Weil du mich erloest
hineingingen, in dem bereits James und Gerard beim Frühstück und der Morgenzeitung saßen.
Ein Haustechniker, den Lin gebucht hatte, und Anne waren rege mit den Vorbereitungen für die Pressekonferenz beschäftigt. Sie sollte im Empfangssaal stattfinden, denn der war nicht zu klein, um den etwa dreißig akkreditierten Journalisten Platz zu bieten, aber auch nicht zu groß, um noch eine gute Akustik zu garantieren.
Lucien und Elise waren noch nicht erschienen, also tranken Gerard, James, Francesca und Ian gemeinsam Kaffee und aßen Frühstück, das sie sich vom Buffet holten. In diesem Moment kam Mrs. Hanson herein, zusammen mit einer grauhaarigen, streng dreinschauenden, dünnen Frau. Francesca legte ihre Gabel nieder, als sie Clarisse, die sich ganz offensichtlich unwohl fühlte, hinter den beiden älteren Frauen stehen sah.
»Entschuldigen Sie bitte, dass ich Sie bei Ihrem Frühstück stören muss, Ihre Lordschaft«, bat Mrs. Hanson um Verzeihung.
»Aber ich bitte Sie! Was ist denn los, Eleanor?«, wollte James wissen, der freundlich verwirrt dreinschaute.
»Wie Sie wissen, leitet Miss Everherd den Haushalt. Sie hat mich heute Morgen wegen eines Problems angesprochen, und ich habe es für das Beste gehalten … nun … angesichts all der Dinge, die in letzter Zeit geschehen sind«, formulierte Mrs. Hanson vorsichtig, »dass sie es Ihnen gleich direkt mitteilt.«
»Um was geht es denn, Miss Everherd?«
»Wir haben das Personal, wie Sie es gewünscht haben, Ihre Lordschaft, aufgefordert, die Sicherheitsmaßnahmen genauestens zu beachten und uns alle Mühe gegeben, sehr sorgfältig zu sein. Jedenfalls fast alle haben sich Mühe gegeben«, sagte Miss Everherd mit verkniffenem Mund und blickte bei diesen Worten Clarisse an. Das Hausmädchen sah jetzt viel blasser und jünger aus als sonst.
»Ihre Lordschaft, ich muss mich bei Ihnen entschuldigen«, sagte Clarisse leise. In ihren blauen Augen war deutlich Besorgnis zu erkennen. »Ich habe es Miss Everherd gleich mitgeteilt, als mir aufgefallen ist, dass ich sie nicht mehr finde. Es sieht so aus, als hätte ich meine Schlüsselkarte verlegt.«
»Wieder einmal«, ergänzte Miss Everherd streng.
Clarisse errötete und hielt den Blick auf den Teppich gesenkt. Francesca empfand für die freundliche junge Frau Mitleid. Sie wünschte, sie könnte sich entschuldigen und zurückziehen, schließlich war es für Clarisse unangenehm, vor all den Zuhörern wie ein kleines Kind ausgeschimpft zu werden.
Gerard warf seine Serviette auf den Tisch.
»Wirklich, Clarisse? Dabei haben wir es doch noch einmal extra betont, wie wichtig die Sicherheit ist, ganz besonders angesichts der Pressekonferenz heute.«
»Weißt du, wann du die Schlüsselkarte verloren hast, Clarisse?«, mischte sich nun auch Ian ein.
»Nein, Sir«, sagte Clarisse unglücklich. »Irgendwann zwischen gestern Nachmittag und heute Morgen.« Sie war inzwischen ganz rot im Gesicht. »Ich habe gedacht, ich hätte sie heute Morgen noch benutzt, um hereinzukommen, aber Catherine, die Küchenhilfe, hat mich daran erinnert, dass ich mit ihr zusammen durch den Hintereingang gekommen bin.«
»Sie ist so leichtsinnig«, erklärte Miss Everherd mit harter Stimme. »Es ist nicht das erste Mal, dass Clarisse ihre Schlüsselkarte verloren hat.«
»Wir kriegen das wieder hin«, sagte Ian ruhig. »Ich kann ihr eine neue Schlüsselkarte machen, wenn ich hier fertig bin und den alten Code gelöscht habe.«
»Clarisse, du solltest wirklich sorgfältiger sein«, ermahnte Gerard sie, während er sich Kaffeesahne einrührte. »Als hätte Ian mit dieser Pressekonferenz nicht schon genug zu tun. Jetzt ist unsere Sicherheit löchrig geworden.«
»So schlimm ist es nicht. Einen verlorenen Schlüssel kann man nicht als Katastrophe bezeichnen. Wir können alles ohne große Schwierigkeiten wieder ausbügeln«, erklärte Ian gelassen. Francesca war ihm dankbar, dass er Clarisse weitere Peinlichkeiten erspart hatte. Das Mädchen sah schon jetzt erbärmlich aus.
»Wir werden uns also darum kümmern, dass nichts Schlimmes passiert. Ich danke Ihnen«, und dabei schloss James auch Clarisse in seinen Blick mit ein, »dass Sie uns auf dieses Problem aufmerksam gemacht haben. Wir können es nun angehen.«
Francesca fühlte sich sehr unwohl, als die drei Frauen das Zimmer verließen. Clarisse war doch eher wie eine Freundin, und es gefiel ihr gar nicht, hier mit den anderen am Tisch zu sitzen, als würde sie über sie richten.
Alle setzten
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