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Weil du mich fesselst

Weil du mich fesselst

Titel: Weil du mich fesselst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Kery
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Ödnis: der scharfe Schmerz des Begehrens. Gegen seinen Willen kam ihm Francescas wunderschönes, schmerzgeplagtes Gesicht in den Sinn, so, wie er sie am Abend zuvor auf seinem Computer gesehen hatte. Das Bild folterte ihn regelrecht. Er kniff seine Augen fest zusammen, um diesen bewegenden, packenden Eindruck zu vertreiben … und scheiterte.
    Wie üblich.
    Er tat dies nur für sie, rief er sich in Erinnerung. Würde er diesen Dämon nicht austreiben, wie könnte er dann ehrenvoll um sie werben? Wie könnte er sich ihr mit einem beschmutzten Geist anbieten? Sie, die doch Licht und Wärme war. Jeder beiläufige Blick, den sie ihm schenkte, enthielt mehr Liebe, als er je zuvor erfahren hatte, sogar mehr als er sich jemals vorstellen konnte, bevor sie in sein Leben getreten war.
    Nein … er würde sich nicht von Kam Reardon aus dem Gleichgewicht bringen lassen, einem weiteren Überbleibsel von Trevor Gaines. Er ließ sich nicht von seinem Halbbruder von seinem Weg abbringen.
    Wenn du nicht so bist wie dein perverser Vater, wie kommt es dann, dass du genau das tun willst, was dir gerade in diesem Augenblick durch den Kopf geht?
    Bei dieser tonlosen, sarkastischen Frage verzog er das Gesicht. Er sollte aufstehen und vielleicht noch eine Runde durch die Nacht laufen. Er könnte sich in seine Forschung über Trevor Gaines vertiefen und versuchen, die unzusammenhängenden Informationshäppchen, die er gesammelt hatte, zu einem sinnvollen Großen und Ganzen zu verbinden … er könnte irgendetwas tun, um seine Gedanken von dem Computer abzulenken, der dort auf dem Tisch stand.
    Noch eine weitere Minute lang lag er steif und unbewegt auf dem Bett, während in seinem Inneren eine Schlacht tobte. Er mühte sich so, dass ihm der Schweiß auf die Stirn trat.
    Und dennoch konnten auch all die Argumente und die stillen Rufe nach Selbstkontrolle ihn nicht davon abhalten, aufzustehen und sich den Computer zu nehmen. Er war, was er war, und zumindest das konnte er nicht kontrollieren oder sich aus dem Kopf schlagen. Mit einem Ausdruck grimmiger Unausweichlichkeit – zu der sich wilder Hunger und eine große Portion Selbstverachtung gesellten – setzte er sich auf das Bett und klickte auf das Video.
    Es war, als würde er sich masochistisch selbst prügeln, aber er tat es dennoch, weil er aus Erfahrung wusste, dass es ihm unmöglich war, dem Verlangen zu widerstehen. Möglicherweise hatte Reardon doch recht. Möglicherweise war er wie sein Vater.
    Nur Augenblicke später starrte er, völlig angefixt, auf Francescas edles Gesicht, wie sie die Ekstase erlebte.
    Er schaute den Film noch weiter, nachdem er gekommen war. Das Masturbieren verschaffte ihm keine wirkliche Befriedigung, aber er fühlte sich gut. Es war, als würde er sich in die eigene Haut schneiden, eines der wenigen Dinge, die seine Gefühllosigkeit durchstoßen konnten.
    Er wurde erst aufgescheucht, als sein Erguss auf seinem Bauch erkaltet war und ihn ein undeutliches Unbehagen erfüllte. Er blickte in sein Bild im Badezimmerspiegel, als er sich wusch, und dachte noch einmal an Kam Reardons irre Andeutung.
    Noch einmal über Kam Reardon nachdenken, dann ist Schluss.
    Natürlich.
    Reardon war ein weiteres von Gaines ’ leiblichen Kindern. Vielleicht lebte seine Mutter nicht weit von hier. Ganz sicher war nur, dass die Dorfbewohner vermuteten, dass Kam schon eine ganze Weile illegal auf dem Grundstück von Aurore lebte. Reardon war von allen illegitimen Kindern sicher das, das wohl noch am meisten von Gaines ’ Geheimnissen und Gedanken wusste. Er musste Ian einfach ein paar Fragen beantworten.
    Ian warf das Handtuch weg und verließ den Raum mit neu gewonnener Entschlossenheit.
    Am nächsten Morgen lief Francesca eilig den Flur Richtung Eingang entlang, um ihren Besucher zu begrüßen.
    »Vielen Dank, dass du gekommen bist«, sagte sie, kaum dass sich die Aufzugstür geöffnet und noch bevor sie Lucien richtig erblickt hatte. »Eigentlich wollte ich dich ja gar nicht stören, jetzt, wo Elise gerade nach Hause gekommen ist.«
    »Ich dachte mir schon, dass du das sagen würdest, also habe ich sie mitgebracht«, antwortete Lucien, als er, zusammen mit einer bezaubernden Frau mit blonden Haaren und großen Augen wie Saphire, aus dem Lift gestiegen war.
    »Elise«, murmelte Francesca, hin und her gerissen zwischen dem Unbehagen, dass sie sich nach dem tiefen Riss in ihrer Freundschaft so unvermittelt wieder gegenüberstanden, und der tiefempfundenen Freude, sie

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