Weil du mich fesselst
müde, Gerard. Sie sollten jetzt gehen«, konnte sie noch sagen, mit dem Rücken zu ihm. Sie erstarrte, als sie seine Hand auf der Schulter spürte.
»Francesca.«
Sie wandte sich ihm zu und erwiderte nur widerwillig seinen Blick.
»Es ist nichts Falsches daran, jemanden zu brauchen«, sagte er ruhig, nur seine Nasenflügel bebten leicht. »Es ist nichts Falsches daran, Bedürfnisse zu haben. Wirklich nicht.«
Das Feuer in ihrem Körper hatte die ganze Zeit über gebrannt, doch in diesem Moment wusste sie, dass es idiotisch war zu glauben, es könnte wirklich durch ihre eigene Hand gelöscht werden … durch die Hand von irgendjemandem, mit Ausnahme einer Person.
»Das weiß ich. Aber manchmal ist der Augenblick der falsche.«
Irgendetwas geschah mit seinen Gesichtszügen. Er nickte kurz und nahm seine Hand zurück.
»Ich verstehe«, sagte er. Sie atmete erleichtert auf, als er sich abwandte. »Ich wollte Ihnen heute wirklich nur meine Bedenken mitteilen, was Ihre Fahrt nach Belford Hall angeht. Ich glaube nicht, dass Sie für so etwas schon bereit sind.«
»Bereit? Aber Sie haben gedacht, dass ich für so etwas schon bereit bin?«, fragte sie und blickte bedeutungsvoll auf den Raum zwischen ihnen.
»Nein, aber ich hatte gehofft, Sie könnten Trost annehmen.«
Ihr Lächeln war eine Mischung aus Belustigung und Fassungslosigkeit.
»Ist es das , was Sie mir anbieten wollten, als Sie heute Nacht herkamen?«
Seine Miene verhärtete sich. Urplötzlich konnte sie ganz direkt jene Schärfe sehen, wie die Schneide eines Rasiermessers, die ihn zu diesem herausragenden Geschäftsmann machte.
»Ja. Fürs Erste«, sagte er.
Sie blieb unbeweglich vor dem Kamin stehen. Ihr ungläubiges Lächeln war bereits Vergangenheit, als sie ihn das Zimmer verlassen sah.
KAPITEL 3
Am nächsten Abend bestiegen Gerard und Francesca zusammen mit Anne und James im Gebäude von Noble Enterprises den Fahrstuhl. Sie waren gut gelaunt, schließlich hatten sie am Nachmittag eine erfolgreiche Sitzung mit dem Fusions-und Übernahmeteam hinter sich gebracht. Die ersten Liquidierungen von Vermögen und Gespräche über die Übernahme waren leichter und schneller vonstattengegangen, als alle gedacht oder erhofft hatten. Natürlich konnten immer noch Hindernisse auftauchen, und doch war es recht wahrscheinlich, dass Noble Enterprises Tyake schon bald im neuen Jahr übernommen haben würde. Francesca hatte solches Interesse und Engagement dabei entwickelt, dass ihr gar nicht mehr immer bewusst war, dass sie all dies für Ian tat.
Als einige Mitglieder des Fusions-und Übernahmeteams diskret anmerkten, sie würden jetzt gerne hinunter ins Restaurant Fusion zur jährlichen Noble Enterprises Weihnachtsparty gehen, beendete Anne kurzerhand die ganze Sitzung und scheuchte alle Angestellten nach unten.
»Das war mir gar nicht klar. Lucien sollte sich schämen, dass er uns nichts erzählt hat«, schimpfte Anne, als der Fahrstuhl sich Richtung Lobby in Bewegung gesetzt hatte, und meinte damit die Tatsache, dass Lucien, nachdem er fast den ganzen Tag mit ihnen zusammengearbeitet hatte, am frühen Abend mit dem Hinweis aufgebrochen war, er hätte noch Geschäftliches zu erledigen. Dieses »Geschäftliche« war, wie sich nun herausstellte, die Vorbereitung der großen Firmenfeier im Fusion. Der Fahrstuhl hielt in der Lobby des Noble Towers, und sie stiegen aus. Ein helles Licht flammte auf und blendete Francesca.
»Hau ab hier, verdammt noch mal!«, brüllte Gerard. Der Mann, der sie gerade fotografiert hatte, hastete durch die Lobby und die Drehtür hinaus auf die Straße. Verärgert blickte Gerard sich um. »Diese blöden Fotografen. Die Nachricht von der Tyake-Übernahme ist wohl irgendwie durchgesickert.«
»Meinen Sie nicht, die Presse geht der Spur nach, dass Ian verschwunden ist?«, fragte Francesca nervös. Die Tatsache, dass Ian Noble Enterprises derzeit nicht selbst leitete, war seit seinem Untertauchen geheim gehalten worden. Ian war schließlich als brillanter Kopf der Firma bekannt. Würde publik, dass er nicht anwesend war, könnte das Vertrauen in die Noble-Produkte darunter leiden.
Gerard schüttelte den Kopf.
»Nein, darum geht es nicht. Hier geht es nur darum, dass die Zeitungen sich gut verkaufen. Und jeder war neugierig auf Ians wunderschöne Verlobte«, erklärte er und schenkte ihr ein kleines Lächeln. »Aber Ian hat Sie immer unter Verschluss gehalten. Ich vermute, die erhoffen sich hier die Chance, Ihr Gesicht für die
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