Weil du mich fesselst
wiederzusehen. Elises warmes, schelmenhaftes Grinsen stand wie üblich in erstaunlichem Kontrast zu ihrer eleganten Schönheit. Außerdem trug es noch dazu bei, Francesca über ihre Verlegenheit hinwegzuhelfen.
»Sei ihm nicht böse. Er konnte mich einfach nicht abschütteln«, sagte Elise und blickte mit strahlenden Augen auf Lucien. »Ich habe mich an ihn gekettet und ihn einfach nicht wieder losgelassen.«
»Es freut mich, dass du das nicht getan hast.« Francescas Lachen war breit und frei. Die beiden Frauen fielen sich in die Arme. Francesca musste mehrfach blinzeln, als sie ihre Umarmung lösten und sie in Elises strahlendes Gesicht sah. »Ich habe gehört, dass du bei deinen Eltern warst? Du bist sicher völlig … erschöpft?«
Elises Lippen zitterten vor Freude. Sie hatte Francesca früher schon Geschichten erzählt über ihre … bunten , bemühten Eltern. Es waren nicht zuletzt Louis und Madeline Martin, die Elise zu ihrer Flucht nach Chicago getrieben hatten, als sie nach einer Möglichkeit suchte, ihr Leben erstrebenswert zu gestalten. Für eine bildschöne Erbin, der alles auf einem Silbertablett gereicht worden war, war es nicht immer einfach, dem Leben einen Sinn zu geben, hatte Francesca erfahren. Doch dank Luciens leitender Hand und Liebe im Zusammenspiel mit Elises Ehrgeiz und Talent hatten sie schließlich genau das doch noch erreicht.
»Erschöpft passt ganz gut. Louis und Madeline verlangen ganz schön viel von mir. Aber wie geht es dir?«, fragte Elise unverblümt und runzelte ihre Augenbrauen beim Blick auf Francesca.
»Gut. Mir geht es gut«, versicherte Francesca. »Aber … ich bin sehr froh, euch zu sehen. Euch beide«, fügte sie hinzu und schloss Lucien durch ihren Blick mit ein. Dann senkte sie zögernd ihre Augen, als sie bemerkte, wie ihre Freunde sie mitfühlend ansahen. »Es tut mir so leid … du weißt schon … dass ich deine Anrufe nie beantwortet habe. Das hatte nichts mit dir zu tun. Das war ein Fehler. Das ist mir klar, jetzt, wo ihr beide hier vor mir steht …«
»Sag so etwas nicht«, korrigierte Elise sie sanft und ergriff ihre Hand. Diese natürliche und elegante Geste ließ Francesca noch demütiger werden. »Wir sind doch Freunde. Lucien und ich, wir wissen beide, wie schmerzvoll das alles für dich gewesen ist.«
»Vielen Dank«, erwiderte Francesca ernsthaft und hoffte, Elise würde die tiefe Bedeutung hinter diesen zwei so kleinen Wörtern verstehen. »Kommt rein, und setzt euch. Ich hole uns etwas zu trinken.«
Eine halbe Stunde später saßen die drei zusammen im Wohnzimmer. Francesca hatte in einem Ohrensessel Platz genommen, Lucien und Elise saßen ihr gegenüber auf einem Sofa, die Hände locker ineinander verschränkt. Diese Geste der Wertschätzung und Vertrautheit drückte ihre Verbindung so stark aus, dass sie fast greifbar wurde. Sie freute sich, die beiden so glücklich zu sehen, und dennoch … schmerzte ihre Brust dumpf beim Anblick ihrer unerschütterlichen, ergreifenden Liebe.
Als Lucien geendet hatte, stellte sie ihr Mineralwasser mit Zitrone ab, an dem sie während seiner Erklärungen genippt hatte. Mit einem Seufzer lehnte sie sich zurück.
»Okay. Jetzt verstehe ich, was du gestern mit dem Hinweis meintest, wir sollten vorsichtig sein. Sollte Noble bei der kleinsten Sache mit seinen Verpflichtungen gegenüber der Investmentgesellschaft in Verzug geraten, würden Ians private Firmenanteile in die Hände Fremder übergehen.« Sie ballte ihre Fäuste bei diesem Gedanken. »Lucien, du hast recht«, fuhr sie kurz darauf fort, »Ian war immer eifrig darauf bedacht, hundert Prozent der Anteile seiner Firma selbst zu kontrollieren. Er wäre dieses Risiko nicht eingegangen, würde es sich irgendwie vermeiden lassen.«
»Aber denke daran, dass die Wahrscheinlichkeit eines solchen Verzugs minimal ist«, gab Lucien fairerweise zu bedenken. »Doch anders als bei einem Bankkredit könnte die Investmentgesellschaft laut Vertrag Anteile von Noble Enterprises als alternative Bezahlung einfordern. Das wäre nicht das erste Mal, dass so etwas passiert … es hat auch schon feindliche Übernahmen auf diesem Wege gegeben. Damit möchte ich aber nicht sagen, dass in dieser Situation hier irgendjemand etwas Hinterhältiges oder Böswilliges im Sinne hat …«
»Natürlich nicht«, murmelte Francesca. »Die Methode wird ja, wie du schon gesagt hast, regelmäßig genutzt, um schnell an verfügbare Mittel zu kommen. Sie könnte ein brauchbarer Weg sein, um die
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