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Weil du fehlst (German Edition)

Weil du fehlst (German Edition)

Titel: Weil du fehlst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Frey
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Großeltern an, Kassandra. Sag ihnen, dass du soweit okay bist.
    ICH: Bitte, ich möchte nicht.
    MR R.: Das ist die Bedingung, Kassandra. Danach essen wir mit Zizmo und Mateo – und morgen früh fahren wir, wenn du es immer noch willst, nach Sterling Heights.
    ICH: Das würden Sie für mich tun?
    MR R.: Ich weiß allerdings nicht, ob es richtig ist, dass ich mich einmische.
    ICH: Das haben meine Großeltern auch gesagt. Immer wieder. Keiner will sich einmischen. Aber gelogen haben sie alle. Da hatte anscheinend keiner irgendwelche Skrupel. Danke … dass wenigstens Sie mir helfen.
    Fast die ganze Nacht blieb ich wach. In einer winzigen Dachkammer im hintersten, obersten Winkel des kleinen Hauses. Auf einer Isomatte, die Zizmo für mich herausgekramt hatte. Zusammen mit einem alten Schlafsack. Immer noch hatte ich Oya nicht angerufen. Dafür hatte ich mit Mr Rosen und seinen Freunden den Abend verbracht. Zizmo hatte gekocht, Mateo hatte Klarinette und Mr Rosen Klavier gespielt.
    Vor dem Essen hatte ich meine Großeltern angerufen. Sie waren aufgeregt, verzweifelt, waren sich längst in die Haare geraten, wer was falsch gemacht hatte. Rabea war ebenfalls involviert. Amanda hatte sie anscheinend erneut angerufen, nachdem Ian mir von meinem Vater in Sterling Heights erzählt hatte und ich davongestürzt war.
    Flehentlich verlangten sie zu erfahren, wo ich jetzt sei, aber ich verriet es ihnen nicht.
    »Bei – Freunden«, sagte ich nur knapp.
    Amanda begann zu weinen, wollte wissen, was für dubiose Freunde das seien, die ich da auf einmal hätte, und biss sich dann an der Sache mit Mrs Wards Auto fest. Ich dürfe damit nicht alleine fahren, bla bla bla.
    Völlig verrückt, dachte ich und biss die Zähne zusammen. Sie verschweigen mir dreizehn Jahre lang, dass mein Vater noch am Leben ist, warum auch immer, und drehen dann durch, weil ich mit einem Auto fahre, das nicht auf meinen Namen versichert ist?
    Immer wieder betrachtete ich Len und mich auf dem kleinen Foto, das Amanda für mich herausgesucht hatte. Lens schmales Gesicht, seine großen, hellen Augen, sein lächelnder, aber irgendwie trotzdem ernster Blick. Er saß dicht neben mir auf ein paar niedrigen Steinstufen in irgendeinem sonnigen Garten. Unsere dünnen Kinderknie berührten sich.

    Die Wolke aus Wespen.
    Meine Wolke. Sie war über all die Jahre meine einzige Brücke zu meinem Zwillingsbruder gewesen, nur hatte ich es nicht verstanden.
    Warum hast du mir das angetan, Rabea? Verdammt! Warum hast du ihn mich vergessen lassen? Wie konntest du das zulassen?
    Ich schrie tonlos, aber in meinem Kopf schrie ich. Schrie mich heiser.

    »Du siehst nicht so aus, als hättest du besonders viel geschlafen«, sagte Mr Rosen am Morgen. Der Himmel war silbrig hell, die Sonne schien, Zizmo schlief noch und Mateo war trotz Schneematsch auf den Wegen laufen gegangen.
    »In fünf Tagen fängt die Schule wieder an«, fuhr Mr Rosen fort und kochte Kaffee und Roibuschtee.
    Ich starrte vor mich hin.
    Rabea war jetzt zweiundvierzig. Mein Vater war etwas älter gewesen als sie – acht Jahre? Dann wäre er jetzt – fünfzig.
    »Bedingung zwei«, sagte Mr Rosen. »Frühstück! Iss etwas, Kassandra. Ehe du nicht wenigstens eine Kleinigkeit gegessen hast, fahre ich nicht los.«
    Zum Frühstück hörten wir Simon & Garfunkel. Zizmo hatte die CD ausgewählt.
    ZIZMO: Wann brecht ihr auf?
    MR R.: Gleich nach dem Frühstück. Ist ein ganzes Stück.
    MATEO: Meinst du nicht, du solltest dich besser raushalten aus der Sache, Elija? Klingt für mich nach einer ziemlich brisanten Familienangelegenheit.
    ICH: Bitte, ich will fahren! Es geht um meinen Vater. Ich muss wissen – woran ich bin.
    MATEO: Ja, das verstehe ich, aber solltest du dich nicht besser an deine Mom halten? Ich meine, sollte sie nicht lieber mit dir dorthin fahren? Bestimmt hat sie dir eine Menge – zu erklären?
    ICH: Meine Mom hat mich mein Leben lang belogen! Ich möchte sie nicht sehen!
    Mein Handy war aus, mein Laptop ebenfalls. Ich fühlte mich schrecklich unwirklich, und dieses Zittern in mir hörte einfach nicht auf. Warum hatte mein Vater – wenn er tatsächlich noch lebte – sich nie bei mir, bei uns gemeldet? Warum hatte er uns aufgegeben? Warum, warum, warum? Eine Million Fragen in meinem schmerzenden Kopf.

    Und dann fuhren wir los.
    »Ich soll dich übrigens herzlich von Virginia grüßen«, sagte Mr Rosen, als wir Old Town hinter uns ließen. Wir hatten die Wagen getauscht und fuhren jetzt

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