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Weil du mich fesselst

Weil du mich fesselst

Titel: Weil du mich fesselst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Kery
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unterhielten. Es gelang ihr, den unvermittelt über sie hereingebrochenen Schub von Emotionen zu ignorieren.
    »Es ist mir nur plötzlich aufgefallen, dass ich dich nie nach deiner Mutter gefragt habe«, sagte sie mit fester Stimme und suchte seinen Blick. Als Lucien die umstürzenden Nachrichten, dass er und Ian Halbbrüder seien, überbracht hatte, hatte das zum einen zu Ians Abtauchen geführt. Zum anderen aber auch die erfreulichere Folge gehabt, dass Helen Noble, die eine Zeitlang die Chefin von Luciens Mutter gewesen war, ihm den Namen von Luciens leiblicher Mutter und den Namen der marokkanischen Stadt nennen konnte, aus der seine Familie kam. »Hast du sie gefunden, Lucien?«
    Sein plötzliches Lächeln war ein ihr sehr vertrautes Strahlen, das in ihrer Brust schmerzte, sie zugleich aber auch ermutigte.
    »Ja. Elise und ich haben sie letzten Sommer aufgespürt. Und nicht nur sie. Meine Großmutter, meinen Großvater, eine Tante und einen Onkel, die alle große Familien haben. Meine Mutter hat nie geheiratet, ich habe also keine Brüder oder Schwestern in Marokko. Dafür habe ich mehr Cousins, als ich zählen kann. Meiner Mutter geht es gut. Es war ein … ganz besonderer Augenblick, als ich sie zum ersten Mal getroffen habe. Sie hat mich und Elise bereits zweimal besucht, und wir waren mehrmals dort.«
    Sie inhalierte seinen jubelnden Gesichtsausdruck wie wichtige Medizin. Ja, sie hatte sich durch ihren Rückzug Schmerzen durch jene erspart, die ihr wichtig waren, dafür hatte sie aber auch einige wunderbare Neuigkeiten verpasst.
    »Ich freue mich so für dich«, sagte sie mitfühlend. »Eine ganze Familie – auf einen Streich.«
    »Das ist ganz schön verrückt«, stimmte er ihr zu.
    »Das hast du verdient, Lucien.«
    Er kam noch näher heran. »Hör mir zu, Francesca«, fuhr er in gepresstem Ton fort.
    »Bei allem, was diesen Deal angeht, stehe ich dir zur Verfügung. Bei allem«, betonte er mit hochgezogenen Augenbrauen. »Du musst mich nur anrufen, und ich komme oder mache das, was du brauchst, damit du dich mit der getroffenen Entscheidung wohl fühlst.«
    »Danke. Ich werde dich ganz sicher anrufen, nachdem ich den Vorschlag und den Vertragsentwurf gelesen habe. Dann möchte ich auch von den Risiken hören, von denen du gesprochen hast«, sagte sie dankbar, stellte sich auf ihre Zehenspitzen und küsste ihn auf die Wange. Lucien legte seine Hand auf ihre Schulter.
    »Willst du wirklich in Ians Penthouse wohnen?«, murmelte er so leise, dass nur sie es hören konnte.
    »Nein«, sagte sie. »Aber wenn ich immer nur vor meiner Vergangenheit davonlaufe, werde ich niemals eine Zukunft haben.«
    Lucien antwortete nicht, aber mit seinen grauen Augen blickte er sie besorgt aus seinem sonst düsteren Gesicht an.
    Mit einem Lächeln nahm Francesca die Tasse Tee von Mrs. Hanson entgegen und schob einen Stapel Papier zur Seite.
    »Kamille. Das wird Ihnen beim Einschlafen helfen. Sie sehen aus, als könnten Sie das brauchen. Ich habe Sie noch nie so dünn gesehen, Sie wirken erschöpft«, sagte Mrs. Hanson, als ihr Blick sorgenvoll über Francescas Gesicht glitt.
    »Danke. Sie kümmern sich so gut um mich«, erwiderte Francesca und nippte an dem heißen, beruhigenden Getränk, in der Hoffnung, Mrs. Hansons mütterliche Sorge damit besänftigen zu können.
    Alle vier – Gerard, James, Anne und sie selbst – waren nach dem Essen in Ians großem Bibliotheksbüro zusammengekommen, um sich an die Arbeit zu machen. In der Nähe des Kamins saß Anne und las, ein modische Brille auf der Nase und einen afghanische Decke auf den Knien, Ausschnitte aus dem Vertragsentwurf. James und Gerard saßen mit Francesca an dem ovalen Tisch und gingen verschiedene Abschnitte des Vertrages durch, unterbrochen nur von Francescas Nachfragen. Nicht ein einziges Mal wurden sie ungeduldig bei denen, wie ihr schien, Anfängerfragen. Die freundliche Unterstützung der beiden Männer ließ sie bescheiden werden.
    »Wir haben jetzt lange genug gesessen«, stellte Gerard fest und lehnte seinen langen Körper im Stuhl zurück, griff nach der Tasse Tee, die im Mrs. Hanson anbot, und bedankte sich freundlich bei ihr. Er blickte auf die Uhr. »Es ist jetzt zwei Uhr nachts. Sie sehen aus wie eine wandelnde Leiche, Francesca. Sie sollten jetzt schlafen gehen. Wir können es morgen früh weiter auseinandernehmen.«
    »Ich bin wirklich etwas müde«. Francesca rieb sich ihre Augen und spürte die Erschöpfung. Zögernd blickte Mrs. Hanson zu

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