme.
    Oya sagte etwas auf Schwedisch.
    »Oya!«, bat ich flehentlich.
    »Ja, hat sie«, wiederholte Oya diesmal auf Englisch. »Ich fasse dann mal zusammen: Da wäre also erstens Len! An den ich mich gar nicht erinnern kann. Und zweitens – man höre und staune – Raymond Armadillo! Der lebt, statt brav tot zu sein! Gruselig! Beinahe wie in The Sixth Sense mit Bruce Willis. Erinnerst du dich noch an den Film? Tote Lebende – oder lebende Tote, wie man’s nimmt! Ein Untoter! Ein Zombie, sozusagen!«
    Ich kannte Oya. Ich wusste von ihrer Sehnsucht nach Sergio auf Stromboli. Und nach Jérôme in Paris. Beide waren irgendwie Vatertypen. Sie konnte mir nichts vormachen.
    »Warum, Oya?«, fragte ich darum nur. » Warum hat sie uns jahrelang belogen? Was macht das alles für einen Sinn?«
    »Wo bist du?«, fragte Oya statt einer Antwort zurück. »Auf dem Weg zu … ihm? Das sähe dir nämlich ähnlich. – Bist du alleine?«
    »Ja, ich fahre nach Sterling Heights«, antwortete ich leise. »Aber … nicht alleine. Ich fahre mit … Mr Rosen.«
    »Mit Mr Rosen ? Mit unserem Mr Rosen?«, wiederholte Oya perplex. »Wo hast du den denn aufgegabelt, wenn ich fragen darf?«

    Eine Dreiviertelstunde später waren wir da.
    Die Tür zur Wahrheit :
    Zu passieren gab es: einen von Baumwurzeln durchzogenen Besucherparkplatz. Einen von Ahornbäumen gesäumten Kiesweg, auf dem vereinzelt noch knittrige, braunschwarze Blätter vom vergangenen Herbst herumlagen. Ein Labyrinth aus architektonisch

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