Weil du mich fesselst
Francesca richteten.
Sie nickte.
»Er hat mehrere Anläufe dazu unternommen, die jedoch jedes Mal gescheitert sind. Er war immer neidisch auf ihr Programmiertalent. Er hat immer gesagt, dass Tyake bereits die begabtesten Männer und Frauen auf diesem Planeten unter Vertrag hatte, bevor die Wirtschaft im Westen überhaupt den Markt verstanden hat. Ich vermute, dass die Arbeitsverträge bei diesem Geschäft auf Noble Enterprises übertragen werden?«
»Völlig richtig«, bestätigte Lucien, beugte sich vor und stützte seine Ellenbogen auf den Tisch. »Das war ein entscheidender Punkt bei dem vorgeschlagenen Deal.«
Sie wandte ihre Aufmerksamkeit ihm zu. Lucien hatte von dem Wissen aus dem Hotel-und Entertainment-Geschäft seines Adoptivvaters profitiert, und es war ihm gelungen, der Gaststätten-und Restaurant-Industrie seinen eigenen Stempel aufzudrücken.
»Was hältst du davon, Lucien?«, fragte sie.
»Ich denke, wir sollten unser Möglichstes tun, um Tyake zu übernehmen. Ian hätte das so gewollt. Aber ich rate davon ab, das Kapital für diesen Kauf über eine Investmentgesellschaft zu besorgen. Deren Verträge sind häufig noch tückischer als die einer Bank, und sollte Noble bei der kleinsten Kleinigkeit seinen Verpflichtungen nicht nachkommen, ergibt sich das Risiko eines …«
»Noble Enterprises erfreut sich einer blendenden finanziellen Gesundheit«, unterbrach ihn Gerard. »Es gibt nicht den geringsten Hinweis darauf, dass wir mit irgendeiner Verpflichtung in Verzug kommen werden.« Dann wandte er sich wieder Francesca zu. »Wir müssen vor allem schnell sein. Es könnte Wochen, sogar Monate dauern, bis wir über die Liquidierung von Vermögen die benötigte Summe beisammenhätten. Und diese Investmentgesellschaft wäre bereit, uns das Kapital zum Kauf von Tyake sofort zur Verfügung zu stellen. Das heißt natürlich, vorausgesetzt, Sie sind einverstanden, Francesca«, fügte Gerard mit einem freundlichen Nicken und warmen Lächeln hinzu. Sie gab sich Mühe zurückzulächeln, doch ihre Lippen fühlten sich fest und kalt an.
»Und ich vermute, niemand hier in der Runde wird zugeben wollen, in Kontakt mit Ian zu stehen?«, fragte sie, wobei ihre Stimme viel härter klang, als sie es bei der Erwähnung von Ians Namen von sich erwartet hätte. Sie studierte jedes Gesicht am Tisch. »Denn das wäre ja die einfachste Lösung: sich einfach vergewissern, was Ian von uns erwartet.«
»Francesca …«, hob Anne Noble an, mit einer bemitleidenswerten Miene auf ihrem faltigen, aber noch immer hübschen Gesicht.
»Wir lügen nicht, wenn wir sagen, dass wir keine Ahnung haben, wo sich Ian befindet«, beendete James den Satz für sie. Er legte seine Hand auf die seiner Frau, um sie zu trösten. »Wir haben nichts von ihm gehört. Gerard und Lucien tappen genauso im Dunkeln wie wir. Wir – alle, die wir hier sitzen – wissen weder wo er ist, noch wie es ihm geht. Und das macht uns krank vor Sorge.«
Sie spürte, dass er die Wahrheit sagte, und erkannte intuitiv auch das Leid der beiden. Wie ein scharfer Schmerz wurde ihr plötzlich bewusst, dass es nun schon das zweite Mal im Leben des Paares war, dass eine geliebte Person verschwand. Helen, Ians Mutter, blieb über zehn Jahre lang unauffindbar, bis sie sie schließlich in einem schwachen, psychotischen Zustand wiederfanden, mit einem Kind an ihrer Seite, das sich wie ein Erwachsener um sie kümmerte, ein Kind, das schon viel zu früh gezwungen war, seine Kindheit aufzugeben.
»Entschuldigung«, sagte Francesca, denn sie hatte erkannt, dass sie bei ihrem wilden Rundumschlag die Falschen getroffen hatte. Vielleicht hätte sie sogar Hoffnung geschöpft, hätte jemand zugegeben, mit Ian gesprochen zu haben. Sie konnte Anne nicht länger in die Augen schauen, der Schmerz, den sie dort sah, erinnerte sie zu sehr an ihren eigenen. »Was denkt ihr beide denn über diese Kaufoption?«, fragte sie. Sie zählte dabei nicht nur auf James’ lebenslange Erfahrung als Manager seiner Holdings, sondern auch auf Annes scharfsinnigen Wirtschaftssachverstand, den sie bei der umsichtigen Leitung eines der größten Stiftungsvermögen der Welt erworben hatte.
»Ich weiß, dass Ian Tyake unbedingt haben wollte, und ich denke auch, dass in diesem Fall Zeit Geld ist«, sagte James.
»Mir geht es genauso«, unterstützte ihn Anne.
»Und du bist doch auch unserer Meinung, dass wir jetzt schnell handeln müssen, oder nicht, Lucien?«, wollte James wissen.
»Ja, aber wir müssen
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