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Weil Ich Euch Liebte

Weil Ich Euch Liebte

Titel: Weil Ich Euch Liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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zurück.
    »Bin gerade dabei!«
    Rechts vor mir klingelte ein Telefon. Nach dem fünften Mal hörte es auf. Offensichtlich hatte Theo es so eingestellt, dass es danach auf die Mailbox umschaltete.
    Die Taschenlampe hin und her schwenkend, stapfte ich durch hohes Gras.
    »Noch mal!«, rief ich.
    Sekunden später klingelte das Telefon wieder. Jetzt schon deutlich näher.
    Rechts von mir stand eine Baumgruppe. Das Klingeln hörte sich an, als käme es von dahinter.
    Jetzt hatte es aufgehört.
    Ich ging weiter, schwenkte auch die Lampe weiter hin und her.
    »Was siehst du?«, rief Sally.
    »Er muss sein Handy hier draußen verloren haben« sagte ich über die Schulter. »Ruf noch mal an.«
    Als das Telefon diesmal läutete, zuckte ich vor Schreck zusammen, so nahe klang es. Es musste rechts hinter mir sein. Rasch drehte ich mich um, und der Lampenstrahl fiel auf die Stelle, von der das Läuten kam.
    Das Handy steckte anscheinend noch in einer von Theos Vordertaschen. Der Klingelton musste ziemlich laut eingestellt sein, was auch nicht verwunderlich war, wo Theo doch auf Baustellen arbeitete. Dort ging es immer laut zu. Wäre es leiser gewesen, hätte ich es nie gehört, denn Theo lag auf dem Bauch.
    Seine Arme waren über dem Kopf ausgestreckt, und seine Beine irgendwie unnatürlich gespreizt. Im Lichtkegel der Taschenlampe glänzten die feuchten Blutflecken auf seinem Hemdrücken wie Öl.

Dreiundvierzig
    Ich hatte nicht bemerkt, dass Sally mir hinterhergekommen war, und als sie zu schreien anfing, erschreckte sie mich fast zu Tode. Ich legte die Arme um sie und stellte mich mit dem Rücken zu Theos Leiche, so dass Sally sie nicht sehen konnte. Außerdem leuchtete so die Lampe nach oben in die Bäume hinein, sie würde also auch nicht viel sehen, wenn sie hinter mich blickte.
    »O Gott«, sagte sie. »Ist er das?«
    »Ich glaube«, antwortete ich. »Ganz nah rangegangen bin ich zwar nicht, aber es sieht schon so aus.«
    Sie klammerte sich an mich. Zitterte. »O Gott, o Gott, Glen, o Gott!«
    »Ich weiß, ich weiß. Wir müssen zum Haus zurück.«
    Mir war ziemlich rasch klargeworden, dass der, der Theo das angetan hatte, womöglich noch in der Nähe war. Hier im Wald konnte es gefährlich für uns werden. Wir mussten weg und die Polizei verständigen. Aber auch das Wohnmobil schien mir nicht gerade der sicherste Ort, das zu tun.
    »Komm mit«, sagte ich.
    »Wo gehen wir denn hin?«
    »Zu meinem Wagen. Komm schon. Schnell.«
    Ich trieb sie vor mir her aus dem Wald, über den Vorplatz, die Holperpiste hinunter zu meinem Pick-up. Ich schubste sie auf den Beifahrersitz und rannte dann auf die Fahrerseite. So sinnlos das zwei Stunden vor Sonnenaufgang auch war, blickte ich mich dennoch ständig nach Theos Mörder um, der vielleicht gerade Sally und mich ins Visier nahm.
    Ich wusste nicht, ob Theo erschossen worden war, ich nahm es nur an. Hier draußen auf dem Land konnte man ohne weiteres ein, zwei Schüsse abfeuern, ohne dass jemand etwas hörte. Und selbst wenn jemand sie hörte, würde er kaum etwas unternehmen.
    Im Augenblick waren wir lebende Zielscheiben, sogar im Wagen. Sally murmelte immer noch »O Gott« vor sich hin, als ich schon den Motor startete und den Vorwärtsgang einlegte.
    »Warum fahren wir weg?«, fragte sie. »Warum flüchten wir?«
    »Wir kommen ja zurück«, sagte ich, »aber erst rufen wir die Polizei.«
    Beim Losfahren trat ich so fest aufs Gaspedal, dass unter mir der Kies vom Bankett aufspritzte. Die Hinterreifen quietschten, als sie die Fahrbahn berührten. Das Lenkrad hatte ich so fest umklammert, dass mir die Hände weh taten. Wir waren etwa einen halben Kilometer mit hundert Sachen gefahren, da erregte etwas im Rückspiegel meine Aufmerksamkeit.
    Scheinwerfer.
    »Hallo«, sagte ich.
    »Was ist?«, fragte Sally.
    »Da ist jemand hinter uns.«
    »Wie meinst du das? Jemand, der uns verfolgt?«
    »Keine Ahnung.«
    Ich konnte zwar nicht erkennen, ob es ein Personenwagen oder ein Pick-up war, aber eines war unverkennbar: Die Scheinwerfer in meinem Rückspiegel wurden immer größer.
    Ich beschleunigte auf hundertzehn. Dann auf hundertzwanzig.
    Sally drehte sich um. »Hängen wir ihn ab?«
    Alle zwei Sekunden sah ich in den Rückspiegel. »Ich glaube nicht.« Ich spürte mein Herz in meiner Brust hämmern. »Also gut, mal sehen, was er macht, wenn ich langsamer fahre.«
    Ich nahm den Fuß vom Gas, und der Wagen wurde langsamer, bis er wieder annähernd am Tempolimit war. Die Scheinwerfer in meinem

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