Weil du mich fesselst
Tyake-Übernahme durchzuführen. Aber es war Ian nun einmal so wichtig, Noble Enterprises unbedingt privat zu halten.«
»Andere Firmen würden dieses Risiko möglicherweise eingehen. Die potenziellen Folgen sind fast vernachlässigbar.«
»Aber nicht im Fall von Noble Enterprises«, schloss Francesca und erwiderte Luciens Blick. »Nicht in Ians Fall.«
Luciens angedeutetes Nicken bestätigte ihr, dass sie es ganz in seinem Sinne richtig verstanden hatte.
»Dann sollten wir uns nach einer anderen Möglichkeit umsehen, um an das Geld zu kommen. Es gibt keinen Grund, noch länger damit zu warten.« Francesca beugte sich vor, denn sie verspürte plötzlich Tatendrang. »Begleitest du mich zu Gerard, James und Anne? Ich höre mir selbstverständlich ihre Argumente an, aber ich denke, dass ich meine Meinung, jetzt, wo ich deine Bedenken verstanden habe, wohl kaum noch einmal ändern werde. Das wird ihnen vermutlich nicht gefallen, nach all der Arbeit, die Gerard schon hineingesteckt hat. Anne und James schwärmen für ihn fast so sehr wie für Ian. Ich habe den Eindruck, als könne er in ihren Augen eigentlich nichts falsch machen.«
»Natürlich«, versprach Lucien und half Elise beim Aufstehen, »lasse ich dich dabei nicht allein.«
Sie hatte recht. Gerard, James und Anne waren von Francescas Zweifeln an dem ausgearbeiteten Plan überrascht und versuchten zunächst noch, sie wortgewandt umzustimmen. Luciens Unterstützung und Francescas Erzählungen von Gesprächen, die sie früher mit Ian geführt hatte und in denen er immer seinen Wunsch nach exklusiver Kontrolle über die Firma geäußert hatte, egal was es koste, konnten die drei dann aber überzeugen. Sogar Gerard, der in letzter Zeit eine Unmenge an Zeit und Arbeit in den Vertragsentwurf gesteckt hatte, gab schließlich zu verstehen, dass sie entscheiden müsse und er sie in jedem Fall unterstützen werde. Systematisch zählte er eine Reihe von anderen Möglichkeiten auf, wie man an Geld kommen könne. Das ganze Direktorium sammelte dann weitere Ideen, wobei Gerards Freundlichkeit ihn in Francescas Augen noch sympathischer werden ließ.
»Eine Menge Arbeit liegt vor uns, und die Zeit drängt«, warf Anne in einer Gesprächspause ein. Besorgt blickte sie zu James. »Dabei stehen Weihnachten und der Geburtstagsball vor der Tür.«
»Der Geburtstagsball?«, fragte Francesca neugierig.
»Ja, James und ich werden am Boxing Day, dem zweiten Weihnachtsfeiertag, fünfundfünfzig.« Anne strahlte zunächst Francesca, dann James an, und ihre leuchtenden Augen ließen Francesca an eine viel jüngere Frau denken. »In der Nacht nach Weihnachten haben wir eine ganze Menge vor. Schon seit Jahren hat es in Belford Hall keine Party mehr wie diese gegeben. Normalerweise waren wir in den vergangenen Jahren während der Feiertage immer in London«, fügte Anne hinzu und gab Francesca auf diese Art zu verstehen, dass sie Weihnachten dort mit ihrer Tochter Helen verbracht hatten.
»Wie schön. Das wusste ich nicht. Meinen Glückwunsch!«, sagte Francesca.
In Anne schien etwas vorzugehen.
»Aber du wirst doch dabei sein! Natürlich! Ich möchte, dass du mitkommst, fort von allen diesen Geschäftsdingen, du und …« Sie verstummte, als ihr klar wurde, was sie gerade sagen wollte. Dann besann sie sich. »Du musst gerade jetzt unbedingt dabei sein. Wir fünf sollten während dieser Suche nach Kapital zusammenbleiben. Lucien eingeschlossen. Eine andere Umgebung wird dir guttun, Francesca. Belford Hall ist in dieser Jahreszeit ein unvergesslicher Anblick. Wir werden ein ruhiges Weihnachtsfest verbringen, nur mit der Familie.« Ihre Augen weiteten sich, als hätte sie soeben einen Stromstoß verpasst bekommen. »Das ist es! Der perfekte Plan.«
James warf Francesca einen amüsierten Blick zu. Offensichtlich war er an Annes gelegentlich geniale Inspiration gewöhnt und versuchte schon seit Jahren nicht mehr, sie zu stoppen, wenn sie so in Schwung gekommen war.
»Du hast doch gesagt, dass du gerade ein Gemälde beendet und noch keinen Auftrag fürs neue Jahr hättest. Dein nächster Auftrag ist für Belford Hall«, sagte sie, als sei das ganz selbstverständlich. »Schon seit unserem fünfzigsten hatten James und ich vor, jemanden für ein Gemälde zu suchen. Doch wir sind nie so weit gekommen. Es war wohl Schicksal, dass wir bis jetzt damit gewartet haben. Kein anderer Künstler, den James und ich kennen, verbindet diese kreative Tiefe mit dem Verständnis für Architektur so
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