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Weil du mich fesselst

Weil du mich fesselst

Titel: Weil du mich fesselst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Kery
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schon mit einem neuen Thema beschäftigt.
    »Wir alle fragen uns, wie es ihm geistig geht. Ich bin sicher, Sie auch. Ich mache mir natürlich Sorgen um Ian, aber ich mache mir ebenso große Sorgen um Anne und James. Es scheint, als müssten sie den Albtraum, als Helen verloren ging, noch einmal von vorne erleben.«
    »Wollen Sie damit sagen, dass Ian wie Helen ist?«, fragte Francesca skeptisch. »Gerard, Helen war schizophren. Das ist nicht dasselbe wie …«
    »Das weiß ich. Aber wenn er nicht … ganz ausgeglichen ist«, fuhr Gerard vorsichtig fort, »dann möchten wir ihn gerne unterstützen, ihm die Hilfe geben, die er braucht. Sie haben wirklich nicht die geringste Ahnung, wo er sein könnte? Keinen Hinweis oder auch nur eine Vermutung?«
    »Nein, nichts. Wir wissen beide, dass Ian sich auf jedem Quadratzentimeter dieser Erde zurechtfinden kann. Er kann überall sein«, sagte sie schroff. Ich bin die Katze, die frei umherstreift, und ich bin überall zu Hause. Ihr Herz zog sich zusammen bei der Erinnerung an diese ergreifende Zeile aus einer Kipling-Geschichte, die sie immer mit Ian verband, sogar schon bevor sie sich kennenlernten. Würde Ian jemals seinen Panzer ablegen können, den er trug, um sein selbstbestimmtes Alleinsein zu beschützen? Sie hatte gedacht er könnte. Früher einmal. Jetzt zweifelte sie daran, dass er sich jemals von seiner Vergangenheit würde befreien können.
    »Als ich mit ihm für ein paar Tage nach London gefahren bin, konnten wir kein tiefgehendes Gespräch führen«, fuhr sie nach einigen Augenblicken der Stille fort. »Der Gesundheitszustand seiner Mutter hat fast unsere gesamte Aufmerksamkeit beansprucht. Und nachdem sie gestorben war ist Ian einfach von der Bildfläche verschwunden. Zunächst habe ich die Nachbarn seiner anderen Wohnungen in verschiedenen Ländern angesprochen. Lin hatte mir die Telefonnummern vermittelt. Aber niemand wollte zugeben, ihn gesehen zu haben.«
    Über Gerards Gesicht wanderte ein Schatten.
    »Ja, wir haben bei der Suche nach ihm so ziemlich das Gleiche getan. James hat mich gebeten, bei einigen seiner Immobilien und in Hotels nachzuschauen, wo er sich sonst regelmäßig aufgehalten hat … ohne Erfolg.«
    Sie antwortete nicht. Selbstverständlich hatten sie nach Ian gesucht. Sie seufzte enttäuscht, dass die anderen dabei auch nicht weitergekommen waren als sie selbst.
    »Und um Ihre Frage von eben zu beantworten, ob wir noch verlobt sind – hier lautet die Antwort: nein.« Sie sprach es ruhiger aus, als es sich anfühlte. Sie hielt Gerards festem Blick Stand. »Ich habe Ians Ring abgelegt, als ich hier vor Monaten ausgezogen bin. Ich bin nicht mehr mit ihm verlobt. Ian muss das gar nicht verkünden. Seine Taten sind noch viel deutlicher als Worte.«
    Eine angespannte, sorgenvolle Miene ergriff von Gerard Besitz. Er stand auf, griff überraschend nach ihrer Hand und zog sie hoch.
    »Es tut mir leid. Mehr leid, als Sie sich vorstellen können. Ich wollte Ihnen nicht noch mehr Schmerzen bereiten, indem ich all das hier angesprochen habe.«
    »Es ist schon in Ordnung. Ich verstehe das. Ich weiß, dass Sie und die anderen hier wie auf rohen Eiern gehen.«
    »Ian hat einen Fehler begangen, indem er Sie so behandelt hat. Vielmehr ist er ein Dummkopf, dass er Sie verlassen hat. Sie sind nicht nur ungemein begabt, sympathisch und erfrischend, Sie sind auch so …«, er hielt inne. Sein Mund erstarrte beim Blick auf sie, der kurz über ihre bedeckten Brüste streifte und die ohnehin schon sensiblen Hügel vor Aufregung prickeln ließ. Seine Hände waren groß und warm und umschlossen ihre. Sein Körper berührte den ihren nicht, doch auch über diese Zentimeter Abstand hinweg konnte sie plötzlich seine männliche Stärke spüren. Sie verstummte, als er nach einer Strähne ihres Haares griff.
    »Wunderschön«, beendete er seinen Satz mit vorgerecktem Kinn.
    Sie sog seinen Geruch ein. Sie trat zurück, löste seinen Griff um ihre Hände und blickte auf den Kamin. Die Wendung der Ereignisse irritierte sie. Sie war noch nicht so weit, sich wieder auf einen anderen Mann einzulassen, schon gar nicht einen von Ians Verwandten. Wenn sie darüber nachdachte, erschien es ihr falsch, aber dennoch war da etwas viel Elementareres, das sie eben zu dem Rückzug gebracht hatte.
    Gerard fühlte sich falsch an. Er roch falsch.
    Sie blickte starr auf die weiße Marmorverkleidung des Kamins. Ihre Gedanken und Gefühle waren ein einziges, großes Durcheinander.
    »Ich bin

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