Weil du mich fesselst
wie du, Francesca. Das ist die perfekte Lösung!«
James ’ amüsierte Miene wandelte sich in eine nachdenkliche. »Sie hat recht, Francesca. Das ist eine sehr gute Idee. Du wärst ideal für das Gemälde von Belford.«
»Das Bild soll die Schönheit von Belford Hall im Frühling zeigen … die Wälder, die Gärten. Es soll nicht so groß wie das sein, das du für Ian in den Noble Towers gemalt hast; ein viel intimeres für einen unserer Lieblingsräume, wo wir es Abend für Abend bewundern können.« Ein zärtlicher Blick traf James. »Du könntest bei deinem Besuch jetzt die ersten Skizzen anfertigen und dann zurückkommen, wenn alles erblüht ist«, fuhr Anne fort, die offenbar während des Sprechens ihre Pläne entwarf.
»Nun … vielleicht. Darüber muss ich nachdenken«, sagte Francesca verwirrt und von dem Themenwechsel aus dem Konzept gebracht. Sie musste zugeben, eine Ortsveränderung konnte genau das sein, was sie jetzt brauchte. Sie war noch nie in Belford gewesen, dabei hatte sie schon mehrfach im Haus von Ians Großeltern in London übernachtet, als sie Helen Noble im Krankenhaus besucht hatten. »Wir haben Belford Hall im Studium durchgenommen. Es wäre toll, es einmal leibhaftig zu sehen, geschweige denn, es zu malen.«
Anne ergriff eine ihrer Hände.
»Ich freue mich jetzt schon darauf, dir mein Haus zu zeigen.«
Francesca lächelte über Annes absolute Gewissheit und fand es herzerwärmend, sich so plötzlich der Anne gegenüberzusehen, die sie bislang immer nur in kleinen Ausschnitten erlebt hatte: eine scharfsinnige, unaufhaltsame, warme, charmante Frau, die die reichsten – und manchmal auch geizigsten – Menschen der Welt dazu bekam, ihre Scheckbücher für einen guten Zweck zu zücken.
»Und Lucien, du kommst auch mit«, ergänzte sie noch bestimmt. »Nicht nur wegen des Noble Enterprises-Deals, sondern weil James und ich Ians Bruder wirklich gerne näher kennenlernen möchten. Du bist ein Teil unserer Familie.«
»Vielen Dank«, sagte Lucien, der offensichtlich von Annes ehrlichem Anliegen gerührt war. »Aber dies ist das erste gemeinsame Weihnachtsfest von Elise und mir. Ich fürchte, sie wird damit nicht einverstanden sein«, fügte er hinzu und sprach damit für Elise, die während dieser Sitzung mit Mrs. Hanson in der Küche war. Elise war Köchin und beobachtete die erfahrene Haushälterin gerne, um noch etwas von ihr zu lernen.
»Dann kommt sie eben mit. Ich denke, wir dürften uns glücklich schätzen, ein solch angenehmes, lebendiges Mädchen unter uns zu haben. Ich habe sie früher schon einmal getroffen, wie ihr vielleicht wisst«, sagte Anne mit einem Blick zu Lucien und Francesca und einem neckischen Funkeln in den Augen. »Louis Martins Tochter bringt in jede staubige Veranstaltung einen Hauch frische Luft. Das wird mit ihr garantiert eine tolle Party.«
»Wenn du mit dem Hauch frischer Luft auch den Sturm von Tratsch und Klatsch meinst, hast du meine Frau perfekt beschrieben«, ergänzte Lucien mit einem großen, befreiten Lächeln im Gesicht.
Francesca nahm Gerards amüsierte Miene wahr und brach in lautes Lachen aus. Zum ersten Mal seit einer Ewigkeit.
Am Nachmittag gingen alle hinüber zu Noble Enterprises, um sich mit anderen Vorstandsmitgliedern und Verantwortlichen des Fusions-und Übernahmeteams zu besprechen. Sie unterbrachen diese Sitzung nur kurz für ein sehr vergnügliches Abendessen im Catch 35, bei dem Gerard alle mit Familiengeschichten unterhielt. Offensichtlich war Gerards Vater Cedric schon seit der Studentenzeit in Cambridge mit James eng befreundet, und es war wohl James, der ihm seine jüngere Schwester Simone vorgestellt hatte. Gerard spielte den Anekdotenerzähler und amüsierte alle mit Geschichten über James und seinen Vater als junge Männer. Er zeichnete das Bild von Cedric Sinoit als eine Art aufgeweckter Clown mit ansteckend guter Laune, der aber regelmäßig bei dem Versuch scheiterte, James zu übertreffen. Wieder lachte Francesca ausgelassen mit ihnen, und ihre Trauer wich für ein paar lebhafte Momente der Freude.
Die Komplexität der Übernahme blieb eine Herausforderung für Francesca, die Schwierigkeiten hatte, Dinge zu verstehen, die für Lucien oder Gerard schon zu einer zweiten Haut geworden waren. Wieder arbeiteten sie bis spät in die Nacht, um den Umriss eines Plans zu entwerfen, der sogar dann umgesetzt werden konnte, wenn die Mitglieder des Direktoriums nicht vor Ort in Chicago waren.
Es war schon lange nach
Weitere Kostenlose Bücher